Das große, neue Domizil der Marktbreiter Mühlenkinder wird wohl nicht ganz so schnell fertig wie das Kartonhaus. Aber es wächst.
Gewaltige Kräne, brummende Betonmischer, riesige Lastfahrzeuge - die Augen der Marktbreiter Mühlenkinder wurden gestern immer größer. Fasziniert spähten sie durch den Bauzaun. Nicht nur anhand von Büchern, sondern live und hautnah durften sie das Leben auf einer großen Baustelle beobachten. Einer ganz besonderen Baustelle: In der Obernbreiter Straße 1 entsteht ihr neuer Montessori-Kindergarten.
Dass während der offiziellen Grundsteinlegung im Hintergrund schon fleißig gemauert und betoniert wird, hat man nicht alle Tage. Beim neuen Marktbreiter Kinderhaus drängt die Zeit: Bis Mai 2013 soll der Bau bezugsfertig sein. Mit dem Einzug der derzeit 29 Kindergarten- und zwölf Schulkinder soll dann eine wahre Odyssee ein glückliches Ende finden.
Harry Seidler, Vorsitzender der Mühlenkinder-Elterninitiative, war kaum vier Wochen im Amt, als ihn in der Karwoche 2011 die Hiobsbotschaft erreichte: Die AWO kündigt den Mietvertrag - die Mühlenkinder müssen sich ein neues Domizil suchen. "Das war sehr schwierig. Entweder war das Grundstück zu klein oder der Hang zu steil, so dass die Kinder dort nicht hätten spielen können", erinnert sich Seidler. "Ein halbes Jahr haben wir nach einer passenden Bleibe gesucht. Zum Glück hat Bürgermeister Hegwein unsere Hilfeschreie gehört." Er habe zugesagt, zu helfen, wo er könne - und das habe er auch gemacht.
Die Stadt Marktbreit kaufte das Grundstück in der Obernbreiter Straße 1 und stellte es per Erbbaurecht (Erbpacht) der Elterninitiative zur Verfügung. Letztere freut sich sehr über die "große Unterstützung durch Stadtrat und Bürgermeister".
Insgesamt kostet das neue Haus für die Mühlenkinder gut eine Million Euro. Finanziert wird diese Summe je zu einem Drittel von der Elterninitiative, der Stadt Marktbreit und dem Staat. "Mit dem neuen Haus wird ein Traum wahr", stellt Harry Seidler fest. Er dankte seinen Vorstandskollegen, dem "sehr fleißigen Erzieher-Team" und den beteiligten Firmen: "Ich denke, wir haben einen ganz hervorragenden Plan zusammenbekommen." In dem modernen Bau mit Platz für 30 Kindergarten- und 13 Schulkinder können künftig auch Rollstuhlfahrer aufgenommen werden, "so dass wir wirklich ein inte gratives Haus werden können".
Die alte Gärtnerei, die sich bisher auf dem Grundstück befand, hat die Elterninitiative abgerissen und das Grundstück im Mai gerodet. "Immerhin 150 Euro haben wir für das gesammelte Metall bekommen", erinnerte Seidler lachend. Das sei zwar im Vergleich zur Bausumme ein winziger Betrag, zeige aber: "Wir schmeißen nichts weg und leisten so viel wie möglich selbst." Das entspreche dem Credo der Gemeinschaftsinitiative "Netzwerk für Kinder", zu der die Elterninitiative gehört.
Freude über Spenden Da es für die Außenanlage und die Ausstattung des Kinderhauses keine Förderung gibt, dankte Seidler für Spenden - einige Firmen hätten sich bereits großzügig gezeigt. "Wir als gemeinnützige Organisation freuen uns sehr über solche Hilfe."
Als "engagiert und tatkräftig" bezeichnete Bürgermeister Erich Hegwein die Elterninitiative um Harry Seidler und Kassier Dr. Michael Schad. "Deren Motivation hat mir sehr gefallen." Auch vom Elternbeirat gab es Lob: "Ich bin dankbar, so einen starken und motivierten Vorstand zu haben. Er hat das Vorhaben, das allen zugute kommt - Kindern, Eltern und Kommune - vorangebracht", stellt Sabine Stöcker fest.
Bürgermeister Hegwein legte das Thema weiter aus. Das Montessori-Kinderhaus vervollständige das Marktbreiter Angebot der Kinderbetreuung. "Wir haben lauter top ausgestattete Kindergärten und sämtliche Schularten am Ort", betonte das Stadtoberhaupt. Marktbreit sei für Zuzugswillige, speziell Familien, sehr interessant.
Apropos interessant: Um der Nachwelt einen Eindruck vom Tag der offiziellen Grundsteinlegung zu geben, versahen Hegwein und Seidler eine Zeitkapsel unter anderem mit Grundrissplan, Zeichnungen der Kinder, Zeitungsartikeln und Münzen. Die Metallschatulle soll in der Außenmauer ihren Platz finden.
Bevor Alt und Jung das leckere Buffet stürmten, das der Elternbeirat aufgebaut hatte, sangen die Kinder ein Lied, dessen Refrain schon die Vorfreude weckte: "Wir bauen ein Haus - und ist´s einmal fertig, sieht´s prächtig aus."