„Auch mal was ausprobieren“

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Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage hat Oberbürgermeister Stefan Güntner in seinem Büro stets vor Augen. Fotos: Ralf dieter
Ralf Dieter
Grau in Grau – und das vor allem im Winter. Ein bisschen mehr Grün wünscht sich der OB ganzjährig auf dem Kitzinger Marktplatz.
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Der geplante Umbau von Kaiserstraße und Königsplatz soll Maßstäbe für die gesamte Kitzinger Innenstadt setzen.
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Eine Weinbar mit Außengastronomie kann sich der OB in diesem Haus vorstellen. Es befindet sich im Besitz der Stadt.
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Kitzingens OB Stefan Güntner wünscht sich mehr Grün auf dem Marktplatz, kann sich Tempo 30 in der Innenstadt vorstellen und weiß, wo eine Weinbar hinpassen würde.

Kitzingen Mit zwei Befragungsrunden wandte sich die Stadt Kitzingen an ihre Bürger. Rund 700 Menschen machten in der ersten Runde mit, etwa 400 beim zweiten Mal. Die Themenpalette reichte vom Parken über das gastronomische Angebot bis hin zum Einkaufserlebnis in der Innenstadt (Seite 5). Oberbürgermeister Stefan Güntner nimmt die Ergebnisse durchaus ernst. Sie sollen Diskussionsgrundlage für weitreichende Veränderungen sein.

Frage: Haben Sie die Ergebnisse der Befragung überrascht?

Güntner: Nein, in vielen Teilen decken sie sich mit meinen eigenen Einschätzungen.

Zum Beispiel?

Güntner: Auch ich halte die Mainpromenade für sehr einladend und bin froh, dass es noch eine Menge inhabergeführter Läden in unserer Innenstadt gibt.

Wo decken sich die Ergebnisse nicht?

Güntner: Die Aufenthaltsqualität auf dem Marktplatz wird als relativ hoch bewertet. Ich sehe bei einem Blick aus dem Rathausfenster im Moment fast nur Grau. Ein bisschen mehr Grün würde unserem Marktplatz gut tun.

Wie kam es zu den beiden Umfragen?

Güntner: Wir haben gemerkt, dass zu den Workshops im Rahmen unseres Markenprozesses immer die gleichen 20 bis 30 Interessierten kamen. Wir wollten aber mehr Menschen erreichen, also haben wir die Umfrage in unserem Stadtmagazin und auf Facebook gestartet.

Sind Sie mit der Resonanz zufrieden?

Güntner: Schon. Fast die Hälfte der Teilnehmer lebt in der Innenstadt, mehr als 20 Prozent haben von außerhalb Kitzingens teilgenommen. Schade nur, dass in den Ortsteilen kaum Interesse herrschte. Dennoch: Die Ergebnisse sind ein Anhaltspunkt, was den Bewohnern am Herzen liegt. Sie sind eine Diskussionsgrundlage, mit der sich arbeiten lässt.

Gibt es Ergebnisse, die sofort in Projekte umgewandelt werden?

Güntner: Nein, das ist auch gar nicht möglich. In vielen Fällen sind uns die Hände gebunden. Denken Sie an den Wunsch nach mehr Außengastronomie, Kneipen oder einem Lebensmittelladen. Die Stadt besitzt mögliche Flächen dafür gar nicht, aber wir können die Rahmenbedingungen beeinflussen.

Wie?

Güntner: Indem wir die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessern, deren Erreichbarkeit und den Zustand der Gebäude, die sich in unserem Besitz befinden. Das Rathaus wird renoviert, die ehemalige Tourist-Info an der Mainbrücke ebenfalls, die Mainpromenade wird fertiggestellt. Das wichtigste Projekt für die nächsten Jahre wird aber die Umgestaltung der Kaiserstraße mit Königsplatz sein.

Warum?

