Die Lebenshilfe bietet allen Eltern eine ganz besondere Unterstützung an. Kinder mit körperlichen oder sonstigen Einschränkungen werden intensiv betreut.
Der Bedarf ist da – und hat in den letzten Jahren eher zu- als abgenommen. 21 Fachkräfte kümmern sich in der Frühförderstelle der Lebenshilfe in Kitzingen um besorgte Eltern und deren Nachwuchs.
Manuela B. machte sich große Sorgen um ihren Sohn. „Er hat lange nicht gesprochen“, erinnert sie sich. Der Kinderarzt überwies die beiden im Mai 2020 an die Frühförderstelle – da war Riley zwei Jahre alt. „Heute spricht er und hat auch sonst große Fortschritte gemacht“, freut sich die Mutter, die im Landkreis Kitzingen lebt und ihren vollständigen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Sie würde den Schritt jederzeit wieder so gehen. „Auch wenn ich am Anfang gar nicht wusste, was die Frühförderstelle ist.“
Ganz unterschiedliche Themen
1979 ist die Anlaufstelle in Kitzingen gegründet worden, vier Mitarbeiter haben sich damals um acht Kinder gekümmert – allesamt mit dem Down-Syndrom. Längst ist die Arbeit vielfältiger geworden, kommen Kinder mit ganz unterschiedlichen körperlichen und seelischen Einschränkungen. Kinder mit Sprachstörungen sind dabei und solche mit motorischen oder sozialen Auffälligkeiten. Es kommen Kinder, die sich schlecht konzentrieren können genauso wie solche, die kein Interesse an altersgerechten Spielen haben und Kinder mit angeborenen körperlichen oder geistigen Behinderungen. Vom Frühchen bis zum Vorschulkind reicht die Spannbreite.
„Die Sorgen und Nöte der Eltern sind tatsächlich sehr unterschiedlich“, sagt die Einrichtungsleiterin Christine Geschwandtner. Jeder Fall ist anders, jedes Kind braucht eine ganz individuelle Betreuung. In der Inneren Sulzfelder Straße in Kitzingen haben die Mitarbeiterinnen der Frühförderstelle helle und große Räume zur Verfügung, um mit den Kindern zu arbeiten. Wo früher ein Weingut stand, turnen, basteln und malen jetzt die Kleinen aus Stadt und Landkreis Kitzingen, erhalten Physio- und Ergotherapie und werden von Logopädinnen betreut. Rund 300 Kinder werden Jahr für Jahr betreut. „Seit Corona steigen die Anfragen“, sagt Geschwandtner. Die fehlenden sozialen Kontakte machen sich schon in jungen Jahren bemerkbar. Hinzu kommen immer mehr Anfragen im Bereich Autismus. Gerade die Logopädinnen haben eine lange Warteliste, die nach und nach abgearbeitet werden muss.
Eine feste Stütze
Nach einem ersten Gespräch mit Eltern und Kind beginnt die eigentliche Arbeit. Je nach Diagnose machen sich Logopäden, Ergotherapeuten, Heilpädagogen oder die Psychologin Julia Ackermann an die Arbeit. Riley hat mit der Heilpädagogin Karola Frieß seit zwei Jahren eine feste Ansprechpartnerin und Stütze. „Sie besucht uns einmal in der Woche zu Hause“, berichtet seine Mutter. Mehr noch: Die Heilpädagogin hat auch Kontakt mit Rileys Kindergarten aufgenommen, fungiert als Bindeglied zwischen Eltern und Erziehern. Jeden Montagnachmittag fahren Mutter und Kind außerdem nach Kitzingen zum Turnen im Keller der Frühförderstelle. Wo früher Wein in Fässern reifte, reifen jetzt die Kinder zu sozialen und motorisch fitten Kindern heran.
Einen Stock höher haben die unterschiedlichen Therapeutinnen ihre Räume mit speziellen und kindgerechten Arbeitsgeräten. Die insgesamt neun Heilpädagoginnen der Einrichtung fahren ins Elternhaus, um vor Ort zu helfen. „Natürlich nur, wenn die Eltern das wollen“, betont Christine Geschwandtner. Für die ist die Hilfe kostenfrei. Der Bezirk Unterfranken und die Krankenkassen übernehmen die Kosten. Bei der Antragsstellung helfen die Kräfte in der Frühförderstelle.
Überprüfung der Diagnose
Nach einem Jahr wird die Erstdiagnose überprüft und bei Bedarf angepasst. Womöglich braucht das Kind andere oder zusätzliche Hilfestellungen – so wie Riley. Er nimmt seit etwa einem Jahr am Kinderturnen teil und steigert dort nicht nur seine motorischen Fähigkeiten, sondern auch seine soziale Kompetenz. Nach zwei bis drei Jahren erfolgt eine ausführliche Diagnostik, um zu sehen, wohin der Weg für das betroffene Kind führen wird. „Wir arbeiten eng mit der St.Martin-Schule und der Erich-Kästner-Schule zusammen“, informiert Christine Geschwandtner. „Sollte ein intensiver Förderbedarf über die Vorschulzeit hinaus bestehen, sind die betroffenen Kinder dort in guten Händen.“