Der Bauernverband lädt wieder zum Tag des offenen Hofes ein. Bei Familie Kuhstrebe in Westheim steht Technik im Mittelpunkt. Aber es geht auch um Chips und Schokolade.
Warum braucht ein Bauer so einen großen Traktor? Die Frage stellt sich mancher, wenn ein Landwirt vor ihm auf der Straße fährt. Wie viele Kartoffeln werden für eine Tüte Chips benötigt? Diese Frage stellt sich kaum einer, wenn er auf dem Sofa liegend in die Tüte greift. Zwei völlig verschiedene Themen? Von wegen. Beide haben mit Landwirtschaft zu tun. Und deshalb gibt es Antworten auf diese und viele weitere spannende Fragen am Tag des offenen Hofes am 3. Juli bei der Familie Kuhstrebe in Westheim.
Die Landwirtschaft ist wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Und doch scheint es, als lebe man teilweise nebeneinander her. Es gibt Umfragen, wonach mehr als ein Drittel der Deutschen noch nie mit einem Landwirt gesprochen hat. Zugleich geben mehr als zwei Drittel an, dass sie interessiert sind an einem Gespräch mit Bauern. Die bundesweite Aktion „Tag des offenen Hofes“ soll diese Begegnungen ermöglichen und Landwirtschaft so zeigen, wie sie wirklich ist.
„Es gibt nicht die eine Landwirtschaft“, sagt Kreisbäuerin Anette vom Berg-Erbar. „Die Landwirtschaft ist vielfältig.“ Und deshalb stehen am Tag des offenen Hofes in Deutschland ganz unterschiedliche Bereiche im Blickpunkt. Die Tierhaltung ist es bei dem einen, der Ackerbau beim anderen. Im Landkreis Kitzingen, bei der Familie Kuhstrebe, sind es die Maschinen, die auf den Feldern der Region im Einsatz sind. Denn längst nicht jeder Bauer hat für jede anfallende Arbeit eine eigene Maschine. Viel zu teuer, oft nur für einen kurzen Zeitraum im Jahr im Einsatz, nicht rentabel.
Gerd und Liane Kuhstrebe hatten früher Milchvieh und Ackerbau, dann aber gaben sie die Tierhaltung auf. Ab 1998 bot Gerd Kuhstrebe Dienstleistungen für Landwirte an, baute das Lohnunternehmen aus. Als er sich dann Anfang der 2000er Jahre ein großes Güllefass leihen wollte, fand er keines. Er kaufte das Fass und vermietete es seinerseits an andere Landwirte. Damit war der Grundstein für den heutigen Agrarservice gelegt.
Heute vermietet und verkauft die Familie längst nicht mehr nur Güllefässer. Die Bandbreite reicht von Traktoren über Bodenbearbeitungsgeräte, Aussaat- und Dungtechnik bis zur Transporttechnik. Je nach Betrieb müssen die Geräte unterschiedliche Voraussetzungen erfüllen. „Wer nur etwas transportiert, braucht einen anderen Bulldog als zum Beispiel ein Milchviehhalter“, erklärt Anette vom Berg-Erbar. Je nachdem, was angebaut wird, werden unterschiedliche Geräte benötigt, zum Säen, zur Bodenbearbeitung, zum Ernten. So manches Gerät kommt nur selten zum Einsatz, erklärt Gerd Kuhstrebe, und deshalb lohnt es sich für die Landwirte nicht, es selbst zu kaufen – es stünde den Großteil der Zeit unbenutzt herum.
Blick auf die Hintergründe
Was die Geräte können, was sie kosten, wofür sie genutzt werden und warum sie genauso aussehen, wie sie aussehen, das alles kann man beim Tag des offenen Hofes erkunden. Die riesigen Reifen zum Beispiel, die haben nicht nur mit der Größe des Bulldogs zu tun, sondern auch damit, dass der Boden beim Befahren möglichst geschont werden soll. Bei der Größe und technischen Ausstattung der Gerätschaften geht es auch um Zeitersparnis, weil immer weniger Leute immer mehr Flächen bewirtschaften müssen. Es gibt mehr und mehr Vorgaben, in welchem Zeitraum welche Arbeiten erledigt werden müssen und welche Technik verwendet werden darf – zum Beispiel beim Ausbringen von Gülle.
All das sind Aspekte, die kaum einer bedenkt, der sich nicht mit Landwirtschaft befasst. Deshalb ist es dem Bauernverband wichtig, den Dialog mit den Bürgern und Verbrauchern zu ermöglichen. Auf unterhaltsame und informative Art gleichermaßen. Bundesweit, landesweit, in den Landkreisen.