Marco Maiberger ist seit 15 Jahren für den Mainschleifen-Tourismus zuständig. Wie er die Corona-Krise sieht und wie die Zeit danach aussehen könnte, sagt er im Interview.
Eine menschenleere Volkacher Altstadt, 1500 leere Gästebetten und ein Millionenschaden: Corona beutelt die touristisch orientierte Mainschleife gerade ganz besonders. Wie sieht Tourismus-Chef Marco Maiberger die Situation?
Frage: Ostern ohne Touristen an der Mainschleife - wie fühlt sich das an?Marco Maiberger: Absolut komisch! Geschlossene Hotels, Gastrobetriebe, die ihre Speisen normalerweise im Restaurant und nun to go verkaufen. Kein Start in die Ausflugs-Schifffahrtssaison, kein Mainschleifenbahn-Startschuss, kein Marktplatzkonzert am Ostersonntag, keine Flusskreuzfahrtschiffe. Ostern 2019 hatten wir Superwetter wie in diesem Jahr. Damals gab es einen Bilderbuch-Saisonstart. In diesem Jahr herrscht aus den bekannten Gründen absoluter Stillstand. Ich bin jetzt 15 Jahre für den Mainschleifen-Tourismus zuständig, da habe ich schon einige Höhen und Tiefen um diese Zeit erlebt. Aber die Corona-Situation ist absolut außergewöhnlich.
Wie abhängig ist die Mainschleife vom Tourismus?Maiberger: Der Tourismus ist für die Mainschleife ein wichtiger Wirtschaftszweig: 2017 wurde er mit 33,7 Millionen Euro alleine für Volkach beziffert. Rund 1000 Menschen verdienen in Volkach direkt oder indirekt ihr Einkommen mit dem Tourismus. Zahlreichen Betrieben brechen Einnahmen weg. Dabei gilt es nicht nur auf die klassischen Tourismusbetriebe wie Hotels, Restaurants und Cafés zu achten. Der örtliche Einzelhandel, Handwerksbetriebe, Bäcker und Metzger sind ebenfalls Nutznießer der Tourismuswirtschaft. Aktuell fallen Einnahmen teilweise komplett aus, Investitionen werden geschoben, weil die Situation für viele Betriebe ungewiss ist.
Von welchen Zahlen sprechen wir? Wie viele Betten gibt es?
Maiberger: Wir reden von rund 1500 Gästebetten in der Region. Die Buchungen für die kommenden Monate sind zurückhaltend, bleiben aus oder werden storniert. Die Menschen warten ab, wie sich die Situation weiterentwickelt. 2019 haben wir in Volkach, Nordheim und Sommerach rund 240 000 Übernachtungen in statistisch erfassten Betrieben registriert - alleine in Volkach ein Übernachtungsplus von sechs Prozent. Die Monate März und April sind dabei Vorsaison-Monate. Die Buchungssituation ist hier in der Regel stark wetterabhängig.
Ist Ostern normalerweise das Top-Geschäft des Jahres?Maiberger: Vom Top-Geschäft des Jahres würde ich nicht sprechen. Das gilt eher für den Zeitraum Mitte August bis Anfang Oktober. Trotzdem darf man Ostern einnahmetechnisch nicht unterschätzen. Ist Ostern erst im April und passt das Wetter, spült er es den touristischen Betrieben nach einer Durststrecke im Januar, Februar und März wieder Geld in die Kassen.
Von welchem Schaden muss man ausgehen?Maiberger: Den wirtschaftlichen Schaden kann ich schwer beziffern. Wir wissen aber aufgrund der Studie 'Wirtschaftsfaktor Tourismus - Stadt Volkach', dass ein Tagesgast rund 30 Euro pro Tag, ein Wohnmobilist rund 43 Euro pro Tag und ein Übernachtungsgast rund 81 Euro pro Tag ausgibt. Mit diesen Zahlen kann man den finanziellen Ausfall hochrechnen.
Welche Veranstaltungen mussten abgesagt werden?Maiberger: Wir haben zwei weinkulinarische Events mit rund 200 Teilnehmern abgesagt. Die Eröffnung der Tourismussaison am Ostersonntag entfällt. Das Weinfest in Nordheim haben wir in Absprache mit den beteiligten Winzern bereits abgesagt. Das 60. Jubiläumsweinfest soll 2021 gefeiert werden. Aktuell warten wir ab, welche Regeln nach dem 19. April für Veranstaltungen gelten. Entsprechend den Vorgaben wird dann über weitere Veranstaltungen entschieden.