Christoph Sterk setzt auf Aronia

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Christoph Sterk baut Aronia-Beeren bei Großlangheim an. Anfang Mai stehen die Pflanzen auf seinen Feldern in voller Blüte. Im August werden die Apfelbeeren geerntet.
Foto: Daniela Röllinger
Noch ist die Ernte Handarbeit: Es dauert mehrere Wochen, bis alle kleinen Beeren gepflückt sind.
Foto: Anna Saum
Der Ökolandwirt hat sich für eine Sonderkultur entschieden: Seit 2016 setzt Christoph Sterk auf Aronia.
Foto: Anna Saum
Apfelbeeren schmecken roh eher bitter und werden daher unter anderem zu Saft oder Likör verarbeitet.
Foto: Anna Saum
Während Minustemperaturen der Aronia nichts ausmachen, sind die Blüten frostempfindlich. Im vergangenen Jahr führten die Eisheiligen zu großen Schäden auf Christoph Sterks Feldern.
Foto: Daniela Röllinger
Aronia-Beeren, gewachsen in Großlangheim. Aronia-Produkte gelten als Superfood, manche Länder schreiben ihnen sogar Heilkraft zu.
Foto: Anna Saum

Der Öko-Landwirt hat sich für eine Sonderkultur auf seinen Feldern bei Großlangheim entschieden und nimmt dafür aufwändige Handarbeit in Kauf.

Ein Meer von weißen Blüten, im Hintergrund erhebt sich der Schwanberg. Ein Anblick, der erfreut. Den unbeteiligten Betrachter, weil es einfach schön aussieht. Christoph Sterk, weil die vielen Blüten für eine gute Ernte sprechen. Der Großlangheimer baut Aronia an.

Sattes Dunkelrot glänzt im Glas: Der Saft, hergestellt aus Aronia-Beeren, die im Landkreis Kitzingen gewachsen sind, sieht gehaltvoll aus. Das ist er auch, bestätigt Christoph Sterk. Aronia, die Apfelbeere, gilt als neues Superfood mit vielen gesunden Inhaltsstoffen.

Ihren Ursprung hat Aronia in Nordamerika, kam vor weit mehr als 150 Jahren nach Russland und gilt dort als wertvolle Heilpflanze. Über Osteuropa kam sie nach Deutschland und gewinnt hier immer mehr an Bedeutung. Während Aronia zunächst in erster Linie in Ostdeutschland angebaut wurde, ist sie inzwischen auch in Bayern zu finden.

Was bringt einen jungen Mann dazu, seine Zukunft auf eine Trendfrucht zu setzen, die in der Region sonst kaum angebaut wird? Der 28-Jährige lacht auf diese Frage. „Ich wollte was mit Sonderkulturen machen.“ Was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass der Großlangheimer schon vorher einen ungewöhnlichen Weg gegangen ist.

Christoph Sterk stammt aus einem landwirtschaftlichen Betrieb, die Eltern haben sich vor 30 Jahren auf Spargelpflanzen spezialisiert, aber es gab auch noch Milchvieh. „Ich wollte nichts mit Tieren machen, das kam für mich nie in Frage“, sagt Christoph Sterk. Also erlernte er erst mal den Beruf des Informatikers. Später sattelte er um. Die Ausbildung zum Landwirt absolvierte er neben seinem Beruf, 2016 gründete er seinen Aronia-Bio-Betrieb.

Während die schwarze Apfelbeere vielen Menschen noch recht unbekannt ist, kennt Christoph Sterk Aronia schon lange. „Wir haben den Saft schon früher oft getrunken“, erzählt er. Schweizer Kollegen, an die der Betrieb Spargelpflanzen verkauft, hatten die Familie auf das Getränk gebracht. „Wir sind keine Süßen, wir mögen es herber. Und so sind wir auf Aronia gekommen.“ Der Saft schmeckt nämlich herb-säuerlich, die frischen Beeren schmecken roh sogar eher bitter, so dass sie in der Regel verarbeitet oder als Trockenbeeren und Pulver verwertet werden.

Angefangen hat der Großlangheimer mit einer Anbaufläche von 3,6 Hektar, doch es kam schnell mehr dazu. Inzwischen sind es etwa zehn Hektar, auf denen die weiß blühenden Pflanzen wachsen, die später die dunkel-violetten, fast schwarzen, auf den ersten Blick Heidelbeeren ähnelnden Früchte tragen.

