"Grauer Bär": Zu cool für den Marktplatz?

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Oliver Graumann: "Richtig ist, dass Herr Bilz eine andere Haltung zur Farbgebung hat. Das kann er auch. Das respektiere ich."
Oliver Graumann: "Richtig ist, dass Herr Bilz eine andere Haltung zur Farbgebung hat.  Das kann er auch. Das respektiere ich."
 
Dieter Bilz: "Meine Einwände kamen leider zu spät. Denkmalamt und Stadtbauamt hatten bereits entschieden. "
Dieter Bilz: "Meine Einwände kamen leider zu spät. Denkmalamt und Stadtbauamt hatten bereits entschieden. "
 

Der frühere "Schwarze Bär" ist grau geworden. Und deshalb sieht so mancher Rot.

Ein neuer Anstrich sorgt immer noch für allerhand Gesprächsstoff rund um den Kitzinger Marktplatz. In Hell- und Dunkelgrau gehalten, wirkt das einstige Gasthaus "Zum Schwarzen Bären" aktuell deutlich moderner als in seinem bisherigen Gewand. Gelb-Orange und sandsteinfarben kannten die Kitzinger das Gebäude aus der Barockzeit, das bis vor einem Jahr den Kupsch-Markt beherbergte und in diesen Tagen zum neuen Domizil der Buchhandlung Schöningh geworden ist.

Während die neue Fassadengestaltung dem Kitzinger Stadtheimatpfleger Dieter Bilz ein Dorn im Auge ist, verteidigt der Kitzinger Bauamtsleiter Oliver Graumann den Anstrich und konert seinerseits mit einem Vorwurf an Bilz: Öffentlich Stimmung zu machen sei "schlechter Stil".


Cool, aber würdelos?

Stadtheimatpfleger Dieter Bilz war mit seiner Kritik schon vergangene Woche in die Offensive gegangen. Er sei nicht rechtzeitig um Rat gefragt worden, kritisierte er. Das Ergebnis sei, dass "das harte Nebeneinander von coolem Weiß und Grau dem Haus die Würde und dem Marktplatz seine heiter-gemütliche Atmosphäre genommen" habe. Gestern fragte Bilz nun: "Wird Kitzingen mit der Fassade leben müssen?"

Es gelte, die Aussage von Bauamtsleiter Graumann "gerade zu rücken", wonach der Stadtheimatpfleger in die Entscheidung einbezogen worden sei. Bilz: "Anlässlich einer Nachlese des Denkmaltages am 20.
September wurde mir mitgeteilt, dass der Weißgrau-Anstrich des ehemaligen 'Bären' genehmigt sei. Meine Einwände, dass ein Restaurator zur bauzeitlichen, barocken Farbfassung befragt werden sollte und wenigstens Musterflächen zur Begutachtung des Weiß-Grau-Anstrichs angelegt werden sollten, kamen leider zu spät. Denkmalamt und Stadtbauamt hatten bereits entschieden."


Besonders sensibel

Wichtig für ihn als Stadtheimatpfleger sei die Gleichbehandlung von Bürgern - auch in Fragen des Denkmalschutzes. Historische Gebäude bedürften einer besonderen Sorgfalt und Sensibilität, die im Fall des "Bären" außer Acht gelassen worden sei.

Ein Zitat Graumanns, wonach das Bauamt keine derartigen "Belehrungen" von Bilz brauche, brachte den Heimatpfleger besonders auf. Bilz: "Sollte mein Hinweis auf das denkmalpflegerische Procedere bei einem Neuanstrich als Belehrung aufgefasst worden sein, geschah das nur, weil normalerweise diese Maßnahmeabfolge zwingend ist und nicht eingehalten wurde", schreibt Bilz. Zeit hätte man genug gehabt, meint der Heimatpfleger; man hätte sich nicht "durch einen Eröffnungstermin zu einer schnellen Entscheidung erpressen lassen sollen".
Und noch einen Hinweis gibt Bilz den Entscheidungsträgern mit auf den Weg: "Man sollte die Gültigkeit eines Farbkonzeptes, das die Stadt Kitzingen festgelegt hat, überprüfen. War und ist sie bindend?"

Stadtbauamtschef Oliver Graumann antwortete gestern nicht nur auf diese Frage, sondern fand generell deutliche Worte. Er sagte, er empfinde es als einen "schlechten Stil", zuerst über die Presse zu gehen wenn ein Wille - "so nachvollziehbar dieser ist" - nicht realisiert wird. "Herr Bilz ist nicht nur in Kenntnis gesetzt worden, sondern wir haben tatsächlich schon vor dem 'Tag des offenen Denkmals' bei ihm angefragt."
Graumann: "Richtig ist, dass Herr Bilz eine andere Haltung zur Farbgebung hat. Das kann er auch. Das respektiere ich."


Farbgebung ist Wille des Eigentümers

Die aktuelle Lösung sei eine von mindestens drei Varianten, die der Eigentümer Georg Wittmann vorgeschlagen habe; zwei Möglichkeiten seien ausgeschieden. "Die Farbgebung ist der Wille des Eigentümers, des Nutzers und ist abgestimmt mit Vertretern des Landesamtes für Denkmalpflege und mit mir", betont Graumann.
Bei der Farbgestaltung von Gebäuden, insbesondere bei Einzeldenkmalen, gehe es weniger um Mode oder "Zeitgeschmack", sondern um den respektvollen Umgang mit dem "Gesamtkunstwerk" Gebäude. Die jetzt gefundene Lösung orientiere sich am historischen Vorbild und setze die Fassadengestaltung mit den bestehenden Schmuckelementen - Fenster und Türeinfassungen - sowie Fassadengliederungen in Szene.

"Ich bin nicht grundsätzlich gegen eine farbliche Gestaltung von Gebäuden", erklärt Graumann. Im Gegenteil. Ein stimmiges Konzept, welches die Gebäude im Kontext mit der Nachbarschaft und des öffentlichen Raumes achtet, werde von ihm jederzeit begrüßt. "Im Übrigen begrüße ich außerordentlich das Engagement der vielen privaten Eigentümer, die eine Sanierung ihrer Gebäude anstreben. Diese werden von mir und meinen Mitarbeitern im Bauamt jederzeit aktiv unterstützt."

Sagen Sie uns Ihre Meinung: Wie gefällt Ihnen die Fassadengestaltung des ehemaligen Kupsch-Marktes am Kitzinger Marktplatz?

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