Fränkischer Graf veröffentlicht adlige Rezepte

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Multitalent Désirée Nick hat beim Adel recherchiert, Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen hat fotografiert - zum Beispiel Baron Crafft von Crailsheim, der Fischklößchen in Dillsauce serviert. Foto: Castell-Rüdenhausen
Multitalent  Désirée Nick hat beim Adel recherchiert,  Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen hat fotografiert - zum Beispiel   Baron Crafft von Crailsheim, der  Fischklößchen in Dillsauce serviert.  Foto: Castell-Rüdenhausen
Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen und Starkoch Horst Lichter hielten Désirée Nick bei der Buchpräsentation auf Schloss Bensberg den Rü- cken frei. Foto: Lingen-Verlag
Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen und Starkoch Horst Lichter hielten Désirée Nick bei der Buchpräsentation auf Schloss Bensberg den Rü-   cken frei.  Foto: Lingen-Verlag
 
 

Die Sache hat ihn seinen Führerschein gekostet - kurzzeitig zumindest. Trotzdem bereut Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen es nicht, dass er sich mit Désirée Nick auf den Weg zu zwei Dutzend adligen Familien gemacht hat. Sie sollten ihre Leibgerichte preisgeben.

Die adligen Familien, vorwiegend in Deutschland und Österreich, sollten sich in Töpfe und Speis gucken lassen. Der Fotograf aus Rüdenhausen, der selbst aus einer Adelsfamilie stammt, und die Autorin, Kabarettistin, Entertainerin und einstige Dschungelkönigin haben Barone, Grafen, Herzöge und Fürsten besucht, sich für ihre Leibgerichte interessiert - und für ihr Leben.

Désirée Nick, vor acht Jahren Siegerin der Fernseh-Show Dschungelcamp, nimmt kein Blatt vor den Mund. In den Mund schon - wenn es zu einer "Fürstlichen Leibspeise" zählt. 25 davon hat sie probiert. Wie es geschmeckt hat und was sich sonst hinter Schloss-, Burg- und Küchentüren tat, erzählt sie passend zum Untertitel des Buches: "Gerichte mit Geschichte".

Die Fotos fürs Buch hat Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen gemacht.
Während er mit Désirée Nick von Burg zu Schloss, von Villa zu Jagdhütte gereist ist, hat es so manches Mal geblitzt.

Désirée Nick - mit diesem Namen verbinden viele eine ausgeflippte Diva, eine Frau mit vielen Gesichtern. Wie ist sie wirklich?
Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen: Privat ist sie so was von anders als man sie aus den Medien kennt! Sie ist zuverlässig, wahnsinnig fleißig, scharfsinnig, diszipliniert und seriös. Außerdem sehr eloquent. Aber vor allem - das ist das Schöne - ist sie völlig unkompliziert.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit ihr?
Eigentlich sollte mein Neffe, mein Patensohn, für sie fotografieren - seine Mutter und Désirées Mutter kennen einander gut. Aber er hatte keine Zeit und hat deshalb auf mich verwiesen. Also haben wir uns in Bad Homburg getroffen, sie hat mir ihre Buch-Idee geschildert - und ich fand sie sehr gut.

Gibt es nicht schon genügend Kochbücher auf dem Markt? Was ist an den "Fürstlichen Leibspeisen" so besonders?
Dass der Untertitel voll zutrifft: Gerichte mit Geschichte. Désirée widmet jeder Familie, die wir besucht haben, einige Seiten Text, in denen sie von der Atmosphäre im Haus erzählt, von den Traditionen und der Lebensweise unserer Gastgeber. Dazu gibt es dann die jeweilige Leibspeise der Hausherrin oder des Hausherrn, oft ein jahrhundertealtes Familienrezept.

Kann der Normalsterbliche das überhaupt nachkochen?
Bei den Recherchen zu dem Buch ist schnell klar geworden, dass die Küche gerade in großen Familien - egal, ob es Fürsten sind oder nicht - eine praktische sein muss. Hauptsache, das Gericht ist gut zubereitet und mit Liebe gekocht. Man kann sagen: Je größer das Schloss, desto einfacher das Gericht.
Was also gibt es Leckeres?
Es sind ganz unterschiedliche Rezepte. Sie reichen von Leberwurst-Gröschtl über "Sunday Roast" - Roastbeef - bis hin zur Esterhazy-Torte, die mir besonders gut geschmeckt hat.

Wie kam Frau Nick eigentlich auf die Idee, in Sachen blaublütige Rezepte zu recherchieren?
Mir hat sie erzählt, dass ihr diese Idee schon lange im Kopf herumspukte. Sie hat ja mit Heinrich Prinz von Hannover einen Sohn und kennt sich in Adelskreisen aus. Außerdem kocht und isst sie gerne - so wie ich.

Gerade in adligen Kreisen wird Privatsphäre oft sehr hochgehalten. Und nun kommt da eine bekannte Kabarettistin, noch dazu eine, die im Dschungel Maden aß, und will sogar in die Küche schauen! Hatten die Adligen da keine Bedenken?
Manche schon. Diejenigen, die wir besucht haben, waren allerdings sehr offen und haben uns äußerst freundlich empfangen. Ihnen gefiel die Verbindung "Gerichte mit Geschichte". Désirée hat zudem eine gute Menschenkenntnis, so dass es zu anregenden Gesprächen kam, aus denen sich sogar Freundschaften entwickelt haben. Eine ehrfurchteinflößende Baronin hat sich gar als großer Désirée-Nick-Fan geoutet.

Wie lange haben die Recherchen für das Buch gedauert?
Etwa ein halbes Jahr. In dieser Zeit haben wir 25 Familien besucht. Leider haben es nur 22 ins Buch geschafft, dann war die Seitenkapazität erreicht.

Heißt das, es wird einen 2. Teil der "Gerichte mit Geschichte" geben?
Wer weiß. Wir haben auf jeden Fall drei Geschichten und Rezepte übrig, darunter auch diejenigen von Baron Bechtolsheim aus Mainsondheim. Es wäre sehr schade, wenn diese nicht publiziert würden. Außerdem wollten Désirée und ich noch füreinander kochen. Auch dieser kleine Spaß zum Schluss hat jetzt nicht mehr reingepasst...

Welche Adligen aus der Region sind denn im aktuellen Buch vertreten?
Baron Crafft von Crailsheim ließ uns im Fröhstockheimer Schloss in einer Küche aus dem 14. Jahrhundert von seinen Fischklösschen kosten, Manto und Eva zu Castell-Rüdenhausen haben in ihrer Jagdhütte ihre zünftige Lieblingsspeise gekocht. Mehr verrate ich jetzt aber nicht.

Apropos verraten: Das Geheimnis um den Führerschein müssen wir schon noch lüften.
Also gut. Wir haben auf dem Weg zu den Adelsfamilien insgesamt mehrere Tausend Kilometer zurückgelegt, meist im Auto. Wir hatten Staus, Unwetter, ein kaputtes Autodach, eine Panne am Brenner - und viele anregende Gespräche. Auf der Fahrt nach Cottbus war ich wohl so vertieft in das Gespräch mit Désirée, dass ich nicht auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen geachtet habe. Zum Glück waren die vier Wochen ohne Führerschein genau einen Tag vor der Buchpräsentation vorbei.