Wie lassen sich die Bürger überzeugen?Engelhardt: Ein Weg wäre es, sie mit einzubinden, beispielsweise indem sie sich beim Bau von Windkraft- oder Photovoltaik Anlagen finanziell und in der Planung beteiligen. Ansonsten braucht man, denke ich, viel Überzeugungsarbeit.
Solaranlagen nehmen viel Platz in Anspruch.Engelhardt: Weshalb wir sie zuvorderst auf den Dächern ausbauen müssen. Der Vorschlag von Ministerpräsident Söder, sie auf gewerblich genutzten Gebäuden obligatorisch zu machen, zielt schon mal in die richtige Richtung. Auch bei Wohnbebauung sollten solche Anlagen zur Regel werden.
Wird es reichen, die Dächer mit Solaranlagen zu bestücken?Engelhardt: Nein, um die 67 Gigawatt zu erreichen, müssen wir auch Solaranlagen auf der Fläche fördern, zuerst natürlich entlang Bahnstrecken oder – wie in Kitzingen – an Flugplätzen. Aber sie müssen auch auf die Grüne Wiese.
Was in Widerspruch zu einem anderen Ziel des Bundes für Umwelt- und Naturschutz steht, dem Artenschutz.Engelhardt: Nicht unbedingt. Dank der so genannten aufgeständerten Montagesysteme lassen sich die Flächen unter den Modulen einsäen, Lebensräume für Insekten und Reptilien schaffen. Das ist allemal besser als Monokulturen aus Mais.
Mais ist die Grundlage für Biogasanlagen. Die brauchen wir nicht mehr?Engelhardt: Es gibt Zeiten, in denen keine Sonne scheint und nicht genug Wind weht. Da helfen diese Anlagen, um dennoch Strom zur Verfügung zu stellen. Aber grundsätzlich ist ihr Energieertrag zu gering, um diesen Aufwand und Flächenverbrauch insgesamt zu rechtfertigen. Ein Hektar Photovoltaik erzeugt etwa 50-mal so viel Strom, wie Mais, der durch die Biogas-Anlage läuft.
Auch aufgeständerte Photovoltaikmodule verbrauchen Fläche, die wir unter anderem zur Lebensmittelerzeugung brauchen. Es kann doch nicht sinnvoll ein, das Getreide oder den Mais dann aus Südamerika zu importieren.Engelhardt: Das ist richtig, wir werden etwa zwei Prozent unserer Landesfläche für die Erzeugung der notwendigen erneuerbaren Strommengen benötigen. Auch bisher nicht landwirtschaftlich genutzte Flächen von geringerem ökologischem Wert kämen dafür in Frage. Eine Steigerung der Lebensmittelimporte wäre dann wohl nicht nötig, vor allem, wenn es gelänge, die für die Erzeugung von Futtermitteln benötigte Fläche zu reduzieren.
Innerhalb des Bundes für Umwelt- und Naturschutz gibt es auch andere Stimmen.Engelhardt: Natürlich, wir sind ein Verband mit rund 230.000 Mitgliedern und vielen engagierten Aktiven in Bayern. Da gibt es auch unterschiedliche Meinungen und Herangehensweisen.
Es gibt Mitglieder, die den Artenschutz über alles stellen.Engelhardt: Wir können nicht überall Tabuzonen einrichten, die den Ausbau der erneuerbaren Energieträger verhindern. Dennoch gilt es, den Ausbau so arten- und biotopverträglich wie möglich zu gestalten.
Klingt nach einem Umdenken?Engelhardt: Ja, ich bin froh, dass wir uns bei Landesvorstands- und Landesbeiratssitzungen der letzten Zeit bezüglich der Öffnung von Freiflächen für die Photovoltaik darauf geeinigt haben, wieder den Klimaschutz in den Mittelpunkt unserer Handlungen zu stellen.
Zur Person: Manfred Engelhardt ist seit 1990 Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Kitzingen. Der Gymnasiallehrer im Ruhestand ist seit langem auch Sprecher des Landesbeirats des Bundes für Umwelt- und Naturschutz in Bayern.