Erich Gahr bereitet das Feld

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Im Moment werden unter anderem Brokkoli auf den Feldern von Erich Gahr geerntet. In ein paar Monaten will der Etwashäuser zusammen mit einigen Mitstreitern die Solidarische Landwirtschaft ...
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Viel Arbeit ist Erich Gahr gewöhnt. Die Gründung einer SoLaWi schreckt ihn nicht ab. Interessenten, die ihm helfen, gibt es.
Foto: Ralf Dieter

Der Etwashäuser Biogärtner will eine Solidarische Landwirtschaft im Raum Kitzingen etablieren. Die Vereinsgründung steht kurz bevor. Interessenten sind willkommen.

Erich Gahr sitzt auf der Bank vor seinem Naturkostladen in Etwashausen und schaut ein wenig besorgt aus. In eineinhalb Jahren geht der Bio-Gärtner in Ruhestand. Er möchte, dass sein Betrieb weitergeführt wird, dass sein Lebenswerk nicht verloren geht. Er hat auch eine Idee, wie das gehen könnte: Erich Gahr will eine Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) in Kitzingen etablieren.

Dem Etwashäuser Biogärtner gefällt der ökologische und soziale Gedanke, der hinter einer SoLaWi steckt. Der Betrieb soll möglichst gemeinschaftlich geführt und solidarisch getragen werden. Will heißen: Wer sich einbringt – egal ob auf dem Feld oder im Büro oder durch irgendwelche anderen Arbeiten – der erhält seinen Ernteteil kostengünstiger oder kostenlos. Wie genau so ein Ernteteil genau aussieht, muss noch in einer Beitragsordnung geklärt werden. Großküchen, Naturkostläden, Kindergärten oder Schulen sollen auch innerhalb einer SoLaWi weiter beliefert werden.

Die ersten Informationsveranstaltungen hat es Anfang dieses Jahres auf Betreiben der Volkshochschule Kitzingen gegeben. Etwa 20 Interessierte waren gekommen. Im Mai kündigte die Vhs ihren Rückzug an. Die SoLaWi muss aus eigenem Antrieb entstehen. Anscheinend ist das kein Problem.

Noch ist die „SoLaWi Kitzingen“ ein theoretisches Gebilde. „Aber es gibt Leute, die es zum Leben erwecken wollen“, freut er sich. Mehrere Sitzungen hat es seither gegeben, drei Arbeitsgruppen sind gebildet worden. Eine kümmert sich um rechtliche Angelegenheiten, die nächste um Organisationsfragen und die dritte um die Themenbereiche EDV, Werbung sowie das Erstellen von Flyern. „Es gibt noch viel zu tun“, sagt Erich Gahr und schnauft einmal tief durch. Wie die Organisationsform einmal aussehen wird, ist noch offen. Verschiedene Konzepte sind bereits überdacht. „Welche Fläche angebaut wird und wie ein Ernteteil aussieht, hängt von den Ansprüchen der Mitglieder und von der jeweiligen Ernte selbst ab“, erklärt Gahr. Etwa 40 Interessenten sind im Verteiler gelistet, den Reinhard Schmidt aus Possenheim angelegt hat. Neben ihm haben sich durchschnittlich zehn Leute aktiv in den Arbeitskreisen eingebracht. Kling wenig, ist aber gar nicht so schlecht, wie ein Vertreter der Erlanger SoLaWi bei der Info-Veranstaltung im Mai versichert hatte. In Erlangen hatte es anfangs weder einen Hof noch einen Acker, geschweige denn einen Landwirt gegeben. Mittlerweile hat die Erlanger SoLaWi einen „Winter-“ und einen „Sommerlandwirt“ und ein Depot, in dem die frische Ware einmal pro Woche abgeholt wird. Etwa 140 Mitglieder zählt die SoLaWi in Erlangen inzwischen. In Städten wie Berlin oder Hamburg haben sich längst weitere gegründet. Insgesamt gibt es schon fast 200 solcher Vereinigungen in Deutschland. Tendenz steigend. Jetzt ist also Kitzingen an der Reihe.

Warum er sich dem Gedanken einer SoLaWi verpflichtet fühlt? Erich Gahr muss kurz überlegen. „Mir geht es um den Erhalt der ökologisch bewirtschafteten Flächen“, sagt er. „Um die Förderung einer sauberen Umwelt und um unsere Gesundheit.“ Den Naturkostladen wird seine Tochter übernehmen. Die landwirtschaftliche Fläche wird bewirtschaftet werden. „Nur die Betriebsform ist noch offen“, sagt Gahr.

Etwa fünf Hektar bewirtschaftet der Bio-Gärtner derzeit. Brokkoli, Zucchini, Zwiebeln, Spinat, Salate und vieles mehr: Die Vielfalt ist groß. Oft wachsen zwei bis drei Kulturen auf einem Feld. Das soll auch so bleiben. Ein naturverträglicher Anbau ist für ihn essenziell. „Monokulturen machen den Boden kaputt“, sagt er.

Erich Gahr will die Umwelt schonen und bei möglichst vielen Menschen ein Gespür für den Wert von Lebensmitteln wecken. Eine SoLaWi ist für ihn dafür das richtige Gebilde, hat sie doch auch so etwas wie einen Bildungsauftrag. „Viele Menschen kennen den Wert der Lebensmittel gar nicht mehr“, bedauert er.

Erich Gahr will mit seinen Mitstreitern andere Wege gehen. Er will ein Zeichen gegen Verschwendung und gegen Umweltverschmutzung setzen. Jedes Jahr wird es mehr Müll, der sich auf seinen Feldern ansammelt. Säckeweise trägt er den aufgesammelten Plastik- und Papiermüll weg. Früher hat er das Laub von den Stadtreiniger geholt, den Kompost auf seinen Feldern ausgebracht. „Mach ich nicht mehr“, sagt er. Auch darin befindet sich jede Menge Müll. Plastik und Restmüll musste er säckeweise wieder einsammeln.

Die Massentierhaltung, die Monokulturen, die Bequemlichkeit mancher Verbraucher, die „Geiz ist Geil“-Mentalität. All das ärgert ihn. „All das lässt sich verändern“, ist er überzeugt. Viel Zeit bleibt aber nicht mehr. „Die Menschheit muss sich schnell bewegen, bevor es zu spät ist.“ Die Gründung einer SoLaWi ist für ihn ein Schritt hin zu einer besseren Welt.

In Kitzingen findet die Vereinsgründung am Mittwoch, 26. September, um 19.30 Uhr im Bürgerzentrum in der Siedlung statt. „Jeder ist eingeladen“, sagt Gahr und versichert. „Eine Teilnahme verpflichtet zu nichts.“