Die Mehrheit des Stadtrates will jetzt das Heft in die Hand nehmen und die Zukunft der einstigen US-Siedlung gestalten.
Viele Wege führen nach Rom, heißt es. Doch wie viele Wege führen zu einer Wiederbelebung der Marshall-Heights, der einstigen US-Housing-Area am nordwestlichen Kitzinger Stadteingang? Und welcher Weg ist der beste? Darüber waren sich Stadtrat und Verwaltung am Donnerstagabend nicht ganz einig.
Es hat sich schon einiges getan seit dem Abzug der US-Army vor gut sechs Jahren. Einige Militärflächen hat die neue Eigentümerin, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), bereits vermarktet. Die Larson-Barracks sind zum Innopark geworden, am Richthofen-Circle entstand ein Freizeit- und Reitareal. Für die größte Fläche, die Harvey-Barracks rund um den Flugplatz, läuft derzeit die heiße Entscheidungsphase des Bieterverfahrens. Was aus der früheren Housing-Area, den Marshall-Heights mit 870 Wohneinheiten, werden könnte, ist derzeit jedoch völlig offen - nachdem der Traum vom Klinik-Neubau geplatzt ist.
Bevor die Bausubstanz irreparable Schäden aufweist, müsse sich der Stadtrat "dringend" mit der Zukunft dieses immer noch leer stehenden Areals befassen, meint die Kommunale Initiative Kitzingen (KIK) - und bis hierhin stimmt die Stadtverwaltung gerne zu. Doch KIK-Fraktionschef Klaus Christof möchte einen anderen Weg einschlagen als Bauamtsleiter Oliver Graumann und sein Team.
Christof setzt auf die Eigendynamik des Stadtrates Während Graumann vorschlug, eine öffentliche Diskussion im Stadtrat konzeptionell vorzubereiten, also die Grundlagen hinsichtlich städtebaulicher und wirtschaftlicher Entwicklungsmöglichkeiten von der Verwaltung erarbeiten zu lassen, setzte Christof auf die Eigendynamik des Stadtrates. Er beantragte, zunächst Vermarktungsexperten anderer Konversionsstädte nach Kitzingen einzuladen; dann soll der Stadtrat in einer Sondersitzung seine Entwicklungsziele beschließen. Christof: "Wir sollten frei über die ganze Breite der Möglichkeiten diskutieren und nicht erst die Verwaltung Vorgaben machen lassen."
Dass die Verwaltung bereits in Kontakt zu Erfahrungsträgern anderer Kommunen stehe, betonte der Bauamtsleiter. "Wir sind gar nicht so weit voneinander entfernt", meinte Graumann begütigend in Christofs Richtung - und der KIK-Chef grinste.
Saures bekam Christof von CSU-Sprecher Andreas Moser (CSU) zu hören. Die KIK wolle den Bürgern nun den Anschein geben, in den Marshall-Heights etwas bewegen zu wollen, obwohl sie vorher gegen das Ziel "Gartenstadt mit Gesundheitszentrum" gekämpft habe.
"Die negative Stimmung, die dann in der Bevölkerung entstanden ist, hat die bisher einzige reelle Entwicklungschance an dieser Stelle zum Scheitern gebracht", schob Moser Christof den Schwarzen Peter zu - und erntete dafür empörte Zwischenrufe nicht nur von Seiten der KIK.
"Keine Zwischenrufe!", verbat sich Oberbürgermeister Siegfried Müller (UsW) persönliche Angriffe. Moser schlug nach weiteren Ausführungen schließlich vor, einen Runden Tisch mit allen Beteiligten und Verantwortlichen zu bilden, denn: "Wir haben momentan überhaupt kein Konzept." In Richtung Verwaltung meinte Moser, Kitzingen müsse bei den politisch Verantwortlichen mehr Druck machen.
Seehofers Versprechen Das ließ Müller so nicht stehen. Er betonte, dass Abgeordnete sämtlicher politischer Richtungen in Kitzingen waren, selbst Ministerpräsident Seehofer, der vor Ort sogar Zusagen gemacht habe, "die er bis jetzt nicht eingehalten hat". Moser habe aber insofern Recht, als "man nur an einem Tisch mit dem Bund, der BImA, vorwärts kommt".
Deutlich härter sprang Karl-Heinz Schmidt (UsW) mit Moser um. "Da nützen auch langatmige Vorträge nichts, wenn am Ende nichts dabei herauskommt", kritisierte er die mehrseitige Stellungnahme, die Moser verlesen hatte. Der UsW-Chef stellte fest, dass der Stadtrat definieren müsse, wohin er will, und verlangen, dass die
BImA ihn ins Bieterverfahren integriert. "Wir müssen aus der Passivität heraus!"
Nach einer Viertelstunde weiteren Hin- und Her-Diskutierens stimmte am Ende mit 15:12 die Mehrheit für Christofs KIK-Antrag. Aber wie wird dieser umgesetzt? Der Beschluss be-inhaltet keinen Auftrag an die Verwaltung. Das heißt, das Team um Bauamtschef Graumann wird die Sondersitzung nicht vorbereiten.