Der Schock kam vor einem Jahr: Der Kitzinger Stadtrat erfuhr vom Verkauf des Bahnhofs und musste einige Pläne auf Eis legen. Die liegen immer noch.
„Böse Überraschung: Bahn verkauft Bahnhof.“ Die Schlagzeile über eine Stadtratssitzung in Kitzingen ist ein Jahr alt. Seither ist so gut wie nichts passiert. Der Bahnhof hat es noch nicht mal in das Immobilienportal der Deutschen Bahn (DB) geschafft. Und weil die Verkaufspläne in den Tiefen des Konzerns schlummern, sind die millionenschweren Umgestaltungspläne der Stadt im gesamten Umfeld fast komplett blockiert.
Gestattungsvertrag war unterschriftsfrei
Der Nackenschlag aus der DB-Zentrale traf die Stadt einst unvorbereitet. Der Gestattungsvertrag, der die Überplanung des Vorplatzes und der 30 Bahnparkplätze an der Friedenstraße erlaubt hätte, sei „unterschriftsreif“ gewesen, sagte im Februar 2016 ein zutiefst frustrierter Oberbürgermeister Siegfried Müller. Der musste erleben, wie die lange diskutierten Pläne für den Vorplatz, den Busbahnhof und zwei Pendlerparkplätze plötzlich auf Eis lagen.
Immerhin: Die beiden Vertreter der Bahn, die den geballten Unmut des Stadtrats in der Sitzung miterlebten, versprachen damals ein Ende der planerischen Eiszeit. Bis November werde der Verkauf der 2500 Quadratmeter vorbereitet sein. „Anschließend gehen wir aktiv in den Verkauf“. Ergebnis bis heute: null.
Verkauf des Empfangsgebäudes in 2017
Licht am Ende Tunnels ist nicht erkennbar. Eine Nachfrage bei der DB-Pressestelle – Mitte Oktober 2016 – zum Bahnhofsverkauf ließ noch einen Funken Hoffnung auf eine baldige Lösung übrig: „Derzeit wird geklärt, welche Bereiche betriebsnotwendig sind und welche verkauft werden können. Dazu ist eine bahninterne Prüfung notwendig, die voraussichtlich bis Ende des Jahres 2016 dauern wird“, so eine Bahnsprecherin. 2016 ist längst durch. Die DB-Pressestelle ist inzwischen eher unscharf, was eine Zeitangabe angeht: „Der Verkauf des Empfangsgebäudes in Kitzingen ist für 2017 vorgesehen“, schreibt ein Sprecher auf Anfrage.
Unabsehbare Verspätung
Konsequenz der unabsehbaren Verspätung bei den Verkaufsplänen der Bahn: Kitzingen kann vorerst nur den Pendlerparkplatz im Süden des Bahnhofs (neben den Kleingärten) bauen. Die ebenerdige Park-and-Ride-Anlage soll bis zu 119 Stellplätze anbieten und rund 1,3 Millionen Euro kosten. Angepeilter Baubeginn: April oder Mai.
Der Rest der Pläne für ein optimiertes Bahnhofsumfeld hängt weiter in der Luft: Der Busbahnhof mit acht geplanten Stellplätzen hängt ebenso vom ungeklärten Bahnhofsverkauf ab wie ein weiterer Pendlerparkplatz oder die Optimierung des wenig ansehnlichen Vorplatzes. Einziger Vorteil der Hängepartie: Vorerst bleiben der Stadt ein paar Millionen Euro erspart.