Warum ein Weingut aus dem Gemüseort Segnitz die höchste bayerische Auszeichnung für Winzer erhält – und was eine Hochzeitsurkunde damit zu tun hat.
Den Bayerischen Staatsehrenpreis betrachten die Beiden als Krönung ihres 25-jährigen Strebens nach Qualität. Entsprechend zufrieden sitzen Herbert Müller und seine Frau Gertrud Kreglinger–Müller in der guten Probierstube und strahlen, während sie von ihrer Arbeit in Weinberg und Keller und von ihrer Philosophie erzählen.
Am Ende jeden Jahres vergibt das Bayerische Staatsministerium einen Ehrenpreis in vier Kategorien an die besten Winzer im Freistaat. Eine große Konkurrenz gibt es traditionell bei den Betriebsgrößen von 5 bis 15 Hektar. 109 der 750 fränkischen Direktvermarkter sind genau in dieser Größenordnung angesiedelt. „Umso schöner, dass wir den Preis erhalten haben“, sagt Herbert Müller und strahlt.
Familienweingut par excellence
Seit 1830 gibt es das Weingut Kreglinger in Segnitz. Sechs Generationen haben dort vor den heutigen Besitzern ihre Spuren hinterlassen. Besonders dankbar sind die beiden Rosa und Peter Kreglinger. „Meine Eltern haben den Grundstein für unseren modernen Betrieb gelegt“, sagt Gertrud Kreglinger-Müller. Dass ihr Vater im Mai dieses Jahres verstarb und die Auszeichnung nicht mehr miterleben konnte, bewegt die 56-Jährige sehr. „Er hat immer mal wieder gesagt, wie schön es doch wäre, wenn wir den Ehrenpreis gewännen.“
Als „Familienweingut par excellence“ bewertet das Ministerium das Segnitzer Unternehmen. Und das völlig zurecht. Sohn Martin und Tochter Linda sind mit ihren Partnern Alexa und Niyaz in die Arbeit eingebunden – als mittlerweile achte Generation. Etwa dreimal im Jahr – bei der Weinlese oder dem Ausschneiden im Frühjahr – setzen die Segnitzer Hilfskräfte ein. Ansonsten sind alle Arbeitsschritte in der Hand der Familie. „Als Winzer bist du der letzte Mohikaner“, sagt Herber Müller und lacht. In keinem anderen Beruf sei man für alle Arbeitsschritte selbst verantwortlich – von der Pflanzung der Rebstöcke über deren Pflege, dem Ausbau des Lesegutes im Keller bis hin zum Vertrieb, Verkauf und dem Marketing. „Wir fahren unsere Weine sogar selbst aus“, berichtet Gertrud Kreglinger-Müller. Bis zu zehn Mal im Jahr gibt es Lieferungen Richtung Norden, nach Kiel und Hamburg, nach Süden Richtung Landeshauptstadt München oder in den Ruhrpott. Mindestens ein Familienmitglied ist immer mit dabei. „Ehrensache“, sagt Herbert Müller. „Wir stehen ja schließlich auch für die Marke Kreglinger.“
Keine langen Wege
Der direkte Kontakt mit den Kunden zahlt sich aus, die Qualität der Produkte und der Service sprechen sich herum. Rund 80 Prozent ihrer Erzeugnisse gehen direkt an die Kunden, der Rest an die örtliche Gastronomie. „Seit Corona gibt es da natürlich Einbußen“, sagt Gertrud Kreglinger-Müller. Viele Restaurants musste monatelang schließen. Dem Verkauf ab Weingut hat die Pandemie hingegen keinen Abbruch getan. Auch die Wohnmobilisten, die in Segnitz und Marktbreit nahe Stellplätze finden, werden oft zu neuen und treuen Kunden. „Aber auch zu den neugierigsten“, sagt Herbert Müller.
Wenn es die Zeit erlaubt, nimmt er die Kunden auch mal mit in die Weinberge und zeigt ihnen vor Ort, welche Arbeit gerade ansteht. Lange Wege müssen sie dafür nicht zurücklegen. „Unsere zwölf Hektar sind alle innerhalb von zehn Minuten zu erreichen“, berichtet Gertrud Kreglinger-Müller. Ganz bewusst habe man auf den Ankauf von Flächen in anderen fränkischen Gebieten verzichtet. „Ich will ein Gefühl für meine Weinberge entwickeln“, erklärt ihr Mann. „Und im Notfall auch schnell vor Ort sein.“
Stolz auf den Rieslaner
Dass der Segnitzer Pfaffensteig oder der Frickenhäuser Kapellenberg nicht das gleiche Renommee wie ein Escherndorfer Lump oder ein Iphöfer Julius-Echter-Berg genießen, ist den beiden klar. „Aber das sind beides 1A-Lagen“, versichert Herbert Müller. Südausrichtung, Muschelkalk, eine gewachsene Humusschicht. Dass die Hänge nicht so steil sind wie in manchen Lagen an der Mainschleife oder am Schwanberg spiele wegen der Klimaveränderung keine Rolle. „Wir haben auch so genug Sonneneinstrahlung.“