Güntner: Weil das Ergebnis einen Standard für das Gesamtbild der Stadt setzen wird. Die angrenzenden Bereiche werden in ähnlicher Art und Weise ausgeführt. Es ist deshalb richtig, dass wir einen Architektenwettbewerb durchführen werden. Dieses Projekt wird eine Messlatte für die gesamte Innenstadt sein.

Bis wann rechnen Sie mit einem sichtbaren Ergebnis?

Güntner: Bis Oktober dieses Jahres sollen die Ergebnisse des Wettbewerbs vorliegen, bis zur fertigen Umsetzung braucht es dann noch die Detailplanung und die finanziellen Mittel.

Bis dahin werden andere Umbauprojekte nicht angepackt?

Güntner: Im Moment haben wir meines Erachtens nach genug Baustellen in der Innenstadt. Einen „Highway“ für Rollatoren, wie er unter anderem vom VdK gewünscht ist, würde ich jetzt nicht auf die Schnelle realisieren wollen, sondern lieber den Platz in seiner Gesamtheit betrachten und umgestalten. Für dieses Vorgehen spricht auch ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass die Geschäfte in der Innenstadt gut erreichbar sind.

Ein Dauerthema in Kitzingen ist das Parken.

Güntner: Was ich gut verstehen kann. Auch hier gibt es interessante Aussagen. Die meisten Teilnehmer der Befragung meinten, dass Parken in Kitzingen durchaus günstig ist. Auf dieser Basis könnten wir beispielsweise diskutieren, ob wir die Preise moderat anheben wollen, aber dafür eine „Brötchentaste“ einführen. Also beispielsweise 15 Minuten kostenfrei parken lassen.

54 Prozent der Befragten meinten, dass 500 Meter zumutbar sind, um von einem Parkplatz aus in die Innenstadt zu laufen.

Güntner: Auch das ist eine interessante Diskussionsgrundlage. In diesem Radius liegt beispielsweise der Bleichwasen oder die heutige Polizeiinspektion. Wenn die ihr neues Domizil in den Marshall-Heights bezieht, könnte dort ein Parkhaus entstehen. Mit den Einzelhändlern hatten wir auf Einladung der CSU-Fraktion 2019 bereits einen aufschlussreichen Austausch. Die haben uns damals schon einen klaren Auftrag gegeben.

Nämlich?

Güntner: Dass die Reihenfolge des Vorgehens entscheidend ist. Wir müssen zuerst Alternativplätze finden und dürfen erst danach Parkplätze in Citynähe reduzieren. Klar: Wenn die Kundschaft erst einmal weg ist, wird es schwer, sie wiederzugewinnen.

Wie lässt sich die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt noch stärken?

Güntner: Mehr als 60 Prozent der Befragten haben sich für Tempo 30 in der Innenstadt ausgesprochen. Das ist eine klare Aussage.

Viele Menschen wünschen sich mehr Außengastronomie, eine Vinothek.

Güntner: Ja, schade, dass das Dietz-Haus nicht verkäuflich ist. Aber wir könnten im Keller des ehemaligen Jugendhauses eine Weinbar mit Außengastronomie einrichten. Das würde die Mainpromenade noch einmal beleben. Das Haus in der Schrannenstraße 35 befindet sich im Besitz der Stadt. Grundsätzlich bin ich dafür, dass wir auch mal Dinge ausprobieren und wieder verwerfen, wenn es nicht funktioniert.

Zum Beispiel?

Güntner: Nehmen Sie die Verkehrsführung in der Fischergasse. Sobald der Obere Mainkai fertiggestellt ist, könnten wir es dort mit einer Einbahnstraßenregelung versuchen.

Wird es weitere Befragungen geben?

Güntner: Die Mehrheit des Stadtrates hat sich ja für die Einsetzung einer Kommission entschieden, die ermitteln soll, wie wir künftig Bürgerbeteiligung gestalten wollen. Deren Ergebnisse warten wir jetzt ab.