Stefan Rambacher startet eine ungewöhnliche Spendenaktion, bei der jeder mithelfen kann.
Es läuft gut an. Die erste Tüte überreichte ein Maler auf einer Baustelle mit dem Satz „Ich bin Erster!“. Gleich im Anschluss folgten die Spenden zweier Gaststättenbesitzer. Ein Sportverein hat auch schon für ihn gesammelt. In der Silvesternacht legte ein Unbekannter eine Tüte voller Kronkorken einfach vor die Haustür. „Die Aktion hat sich superschnell herumgesprochen“, freut sich Stefan Rambacher. Der Zeller hat sich ein beachtliches Ziel gesetzt. Bis Ende des Jahres will er fünf Tonnen Kronkorken und Aluschraubverschlüsse einsammeln.
Die Geschichte nahm vor zweieinhalb Jahren ihren Anfang. Svenja Rambacher klagte über Bauchschmerzen. Ihre Eltern brachten die damals Achtjährige zum Kinderarzt. Der reagierte schnell und überwies das Mädchen sofort in die Kinderuniklinik nach Würzburg. Diagnose: Tumor in der Niere. „Mit einem Schlag verändert sich dein Leben“, erinnert sich Stefan Rambacher. Von einem Tag auf den anderen zählt nur noch eines: die Gesundheit der Tochter.
Nach Krebserkrankung der eigenen Tochter: Unterfranke startet besondere Spendenaktion
In Würzburg ist alles Neuland für die Familie. Intensive Untersuchungen stehen an, Svenja kommt auf die Kinderkrebsstation „Regenbogen“. Kein Schulbesuch mehr, keine sozialen Kontakte zu Freundinnen. Alles ist von heute auf morgen anders für das Mädchen. Die Eltern wechseln sich alle drei Tage ab, damit immer jemand vor Ort ist. Sie wollen möglichst jede Minute an Svenjas Seite sein. Auch ihr großer Bruder Sandro verbringt sehr viel Zeit bei ihr.
Dann die Operation: Ein sogenannter Wilms-Tumor wird zusammen mit Svenjas rechter Niere entfernt. Die spätere Diagnose lautet: „bösartig“. Das Wichtigste: Svenja übersteht den Eingriff, erholt sich nach und nach. „Sie selbst bleibt immer optimistisch“, erinnert sich ihr Vater. Mehr als ein halbes Jahr lang muss Svenja viele Chemos über sich ergehen lassen. Doch sie verliert nie den Mut und kämpft. Ihr Motto: Eines werde ich nie tun: aufgeben.
Längst ist sie wieder zu Hause, denkt sehr oft an die Zeit in der Klinik zurück und geht wieder freudestrahlend mit ihren Freundinnen zur Schule. Alle drei Monate muss sie zu den Nachsorge-Untersuchungen nach Würzburg. „Jeder Termin ist mit gemischten Gefühlen verbunden“, gesteht Stefan Rambacher. „Aber es muss einfach sein.“
Familie Rambacher will etwas zurückgeben: An diesen Verein gehen die Spenden
Das Leben der Familie hat sich wieder ein wenig normalisiert, aus Dankbarkeit wollen sie etwas zurückgeben. Der Verein „Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg e.V.“ kümmert sich seit 27 Jahren um Kinder wie Svenja. Die drei onkologischen Kinderstationen wurden nach und nach familiengerecht ausgestattet, zusätzliche Stellen für Ärzte und Schwestern konnten finanziert werden, die psychosoziale Betreuung der Familien während und nach der Therapie konnte auch dank des Vereins sichergestellt werden. „Das ist alles eine enorme Hilfe für Betroffene“, sagt Stefan Rambacher aus eigener Erfahrung. Zwölf Wohnungen werden kostenlos in der Nähe der Klinik angeboten – für Eltern, die nicht jeden Tag zwischen Heimatort und Klinik pendeln können. Für Familien in Notlagen gibt es finanzielle Unterstützung, außerdem fördert der Verein auch die Forschungsabteilung an der Uniklinik.
Über die Jahre ist ein weiträumiges Netzwerk entstanden, konnten wichtige Spendengelder eingenommen werden. „Wegen Corona ist es natürlich nicht einfacher geworden, Geld zu erwirtschaften“, weiß der Zeller. Benefizveranstaltungen konnten nicht stattfinden, Konzerte mussten abgesagt werden. Zum Glück gibt es andere Wege, Spenden zu akquirieren. Findige Köpfe sind gefragt. Menschen wie Otto Ellmauer.