Horst Zimmermann ist Lebensmittelretter und Menschenfreund. Er sucht händeringend zuverlässige Kollegen mit Führerschein für die Fahrten der Kitzinger Tafel.
Freundlicher Händedruck, lebenslustiges Grinsen: So kennt man Horst Zimmermann in der Siedlung. Und nicht nur da. Seit zwölf Jahren transportiert Zimmermann Lebensmittel durch den Landkreis – zugunsten von Menschen, die von Armut betroffen sind. Mittlerweile koordiniert er sämtliche Fahrten für die Kitzinger Tafel. Der Siedler macht das gern. Aber inzwischen ist die Personaldecke so dünn, dass er um Hilfe ruft: „Wir brauchen dringend weitere Fahrerinnen und Fahrer, Beifahrerinnen und Beifahrer!“
Das „Problem“ ist: „Der Job ist ehrenamtlich.“ Sprich: unbezahlt. Jeder, der sich im Sprinter oder im Kühlauto hinters Steuer oder auf den Beifahrersitz setzt, tut das unentgeltlich. „Die Leute sind natürlich versichert“, betont Zimmermann. „Aber Geld verdient man bei uns nicht.“ Entlohnt werde man dennoch, sagt Zimmermann und zwinkert mit den Augen: „Die Arbeit bei der Tafel hält jung!“
Zimmermann ist selbst das beste Beispiel dafür, dass diese These stimmt. Er wird demnächst 75 Jahre alt und ist aktiv wie eh und je. „Die Leute brauchen uns ja“, erklärt er seinen Antrieb. Manfred Seigner, 1. Vorsitzender der Kitzinger Tafel, fügt hinzu: „Wenn man die leuchtenden Augen der Menschen sieht, die sich bei der Tafel mit Lebenswichtigem eindecken können, dann gibt einem das neue Kraft.“
Diese Kraft brauchen die Helfer auch. Von Montag bis Samstag steht jeden Vormittag eine „Einsammel-Tour“ auf dem Plan. Manchmal kommt nur der Sprinter-Kleinbus zum Einsatz, oft aber auch das Kühlfahrzeug, je nach Ware. „Wir fangen zirka um halb acht an und sind dann bis Mittag fertig“, berichtet Horst Zimmermann. Angesteuert werden Einkaufsmärkte in Kitzingen, Iphofen, Wiesentheid, Dettelbach und Volkach. „Dort holen wir qualitativ einwandfreie Lebensmittel ab, die im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verkauft werden können, weil zum Beispiel das Mindesthaltbarkeitsdatum bald abläuft. Ohne uns würden diese Waren – obwohl sie noch tadellos sind – einfach im Müll landen.“
Auch Backwaren vom Vortag, Waren in beschädigter oder eingedrückter Verpackung und Obst sowie Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern stehen an den Märkten bereit, um zur Kitzinger Tafel gebracht zu werden. „Wir haben eine recht kollegiale Verbindung zu Edeka-Märkten, Aldi, Lidl und Rewe“, betont Manfred Seigner. Mangelhafte Ware sortieren die Mitarbeiter gleich an Ort und Stelle aus. „Es ist gut, wenn man zu zweit unterwegs ist, dann kann man sich gegenseitig beim Beladen des Fahrzeugs helfen“, erklärt Horst Zimmermann. „Wir haben auch zwei Frauen, die regelmäßig Touren übernehmen. Die gehen mit einer Tatkraft da ran, davor kann man nur den Hut ziehen.“
In Zweier-Teams unterwegs
Sobald die Lebensmittelspenden im Depot – im Kitzinger Bauhof, Äußere Sulzfelder Straße – angekommen sind, bereiten Ehrenamtliche die Ausgabe vor. Zweimal pro Woche öffnen sich die Türen, vor denen die Menschen schon Schlange stehen.
Insgesamt 700 Bedürftige, darunter 300 Kinder, haben die Berechtigung, bei der Tafel in Kitzingen Nahrungsmittel und Waren des täglichen Bedarfs zu holen, stellt Herbert Müller fest. Der Ehrenamtliche aus Neuses am Berg tut jeden Donnerstag von 11 bis 16 Uhr Dienst im Kitzinger Tafelbüro, das sich im Paul-Eber-Haus befindet. Dort stellt er Menschen, die von Armut betroffen sind, Berechtigungsscheine aus. Er sagt: „Durch den Ukraine-Krieg sind in den vergangenen Monaten knapp 100 Menschen zusätzlich dazugekommen. Ich habe bei der Erfassung von unfassbaren Schicksalen erfahren, die einen sehr mitnehmen.“ Müller ist froh und dankbar, dass die spontane Spendenbereitschaft vieler Privatleute und Unternehmen es ermöglichte, den Geflohenen direkt und zunächst auch ganz unbürokratisch mit dem Nötigsten zu helfen.