Zwischen dem Dschungelcamp und dem Kitzinger Stadtrat gab es bei der aktuellen Sitzung keine großen Unterschiede, stellt Diana Fuchs fest.
Statt Dschungelcamp entschieden sich am Donnerstagabend gut 20 Freiwillige fürs Kitzinger Rathaus. Nicht als Akteure traten sie dort auf - nein, als Zuschauer. Sie erlebten eine Stadtratssitzung, die den Eskapaden der Möchtegern-Promis im australischen Busch in mancherlei Hinsicht die Show stahl.
Chaotisch ist noch freundlich ausgedrückt. Man könnte die Sitzung auch als höchst ineffizient und gallig beschreiben. Nach drei Stunden gerade mal die halbe Tagesordnung abgearbeitet - das ist Negativrekord. Woran liegt's? Vielleicht ja am kühlen Licht der modernen Neonröhren? Oder an der nüchternen Gestaltung des Sitzungssaales - die Palmen sind ja auch bei RTL das Beste - oder an dessen mäßiger Akustik? Letzteres wäre natürlich die beste Erklärung dafür, dass 30 Räte einander entweder nicht zuhören. Oder falsch interpretieren - oder gar über Dinge reden, um die es noch gar nicht geht.
Doch da das Rathaus nicht der biblische Turm zu Babel ist, liegt es vielleicht einfach nur: Am Wollen.
Es ist wie im Dschungelcamp: Ein paar Selbstdarsteller (zer-)stören die ganze Gruppe. Abhelfen könnte ein Chef, der mit harter Hand durchgreift, Schwafler furchtlos abwürgt und nur strukturiertes Vorgehen gestattet. Für Oberbürgermeister Müller wird es bis zur OB-Wahl in gut einem Jahr wohl noch viele Dschungelprüfungen geben.