Christian Grötsch ist der beste Jungkoch Frankens - am kommenden Montag vielleicht sogar der beste Deutschlands. Koch zu sein ist für ihn mehr als nur ein Beruf - es ist seine Lebenseinstellung.
Glasiertes Wachtelbrüstchen auf geschmortem Apfelragout. Gratinierter Spanferkelrücken an Madeiraglace. Vanille-Kokos-Parfait mit lauwarmem Schokoladen-Soufflé. Ein Menü, das sich liest wie ein Gedicht. Wem läuft da nicht das Wasser im Mund zusammen? Die Jury hatte Christian Grötsch damit auf jeden Fall schnell auf seiner Seite. Wenn das Essen seinen Platz auf dem Teller findet, ist das für für den Koch der schönste Moment in seinem Beruf. "Und wenn der Teller dann erst leergegessen zurückkommt", ergänzt der 24-jährige Volkacher und Zehntkeller-Koch.
Christian Grötsch ist der beste Jungkoch Frankens. Bei dem Wettbewerb für Jungköche "Concours Regional des Jeunes Chefs Rôtisseurs", der am 24. Februar im Arvena-Park-Hotel in Nürnberg ausgetragen wurde, machte er unter vier Teilnehmern aus Unter-, Ober- und Mittelfranken mit Abstand den ersten Platz.
Organisiert wird die jährliche Veranstaltung von der Bruderschaft "Chaîne des Rotisseurs International", zu der der Zehntkeller schon seit 25 Jahren zu den Mitgliedern zählt. Restaurants der gehobenen Küche bekommen bei dem Kochwettbewerb die Möglichkeit, einen Jungkoch als Vertreter ihres Betriebs teilnehmen zu lassen. "Er ist talentiert. Ich wusste gleich, dass ich ihn schicke", sagt der Zehntkeller-Küchenchef Werner Düring.
Die Zutaten, mit denen sie kochen würden, erfuhren Grötsch und die anderen Teilnehmer erst zu Beginn des Wettbewerbs. Eine halbe Stunde hatten sie dann Zeit, sich aus dem Warenkorb ein dreigängiges Menü zu überlegen, bevor es ans rund dreistündige Vorbereiten und Kochen ging. Während der Zubereitung überwachte eine achtköpfige Jury aus Küchenchefs und Gourmets die genaue Arbeitsweise. Eine Stresssituation.
"Es gab aber keine Frage, die mich ins Schwitzen gebracht hat oder irgendetwas, das schief gegangen ist", sagt Grötsch.
Immer auf der Suche nach Ideen Wirklich vorbereiten konnte er sich auf den Wettbewerb nicht. So soll es auch sein. "Ich habe mir aber schon Ideen geholt aus Kochbüchern und im Internet, teilweise habe ich Rezepte auswendig gelernt", erzählt der Koch. Anregungen holt er sich auch für seinen ganz normalen Arbeitsalltag im Zehnt keller - auch in anderen Restaurants. "Ich probiere gerne aus. Ich will so viel wie möglich lernen, aufsaugen und meinen Kenntnisstand erweitern", sagt er. Irgendwann will er seinen Küchenmeister machen, Küchenchef oder vielleicht sogar selbstständig werden.
Ein anderer Beruf als Koch kam für Grötsch nie in Frage. Schon von klein auf wollte er in der Küche stehen.
"Mein Papa war begnadeter Hobbykoch, da habe ich immer geholfen", erinnert er sich. Seine Ausbildung machte er in Bad Kissingen im Hotel Frankenland. Für die Stelle im Zehntkeller als "chef de partie" (Abteilungsleiter für Beilagen und Gemüse) hat er sich nun ganz bewusst entschieden. Seit Januar gehört er dort zum festen Köcheteam. "Ich wollte zurück in die Heimat", sagt er. Denn nach mehreren Stationen teilweise weit außerhalb des Landkreises - neben dem Hotel Maritim in Würzburg auch im Hotel Maritim in Düsseldorf und dem Hotel Pristol in Bad Kissingen - wollte er einfach wieder näher bei seiner Familie und seinen Freunden sein.
Ein Aushängeschild Mit seinem Sieg hat der Koch sich nun für die deutsche Meisterschaft qualifiziert.
Am kommenden Montag geht es in Frankfurt am Main erneut an die Kochtöpfe und Herdplatten, um wieder aus einem vorgegebenen Warenkorb ein Drei-Gänge-Menü zu kreieren. Diesmal wird die Konkurrenz größer sein, Grötsch rechnet mit insgesamt 16 Teilnehmern. "Ich bin schon aufgeregt", gesteht er. Sollte er gewinnen, ist ihm die Teilnahme an der europäischen Meisterschaft sicher. "Ich bin jetzt schon stolz auf ihn. Das ist auch für unser Haus ein Aushängeschild", sagt Düring.
Und ob im Zehntkeller oder beim Wettbewerb am Montag, Grötsch freut sich jetzt schon darauf, seine leckeren Kreationen wieder zu servieren und die Teller hoffentlich wieder leer zu sehen.
Und ruft man sich Grötschs Menü des letzten Wettbewerbs nochmal in Erinnerung, bleibt der Jury jedenfalls nur eines zu wünschen: Bon appetit!
Gesellschaft Die Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs ist eine internationale gastronomische Gesellschaft. Sie wurde 1950 in Paris gegründet, ist der Hohen Kunst des Kochens (Haute Cuisine) verpflichtet und fördert die Aufrechterhaltung gastronomischer Werte und gepflogener Tischsitten. Zur Zeit gehören ihr 24 000 Mitglieder in 75 Ländern an.
Wettbewerb Das Ziel des jährlichen internationalen Wettbewerbs "Concours Regional des Jeunes Chefs Rôtisseurs" ist die Förderung der kulinarischen Expertise des oder der Jungköche. Der Wettbewerb gibt insbesondere den drei Erstplatzierten die Möglichkeit, Talent und Fachwissen international zur Schau stellen zu können.