"Ihr verramscht Lebensmittel"

Die Schmerzgrenze der Kitzinger Bauern ist erreicht – der Bayerische Bauernverband (BBV) hat am Dienstagvormittag zum Protest gegen die Niedrigpreise von Lebensmitteln aufgerufen. Knapp 60 Bauern aus dem Landkreis versammelten sich vor Edeka und Aldi in der Marktbreiter Straße.
„Bei diesen Preisen können unsere Betriebe auf Dauer nicht bestehen“, sagte Alois Kraus, Kreisobmann beim BBV. Den Ort der Kundgebung hat er bewusst gewählt. Der Einzelhandel, besonders der Discounter Aldi, diktiere immer niedrigere Preise. So bleibt am Ende nicht mehr viel für die Taschen der Landwirte übrig. Der Wert der Lebensmittel werde missachtet, kritisiert Kraus.
Der BBV warnte vor dem Entstehen einer Monopolstellung einzelner Unternehmen, die die bereits heute kaum noch vorhandene Wahlfreiheit der Landwirte völlig abschaffen könnte. „Die Gier der Märkte wird immer größer“, so Kraus weiter. Das stehe im Gegensatz zu den immer höheren Anforderungen der Verbraucher an Qualität, Nachhaltigkeit und Regionalität.
Besonders betroffen sind Betriebe im Milch- und Fleischbereich. „Eine Butter kostet bei Aldi aktuell unter 79 Cent. Bei Kaufland kostet ein Minutensteak vom Schweinerücken 4,99 Euro pro Kilo“, sagte Kraus. Der Preis eines gleichen Stück Schweinefleischs liegt beim Metzger hingegen bei 10,40 Euro pro Kilogramm.
Von diesen Dumpingpreisen ist auch Familie Maliske aus Greuth direkt betroffen. Sie führt eine Schweinemastanlage, in dem die Tiere laut Martin Maliske anständig gehalten werden. „Wenn die schon sehr strengen Auflagen steigen und dabei die Inflation der Preise zunimmt, sind Familienbetriebe wie wir bedroht“, so Maliske.
Aber nicht nur in der Nutztierhaltung merken Landwirte die Auswirkungen des Preisdumpings. Auch Ackerbaubetriebe bekommen sie zu spüren. Landwirt Willi Keller fühlt sich als Buhmann der Gesellschaft: „Man hält alle Auflagen ein, wird streng kontrolliert und letztendlich bleibt nichts in deinen Taschen.“ Seiner Meinung nach ist die Einstellung der Gesellschaft zum Wert von Lebensmitteln Schuld an der Misere der Landwirte.
Der BBV schiebt hingegen dem Handel die Schuld zu. „Der Einzelhandel macht Druck auf Schlachtbetriebe und Molkereien. Die können dann auch nicht mehr an uns zahlen“, erklärt Rudolf Bender von der BBV-Geschäftsstelle Kitzingen.
Die Teilnehmer der Kundgebung verteilten auch Flyer mit Infos an die Kunden des Discounters. Die Aktion richtete sich jedoch nicht gegen die Verbraucher. Laut Bauernverband sollte sie darüber informieren, welche Folgen die Schnäppchenjagd haben kann.