Außergewöhnliches Konzert: So klang's im Jahr 1620

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Freitags-Fragen: So klang's im Jahr 1620
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Freitags-Fragen: So klang's im Jahr 1620

Aus „Weihnachten 2016“ wird „Weihnachten 1620“ - ein Konzert in St. Johannes Kitzingen macht's möglich. Doch wie hat eine Christmette vor 400 Jahren ausgesehen?

Freitags-Fragen

Aus „Weihnachten 2016“ wird „Weihnachten 1620“ – ein Konzert in St. Johannes Kitzingen macht's möglich. Wie hat eine Christmette im Jahre 1620, also vor rund 400 Jahren ausgesehen? Dieser Frage geht das Konzert am Sonntag, 18. Dezember, ab 17 Uhr nach. Dazu Fragen an den musikalischen Leiter, Regionalkantor Christian Stegmann.

Frage: „Weihnachten 1620“ – wie kam es dazu?

Christian Stegmann: Die Idee zu diesem Projekt kam mir schon vor Jahren, als ich eine CD mit dem Gabrieli Consort unter Paul McCreesh kennen gelernt habe, die auf dieser Idee basiert. Der Gedanke einer Aufführung in Kitzingen treibt mich schon lange um, doch erst jetzt ist es durch die Vielzahl und Konzerterfahrung meiner Chormitglieder möglich.

Wie schwer war die Umsetzung?

Stegmann: Die Umsetzung ist insofern schwierig, dass es in dieser 400-Jahre alten Musik im Notentext nicht vorgeschrieben ist, welche Passagen von welchen Instrumenten übernommen werden, und auch nicht festgelegt ist, was vom Chor oder den Solisten gesungen werden soll. Dies liegt alles in der Hand des Dirigenten und benötigt im Vorfeld eine sehr intensive Vorbereitung.

Das größte Problem?

Stegmann: Der Rhythmus. Man mag es nicht glauben, aber die Musik der Renaissance hat rhythmische Finessen, die teilweise komplizierter sind als die Musik unserer Tage.

Überraschend war . . .

Stegmann: . . . dass bei dieser Musik sogar eine weihnachtliche Stimmung eintritt, wenn man sich mit ihr im Sommer beschäftigt.

400 Jahre zurückzuspringen hat einen besonderen Reiz, weil . . .

Stegmann: . . . das Weihnachtsfest meiner Meinung nach noch näher am ursprünglichen Gedanken orientiert war und wir dies in die heutige Zeit transportieren wollen: Weihnachten als ein tiefgründiges, religiös verwurzeltes Fest, ohne die heutige 'Schnee- und Glühweinromantik'.

Haben Sie recherchiert, wie die Welt damals aussah?

Stegmann: Die europäische Welt lag im Dreißigjährigen Krieg – Pest und Hungersnöte waren an der Tagesordnung. Gerade in solch schwierigen Zeiten hatten die Menschen einen besonders tiefen Gottesbezug, der auch in dieser Musik deutlich zum Ausdruck kommt.

Wie waren die Reaktionen der Mitwirkenden?

Stegmann: Durchweg positiv, mit Ausnahme der Tatsache, dass es für die Sänger/innen nur sehr kompliziertes Notenmaterial gibt, in dem man erst mal eine Weile braucht, bis man seine Stimme gefunden hat.

Wer ist alles dabei?

Stegmann: Es singen der Kammer- und Kirchenchor St. Johannes, unser Jugendchor, das Orchester 'la ciaccona' aus München, das auf historischen Instrumenten spielt, sowie international renommierte Gesangssolisten.

Wie lange wird schon geprobt?

Stegmann: Die Chöre proben seit Anfang Oktober, das Orchester und die Solisten kommen erst am Tag vor der Aufführung mit dazu. Sie haben eigenständig ihre Partien vorbereitet.

Wer noch kommen will . . .

Stegmann: . . . sollte rechtzeitig an die Abendkasse kommen, um noch Karten zu bekommen. Foto: Dirk Nitschke