Die Kinderbuchmanagerin und das Geheimnis der Wickelklöße

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Karotten für die Wickelklöße: Juliane Hohmann, Leiterin der Geschäftsstelle der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Volkach.
Peter Pfannes

Juliane Hohmann, Kinderbuch-Fachfrau aus Volkach, hat ein Lieblingsrezept mit Mysterium. Denn auf keinen Fall darf man bei ihrer Leibspeise zu früh den Deckel anheben.

Im schönen Volkacher Schelfenhaus sitzt die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur – und damit Juliane Hohmann. Ein weiter Weg hat sie hergeführt, denn sie stammt aus einem deutschen Dorf in Sibirien in der Gegend von Omsk. Von dort brachte Hohmann nach Deutschland zurück, was ihre Vorfahren im Gefolge von Katharina der Großen einst nach Russland importierten. Ihr Leibgericht nämlich: Deutsche Wickelklöße.

„Auf uns Kinder hat der Topf mit Klößen eine magische Anziehungskraft gehabt, weil man vorher nie genau sagen kann, wann das Gericht gar ist“, erzählt die Assistentin der Geschäftsführung, so die offizielle Bezeichnung ihres vielseitigen Amts an der Akademie in Volkach. Man müsse warten, bis das Fleisch, der Teig und der Kohl „richtig durchriechen“, das sei das einzige untrügliche Kennzeichen dafür, dass die Zeit gekommen ist. Und, für Kinder besonders geheimnisumwittert: „Es war streng verboten, den Deckel anzuheben, denn sonst fallen die Klöße in sich zusammen oder sind zumindest nicht mehr fluffig.“

Sobald die deutschen Klöße bei der Familie hinten in Sibirien angekündigt waren, „ist keiner von uns weggegangen“, berichtet die Kinderbuchmanagerin. Sei es doch „immer ein großes Mysterium gewesen“, wann die Mutter oder die Großmutter den Deckel lüfteten. Dann ging es schnell. In wenigen Minuten war alles aufgegessen.

Das wird gebraucht:

500 g Fleisch (Schweinespeck oder Hühnchen)

1 kg Kohl (frisch oder sauer)

1 kg Kartoffeln

2 Zwiebeln, 2 Karotten

Salz und Pfeffer

500 g Mehl

100 g Buttermilch

ein halbes Päckchen Backpulver

So wird's gemacht:

Das Mehl mit der erwärmten Buttermilch, dem Backpulver und Salz für die Klöße zu einem weichen Teig kneten und ca. 20 Minuten abgedeckt liegen lassen. Das Fleisch in Würfel schneiden, im Topf in Öl anbraten. Möhren, Zwiebel und Kohl dazugeben, mit Salz und Pfeffer würzen. Kartoffeln schälen und in Scheiben schneiden, mit Salz und Pfeffer würzen und als Schicht bedeckt über die Fleisch-Gemüse-Schicht legen.

Nun kommt der Teil, dem das Leibgericht der Geschäftsstellenleiterin seinen Namen verdankt: Den Teig einen Zentimeter dick ausrollen, einölen und als Rolle wickeln. Die Rolle anschließend in fünf Zentimeter breite Stücke schneiden und flach auf die Kartoffel legen, sodass die Spiralen von oben sichtbar sind. Etwa ein halbes Glas Wasser über die Klöße geben – für den Dampf. Den Topf mit einem schweren Deckel fest verriegeln und ca. 45 Minuten auf schwacher Hitze garen.

Und, wie Juliane Hohmann sagt: „Je nach Intensität des Dufts kann festgestellt werden, ob das Gericht fertig ist.“ Von der Art des Herds und des Topfs und der Füllhöhe desselben hängt die Wartezeit ab. Manchmal brauchen die Wickelklöße mehr als eine Stunde auf dem Feuer. Und sage keiner, die heutigen Kinder im Westen hätten nicht die nötige Geduld. Ein ganzer Schwung kleiner Nichten und Neffen von Juliane Hohmann hockt gern vor dem Herd und schnuppert freudig, wie sich der Duft vermehrt.

Übrigens, als die Literaturmanagerin ihren Zukünftigen den Eltern vorstellte, kam der natürlich auch in den Genuss der Deutschen Wickelklöße. Anschließend war er sicher: In der Familie will er bleiben.