Geerntet werden die Aronia-Beeren Ende August. „Die ersten Jahre haben wir das mit der Hand gemacht“, erzählt der 28-Jährige. Die Beeren zu pflücken, kostet Zeit und es sind viele Hände nötig. Daher hofft Christoph Sterk, bald einen passenden Vollernter zu finden. „Drei haben wir schon ausprobiert. Aber das war eher schwierig.“ Der maschinelle Einsatz ging weder an den noch relativ jungen Pflanzen noch an den Beeren spurlos vorüber. „Die Ruten sind noch nicht stabil genug.“ Also setzte sich Christoph mit seinen Helfern dann doch wieder mit dem Hocker vor die Stöcke, um Beere für Beere zu pflücken. Noch nämlich sind die Pflanzen niedrig, mit den Jahren werden sie größer, erreichen eine Höhe von über zwei Metern.

Christoph Sterk sagt von sich, er sei ein Perfektionist. Daher ist er auch viel auf seinen Feldern unterwegs. Der 28-Jährige hat den Anspruch an sich selbst, dass die Pflanzstreifen unkrautfrei sein müssen. Das sei viel Arbeit. „Viel mehr als im Weinberg.“ Genauso wie eben auch die Ernte aufwändiger sei. Zudem kontrolliert er seine Pflanzen regelmäßig auf Schädlinge. Denn auch wenn Aronia insgesamt als wenig anfällig für Schädlinge und Krankheiten gilt, so gehört es doch zu den Rosengewächsen und ist damit beliebte Beute von allem, was auch Rosen befällt.

„Wir sind keine Süßen, wir mögen es eher herber. Und so sind wir auf Aronia

gekommen.“

Christoph Sterk, Ökolandwirt

Im Winter übersteht Aronia Minusgrade problemlos. Jetzt allerdings schaut es anders aus. Die Blüten sind frostempfindlich. Im vergangenen Jahr schlugen die Eisheiligen zu, auf zwei seiner drei Flächen gingen die Blüten kaputt, ein Großteil der Ernte war damit schon im Frühjahr dahin. Nicht verwunderlich also, dass der Großlangheimer in diesen Tagen mit gerunzelter Stirn auf die Wettervorhersage blickt – für Anfang nächster Woche sind sinkende Temperaturen vorhergesagt.

Abschrecken lässt sich Christoph Sterk von eventuellen Problemen aber nicht. „Wenn ich mich für etwas entschieden habe, ziehe ich das durch.“ Der 28-Jährige bezeichnet sich als selbstbewusst – anders sei es auch gar nicht möglich, einen Betrieb zu führen.

Den will er noch ausbauen, auch wenn der Großlangheimer momentan seine Apfelbeeren nicht selbst presst. Das übernimmt ein Saftverarbeiter aus dem Raum Scheinfeld. Eine eigene Presse anzuschaffen, sei eine große Investition, die er derzeit dann doch noch scheut. „Ich will erst mal schauen, wie es läuft.“

Derweil feilt er an seiner Produktpalette. Saft und Tee bietet er schon an, Likör, Pulver und Trockenbeeren. Er experimentiert an Schnaps und Marmelade, die er bald verkaufen will. Vor allem auf Märkten ist er vertreten, um den Menschen Aronia schmackhaft zu machen, weckt nicht nur mit seinem ungewöhnlichen Beeren, sondern auch mit ungewöhnlichem Namen Neugierde. „Heimathungrig“ heißt sein Betrieb, zusammengesetzt aus seinen Leidenschaften – seiner Heimat im schönen Frankenland und seiner Liebe zu Lebensmittel.

Wer sich im Internet über Aronia-Produkte informiert, wird schnell fündig. Sie werden in höchsten Tönen gelobt, als Superfood gepriesen, das freie Radikale bekämpft, gut sei bei Herz-Kreislauferkrankungen, Gefäße entspannen soll. Die Liste der guten Eigenschaften, die der schwarzen Apfelbeere zugeschrieben werden, ist lang. Christoph Sterk weiß, dass all dies schwer zu belegen ist. „Fakt ist, Aronia hat viele wertvolle Inhaltstoffe und unterstützt den Körper durch eine gesunde Ernährung“, sagt er. Tatsächlich sind die Beeren „reich an Anthocyanen und Polyphenolen, die mit einer Reihe von gesundheitsfördernden Eigenschaften in Verbindung gebracht werden“, bestätigen Verbraucherschützer. Ein Satz, der Christoph Sterk freut – genauso wie die vielen Blüten auf seinen großen Aronia-Felder.