Welche Namen sind im Kreis Kitzingen spezielle Renner?Auffallend oft gibt es im Landkreis Kitzingen den Nachnamen Pfannes. Auch Düll, Seufert, Weigand, Dorsch, Will, Uhl, Neubert, Dürr und Endres gehören zu den speziell Kitzinger Namen, dicht gefolgt von Höhn, Zink, Scheller und Burger.
Gibt es dafür Erklärungen?Höhn zum Beispiel kommt von der Höhe oder aber – und das ist wahrscheinlicher – vom Charakter des Besagten. „Hoene“ stand für übermütig, zornig, stolz – es taucht heute noch in Form von „verhöhnen“ auf. Neubert ist ein Neubauer, der sich hintenraus mit der Zeit etwas abschliff. Namen wie Seufert, Weigand, Uhl und Endres kommen einfach nur von männlichen Vornamen: Siegfried, Wiegand, Ulrich, Andreas.
Unser Oberbürgermeister heißt Güntner, unser Hofrat Vierrether, unsere Landrätin Bischof. Was sind da die Ursprünge?Güntner ist eine Form des Vornamens Günther, der von „gund“ für Kampf und „heri“ für das Heer kommt. Die Frage nach Vierrether ist spannender: Die Ziffer 4 in Kombination mit dem Wort Rether könnte auf etwas Vierrädriges hindeuten – also einen einstigen Wagner, der Fahrzeuge baute. Dass hier aus Rieth für gerodetes Gebiet oder für Sumpfgebiet ein Buchstabe verlustig ging, wäre zwar auch möglich, aber wie bekommt man dann die Vier unter? In den Online-Kirchenbucheinträgen taucht der Name gar nicht auf. Meine alternative Idee: Der Name geht auf die Ortschaft Viereth am Main bei Bamberg zurück. Von 1469 bis 1509 wurde der Ort mit Doppel-r geschrieben: Vierreth. Das unterstreicht die These nochmals. Von hier aus ist wohl mal jemand rund 55 Kilometer weiter Richtung Kitzingen gezogen und wurde nach seinem Herkunftsort benannt.
Gibt es auch für Bischof verschiedene Erklärungen?Ja. Möglicherweise geht der Name Ihrer Landrätin auf einen Bauern zurück, der im Dienste des Bischofs stand. Oder auf einen, der damals vor rund 900 Jahren im Volksschauspiel den Bischof darstellte. Es konnte aber gut auch ein sogenannter Spottname für jemanden sein, der sich für etwas Besseres hielt und sich benahm wie der besagte kirchliche Würdenträger. Die drei Möglichkeiten bestehen übrigens auch bei allen, die König und Kaiser heißen.
Was ist mit „lebenden Legenden“ aus Franken, wie Thomas Gottschalk, Lothar Matthäus, Barbara Stamm?Gottschalk bedeutet „Knecht Gottes“. Also ging es wahrscheinlich um einen recht christlichen Menschen. Matthäus ist ein männlicher Vorname, der zum Nachnamen wurde. Und Stamm kann der Stammhalter gewesen sein oder einer, der beruflich Stämme bearbeitete. Oder auf den ungehobelten, groben Menschen hindeuten, ein bildlicher Vergleich mit dem Baumstamm.
Woher haben Sie all dieses Wissen? Es wurde mit der Zeit zum Hobby, alle Namen nachzuschlagen, die ich irgendwo aufgeschnappt hatte. Seien es Firmennamen in der Umgebung, Markennamen im Supermarkt oder die Namen der Schriftsteller in unserer Lieblingsbuchhandlung. Auf der Arbeit habe ich mir besonders ausgefallene Namen der Kunden notiert und abends geschaut, ob ich die Bedeutung herausfinde.
Wie kommt man auf die genauen Zahlen, welchen Namen es wie oft gibt – und wo?Vom Einwohnermeldeamt bekommt man aus Datenschutzgründen keine Informationen. Zum Glück gibt es das Telefonbuch! Einziger Nachteil: Immer mehr Leute lassen sich nicht mehr ins Telefonbuch eintragen. Oder sind nur noch mit der Handynummer vermerkt und können keinem konkreten Ort mehr zugeordnet werden. Daher ist der Stand aller Daten das Jahr 2004 – da war das alles noch recht unverfälscht und übersichtlich. Es wird sich seitdem wenig verändert haben und dies würde sowieso in der Masse an Daten untergehen. Ich kann recht zuverlässig sagen, wo sich welcher Name konzentriert.
Menschen, die Frank oder Franke heißen, stammen aus dem Frankenland? Oder aus Frankreich?Gute Frage. Als die Nachnamen entstanden, bezog es sich wohl schon aufs Frankenland. Wobei das damals noch ganz andere Ausmaße hatte – Mainz und Frankfurt gehörten vor über 1.000 Jahren noch zu Franken, Nürnberg und Bamberg aber noch nicht.
Was ist der kurioseste Name, auf den Sie je gestoßen sind?Eindeutig Hassdenteufel, aber auch Morgenschweiss finde ich sehr schön – für einen, der schon in der Früh loslegte und sein Tagwerk auf dem Feld oder in der Werkstatt verrichtete, um schneller Feierabend zu haben.
Der Autor: Oliver Ultsch, geboren 1979 in Coburg, ist Versicherungskaufmann und Buchautor. In seiner Freizeit beschäftigt er sich leidenschaftlich gern mit Ahnen- und Namensforschung. Ultsch ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Niederfüllbach, einem Vorort von Coburg.