Die Kitzinger Narren stehen in den Startlöchern

2 Min
Franz Hildebrand, kommissarischer Präsident der Kitzinger Karnevalsgeselschaft (KiKaG). Fotos: Diana Fuchs
Franz Hildebrand, kommissarischer Präsident der Kitzinger Karnevalsgeselschaft (KiKaG). Fotos: Diana Fuchs
Der Fasching hat zwei Gesichter - auch wenn sie nicht auf den ersten Blick zu sehen sind.
Der Fasching hat zwei Gesichter - auch wenn sie nicht auf den ersten Blick zu sehen sind.
 

Da guckst Du: Fasching kann eine ernste Sache sein. Franz Hildebrand versucht, den gebeutelten Kitzinger Narren auf den Grund der Seele zu blicken.

Totgesagte leben länger. Franz Hildebrand weiß: An diesem alten Spruch ist was dran. Der kommissarische Präsident der Kitzinger Karnevalsgesellschaft bleibt deshalb ganz ruhig, wenn ihm wieder mal Gerüchte vom Untergang seiner KiKaG zu Ohren kommen. Hildebrand hält es mit Joachim Ringelnatz: "Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt."

Tatsächlich musste das Narrenschiff der KiKaG in den vergangenen Monaten so manchen Sturm und die eine oder andere Flaute überstehen. Einige Wochen nach der konfliktbeladenen Hauptversammlung trat überraschend "Kapitän" Jürgen Hertel zurück, der zehn Jahre lang an der Spitze der Gesellschaft gestanden war. Der Wind blies danach aus allen Richtungen in die KiKaG-Segel, so dass erst mal Stillstand angesagt war. Die einen konnten Hertel verstehen, der eine enorme persönliche Belastung als Hauptgrund für seinen Rückzug angab, die anderen fühlten sich vor den Kopf gestoßen oder fanden es närrisch im schlechtesten Sinn, dass er kurz nach der Hauptversammlung das Handtuch warf.

Was jetzt? Diese Frage irrlichte wochenlang durch die Gesellschaft. Franz Hildebrand, der Vizepräsident, nahm gemeinsam mit einigen altgedienten KiKaG-Mitgliedern das Steuer in die Hand. "Die KiKaG schläft nicht. Wir werden den Leuten ab 11.11. um 11.11 Uhr, wie gewohnt, bis Aschermittwoch wieder viel Spaß und Spannung bieten und als i-Tüpfelchen den 15. Landkreisumzug." Am 12. Februar wird sich der große Gaudiwurm mit den witzigsten Landkreisbürgern durch die Große Kreisstadt schlängeln.


"Nicht den Bach runter"


Viel zu tun also für Hildebrand und den harten Kern der Kitzinger "Narren". Gemeinsam haben sie die beiden Prunksitzungen vorbereitet, Gastauftritte organisiert und die üblichen Termine - vom Auftakt der fünften Jahreszeit bis hin zum Faschingsgottesdienst - in die Wege geleitet.

Hildebrand bedauert Jürgen Hertels Rückzug durchaus. Und auch die Tatsache, dass heuer nur noch sechs Elferräte - nach 13 im Vorjahr - aktiv werden. "Aber es geht deshalb nicht alles den Bach runter", betont der
47-Jährige. Viele langjährige und engagierte Faschingsfreunde seien der KiKaG treu geblieben "und legen sich ins Zeug".


"Falscher Eindruck"


Dass in Kitzingen bei so manchem der Eindruck entstanden ist, die Kitzinger Faschingsnarren schliefen, führt Hildebrand auch darauf zurück, dass "die heiße Faschingsphase für die Öffentlichkeit nur kurz ist" - auch wenn sie für die Verantwortlichen ein ganzen Jahr lang Arbeit und Planung bedeutet. Außerdem habe die KiKaG auch mit äußeren Umständen zu kämpfen: Das Deutsche Fastnachtmuseum im Kitzinger Wahrzeichen, dem Falterturm, darf aus Brandschutzgründen seit einem Jahr nicht mehr betreten werden und der Museumsneubau zwischen Rosen- und Luitpoldstraße binde einiges an Kapazitäten. "Trotzdem finden das ganze Jahr über Führungen statt." Hildebrand weiß das genau, denn er selbst ist als Stadt- und Museumsführer seit langem aktiv.

Apropos aktiv: Die Leitung der KiKaG kommissarisch zu übernehmen, war nach Hertels Rückzug für Hildebrand Ehrensache. Doch nach den Neuwahlen im kommenden Frühjahr sollen sich die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen. "Organisatorisch tätig zu bleiben kann ich mir vorstellen, aber Sitzungspräsident möchte ich nicht sein."

Sein Vorgänger Hertel hatte bislang beide Funktionen ausgefüllt. Hildebrand plädiert nun für Ämterteilung. Zum einen möchte er gern weiterhin, wie seit 22 Jahren, sein Amt als Zeremonienmeister bei den Faschingssitzungen ausüben. Zum anderen weiß auch er um den enormen Zeit- und Energie-Aufwand, den die Doppelpräsidentschaft mit sich bringt. Oft sei das Ehrenamt kaum mit Familie und Beruf vereinbar. "Da ist das ganze Jahr über Fasching."


Wer wird Sitzungspräsident?


Deshalb ist auch noch nicht klar, wer heuer die beiden Prunksitzungen leiten wird. "Aber da wird uns schon was einfallen", ist Hildebrand sicher. Fest steht dagegen, wer den Schlappmaulorden bekommt - doch das soll, wie jedes Jahr, bis Rosenmontag ein Geheimnis bleiben.

Die Schwierigkeiten im Vorfeld können Franz Hildebrand die Vorfreude auf die fünfte Jahreszeit nicht rauben. Er hofft, dass "sich trotz der für alle schwierigen Zeiten wieder mehr Leute für den Spaß und Frohsinn in der fünften Jahreszeit begeistern lassen". Hildebrand appelliert an die Faschingsfreunde, den Beweis anzutreten: Totgesagte leben länger.