Wie der BRK-Kreisverband Kitzingen berichtet, habe die Kitzinger Wasserwacht in Albertshofen ein anspruchsvolles Szenario erprobt, "in der ein Einzelner an seine Grenzen kommt".
Oktober. Wochenende. Kerm. Drei junge Menschen fußläufig auf dem Heimweg in den Nachbarort. Am Main entlang. Alkoholisiert. Einer kommt auf die „Schnapsidee des Tages“: die beiden anderen wären nicht mannsgenug, vom nahegelegenen Sprungbaum in den dreizehn Grad kalten Fluss zu springen. Falls doch gebe es anschließend eine Flasche Jacky im Keller. Es kommt, wie es kommen muss: es wird gesprungen.
Person 1 springt in den Main und macht einige Züge aus dem Altwasser in Richtung Fluss. Person 2 bekommt das Seil. Schwingt. Und lässt viel zu früh los. Aufklatschen im seichten, steinigen Wasser. Mit Schmerzen im Lendenbereich und unfähig, seine Beine zu bewegen, treibt er im Altwasser. Person 3 will helfen und stolpert angetrunken hastig die Böschung hinab. Keine gute Idee. Umknicken. Fallen. Draußen ist die Kniescheibe. Allerdings schafft es Person 3 die 112 zu wählen.
Unter Schmerzen meldet Person 3 der fiktiven Leitstelle „zwei Verletzte am Wasser direkt am Sprungbaum in Albertshofen“. Person 1 ist nicht mehr zu sehen.
In der von Laurin Firnbach (stv. Technischer Leiter) und Daniel Nagl (angehender Wasserretter-Ausbilder) geschriebenen Nachtübung alarmierte eine fiktive Leitstelle (Christopher Fox) am Sonntagabend um 19 Uhr mit „Wassernot 4 – zwei Personen in Wassernot beim Sprungbaum Albertshofen“ zwei Schnelleinsatzgruppen (SEG) der Wasserwacht Kitzingen.
„Zehn Nachwuchs-Wasserretter, zwei Bootsführer, Florian Dürr als SEG-Führer und zwei enorm glaubwürdige Mimen. Wir sind ja nur eine kleine Ortsgruppe. Daher super, wie viele Kameraden motiviert dabei waren“, fasste Vorstand und Beobachter Thomas Krämer erfreut zusammen. Bewusst wurde ein komplexes Szenario geschrieben, für das es keinen alleingültigen Lösungsweg gibt.
„Wir wollten sehen, dass zwei Personen routiniert und gut versorgt werden. Person 1 hat im kalten Wasser, bei einer realistischen Zeit zwischen Alarmierung und Eintreffen von 25 Minuten eine Chance. Dazu muss alles zu hundert Prozent ideal ablaufen, das heißt routiniert und zügig. Und dazu muss das Fehlen einer Person durch Kommunikation mit den Patienten und durch das Abgleichen von Alarmierung und Lage sehr schnell erkannt werden,“ erklärt Firnbach, der auch Erkenntnisse für die technische Optimierung der Rettungsboote gewann.
„Wir wollten, unseren jungen Kameraden Gelegenheit geben, Gebietskenntnis und Abläufe zu verbessern. Den Fokus haben wir auf Aufmerksamkeit und die Kommunikation in und zwischen den SEGs gelegt“, so Nagl bei der Nachbesprechung mit Teilnehmern, Mimen und Beobachtern.