Frühstück: Mir kenned älles, oder ned?

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Frühstück: Noch was für echte Rechner
Frühstück: Noch was für echte Rechner

Ich dachte, ich hätte es geschafft. Dachte, meine jahrelangen Bemühungen hätten sich gelohnt. Dachte, ich wäre langsam integriert. Ja ich dachte sogar, ich verstehe mittlerweile meine Mitmenschen. Fehlanzeige.

Ich dachte, ich hätte es geschafft. Dachte, meine jahrelangen Bemühungen hätten sich gelohnt. Dachte, ich wäre langsam integriert. Ja ich dachte sogar, ich verstehe mittlerweile meine Mitmenschen. Fehlanzeige.

Vier Jahre lang lebe ich nun schon in Bayern, äh Verzeihung Franken. Vor 1460 Tagen habe ich meiner schwäbischen Heimat den Rücken gekehrt. 35040 Stunden überlebe ich nun schon (fast) ohne Maultaschen und Kässpätzle.

Ach, ich habe ja so viel versucht. Habe mir neue Freunde gesucht, die das „R“ rollen können. Habe das Bier gegen Wein eingetauscht und mich sogar – wenn auch nur fürs Oktoberfest – in ein Dirndl gequetscht. Soll das alles denn nichts genutzt haben?

Auf dem Weg zum Bäcker werde ich mir meiner migrationsbedingten Barrieren bewusst. Ein Plakat. In blau, rot und weiß. Soweit komme ich noch mit. Aber dann steht da dieser Satz. Acht Wörter, die mich an all dem zweifeln lassen, was ich mir in den letzten Jahren aufgebaut habe. Acht Wörter, die – egal wie ich sie auch wende und drehe – einfach keinen Sinn ergeben wollen.

„MIA SANN FRANGG'N – OBBA BAIAN SCHO AA'“. So so. Alles klar. Oder auch nicht. Ich fange an – wie es uns im Deutschkurs beigebracht wurde – darauf los zu interpretieren. Womöglich geht es um eine Mia, die ihren Opa ausfragt? Wäre aber eine komische Wahl-Aussage. Zumal das Plakat nicht von den Grauen Panthern stammt.

Sollte man den Satz vielleicht rückwärts lesen? Oder sind die Leerzeichen falsch gesetzt? Womöglich ist es eine geheime Botschaft, die nur auserkorene Kitzinger lesen können. Kurz überlege ich mir, ob ich einen Übersetzer hinzuziehen soll. Aber das lasse ich lieber. Möchte mich nicht als Ausländer zu erkennen geben.

Zehn Minuten später. Ich starre immer noch. In meinem Hirn schwirren diverse Dialekte durcheinander und versuchen mir die Erleuchtung zu bringen. Aber nix. Weiße Fahne. Ich gebe mich geschlagen und denke darüber nach, das altbekannte Sprichwort für die kommenden Generationen umzuwandeln:

Mir kenned älles, außer Hochdeutsch – ond diases fränggische Bairisch machd ons au ganz narred!