Pfeuffer: Ja, es ist bereits seit Jahren bekannt, dass das Elektroauto in der CO2-Gesamtbilanz besser abschneidet.
Hünting: Wasserstoff als Antrieb ist vor allem für den Schwerlastverkehr ab zwei Tonnen eine Alternative.
Pfeuffer: Das umweltfreundlichste Fahrzeug ist jedoch das, was wir einsparen können. Die Diskussion geht ja darum, wie wir insgesamt unsere Mobilität ressourcenschonender organisieren können – und zwar ohne oder mit nur geringen Einbußen an Komfort und ohne Benachteiligung von Schwächeren. Denken Sie nur an Elektroroller, Lastenfahrräder oder Pedelecs. Wir bewegen heute ein mehr als 1000 Kilo schweres Auto für 80 Kilo Mensch, das kann nicht umweltfreundlich sein.
Zumal die natürlichen Ressourcen irgendwann aufgebraucht sein werden.
Pfeuffer: Das fossile Zeitalter geht zu Ende, auch ohne Deutschland! Wer daran festhält, riskiert seine wirtschaftliche Stellung und damit auch sehr viele Arbeitsplätze! Deutschland verliert gerade seine Stellung als Leitmarkt in der Automobilwelt. Schauen Sie nur nach Shanghai oder Los Angeles. Dort werden nur noch Hightech-Elektroautos für Massenmärkte vorgestellt.
Ihre Initiative hat sich aus lauter Privatleuten zusammengefunden. Aus Gründen des Klimaschutzes oder der Technikbegeisterung?
Pfeuffer: Zunächst sind wir ein Grüppchen Gleichgesinnter, die im Kollegen- oder Bekanntenkreis belächelt werden, wenn wir von Elektroautos schwärmen. Da ist es gut, wenn es ein paar Freunde gibt, die ähnliche Erfahrungen haben. Sowohl Technikbegeisterung als auch Klimaschutz und wirtschaftliche Argumente kann man bei uns als Motivation finden. Das Schöne ist: Diese Gründe schließen sich nicht aus.
Wie alltagstauglich sind E-Autos Ihrer Erfahrung nach mittlerweile?
Pfeuffer: Vollkommen alltagstauglich. Die Argumente der Gegner beziehen sich ja häufig auf die seltenen Fahrten über große Distanzen, verbunden mit stundenlangen Ladezeiten. Dabei sind im Durchschnitt 70 Prozent aller Fahrten kürzer als 20 Kilometer. Selbst eine Renault Zoe mit kleinem Akku schafft auch im Winter 100 Kilometer und lässt sich anschließend in einer Stunde aufladen. Zum täglichen Pendeln und für die Masse an Alltagsfahrten ist das vollkommen ausreichend. Aktuelle Modelle meist asiatischer Anbieter bieten bereits Akkugrößen für Strecken von mehr als 300 Kilometern echter Reichweite an, verbunden mit der Fähigkeit, diese innerhalb von kurzer Zeit wieder aufzuladen.
Warum sind E-Autos im Vergleich zu Verbrennern immer noch so teuer?
Hünting: Das ist gar nicht so. Wenn Sie vergleichbar ausgestattete Neufahrzeuge gegenüberstellen, werden Sie feststellen, dass der Unterschied nicht groß ist. Betrachtet man die Gesamtkosten über die Nutzungsdauer, inklusive Brennstoff, dann schneidet das Elektroauto heute schon besser ab.
Pfeuffer: Das sagt sogar der ADAC.
Warum sind viele Autohersteller dann so zögerlich mit der Entwicklung neuer E-Autos?
Pfeuffer: Wie immer bei neuen Technologien wollen manche möglichst lange an der alten Tradition festhalten und damit Geld verdienen. Das Angebot an Elektrofahrzeugen wird in den nächsten zwei Jahren ganz stark wachsen. Zum Beispiel VW ist aktuell auf einem guten Weg.
Kann es klappen, dass die Menschheit sich innerhalb einer überschaubaren Zeit klimaneutral fortbewegt – und wenn ja, wie?
Pfeuffer: Dazu sind große Anstrengungen, Gestaltungswille und Mut der Politik erforderlich. Je länger wir warten, desto schwieriger wird es. Die deutsche Politik muss sich endlich mal entscheiden, wo sie hin will. Die Technologieoffenheit und Diskussion um Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe mögen populär sein, führen aber letztlich zu gar keinem Ziel. Lässt man sich, wie vom Umweltministerium vorgeschlagen, endlich auf eine CO2-Abgabe ein, steigt der Anreiz für den effizientesten Antrieb, der die meisten Kilometer mit der eingesetzten Energiemenge erreicht. Und das ist auf absehbare Zeit das Elektroauto.
Schon jetzt wird das Ladesäulen-Netz immer dichter, der E-Fahrzeugbestand größer. Droht die Stromversorgung zusammenzubrechen, wenn bald alle elektrisch fahren?
Pfeuffer: Die Überlandzentrale Unterfranken hat dazu Berechnungen angestellt. Tenor: Nein, das Stromnetz wäre nicht gefährdet. Im Gegenteil: Wenn wir es schaffen würden, sinnvoll zu laden – etwa nachts, wenn die Netzauslastung unterdurchschnittlich ist – könnten Elektroautos sogar Helfer eines sinnvollen Strom-Managements sein.
Ist die Initiative „E-Auto Kitzingen“ politisch unabhängig?
Pfeuffer: Ja, wir sind politisch unabhängig. Naturgemäß stehen wir mit dem Thema manchen Parteien näher als anderen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass eigentlich keine ernsthafte Partei mehr an dem Thema vorbeikommt.
Was werden Sie und Ihre Kollegen von „E-Auto Kitzingen“ Interessenten beim Zukunftsfestival in Marktbreit zeigen?
Pfeuffer: Wir werden fünf Fahrzeuge zeigen. Neben einem Blick unter die Motorhaube bieten wir unabhängige Beratung und stellen uns kritischen Fragen. Manche Fahrzeuge, wie Tesla, kann man normalerweise leider nur in Großstädten anschauen. In Marktbreit geht das nun auch. Wir verkaufen nicht und müssen mit unserem ehrenamtlichen Engagement keinen wirtschaftlichen Erfolg erzielen.
INFO: Elektroauto Kitzingen, Infos über die Gruppe: lothar.pfeuffer@eautokt.info oder Mobiltelefon 0171/ 1278780. Es gibt auch eine Facebook- und eine Twitter-Seite. Einfach @eautokt suchen.
Zukunftsfestival
Zahlreiche private E-Auto-Fahrer – von Zoe bis Tesla – stehen am Samstag, 27.
Juli, beim „Zukunftsfestival“ in Marktbreit für Gespräche von Verbraucher zu Verbraucher zur Verfügung. Das Festival „We for future“ ist Treffpunkt für Voll-Ökos und Frisch-Interessierte, Weltverbesserer, Kino- und Musikbegeisterte. Es findet ab 12.30 Uhr am Alten Kranen und im Lagerhaus Marktbreit statt. Initiativen aus Franken stellen ihre Art vor, nachhaltiger zu leben – mit E-Fahrzeugen, Minihäusern (Tiny Houses), Fair-Trade-Kleidung, Permakulturen, Umwelt-Zauberei und vielem mehr (12.30 bis 20 Uhr), Start des Sommernachtskinos („Zeit für Utopien – wir machen es anders“) ist um 21 Uhr. Infos: www.we-for-future.org