Das hat Symbolwert: Zwei Bücher, die viel trennt, die aber etwas gemeinsam haben: Es sind die heiligen Schriften zweier Weltreligionen - eine seltene Bibel und ein prachtvoller Koran.
Das hat Symbolwert: Zwei Bücher, die viel trennt, die aber etwas gemeinsam haben: es sind die heiligen Schriften zweier Weltreligionen. Wie selbstverständlich liegen sie nebeneinander: eine seltene Bibel und ein prachtvoller Koran. Sie stammen aus dem Besitz des Journalisten Franz Dülk aus Iphofen. Er schenkte sie zusammen mit seiner Frau Elke der Abtei Münsterschwarzach.
Es sind zwei außergewöhnliche Werke, die Abt Michael Reepen in Empfang nehmen konnte. Die großformatige „Catholische Bibel, das ist die ganze Heilige Schrift alten und neuen Testaments“, genannt „Hohenlohesche Bibel“, stammt aus dem Jahr 1763. Sie ist 32 Zentimeter hoch und 22 Zentimeter breit und hat einen Ledereinband auf Holzdeckel. Es gibt nur wenige Bibeln für Katholiken aus dieser Zeit im Gegensatz zu den unzähligen protestantischen Bibeldrucken. Nicht ohne Grund fragt das Vorwort, ob das Bibellesen überhaupt dem katholischen Laien erlaubt sei. Das Urteil: Bibellesen ist nicht verboten, aber auch nicht von Nöten.
„Welch ein kostbares Geschenk. Es passt in unsere aufgewühlte Zeit. Wir werden es in Ehren halten.“
Abt Michael Reepen aus Münsterschwarzach
Zusätzlich enthält sie neben zahlreichen Kupferstichen als Anhang den katholischen Katechismus als praktische Glaubensunterweisung. Dass die Bayerische Staatsbibliothek eine gesamte Bibelausgabe dieses Typs eingescannt und ins Internet gestellt hat, spricht für die Rarität. Woher er sein Exemplar hat, weiß der 1928 in Iphofen geborene ehemalige Journalist Franz Dülk nicht mehr.
Nach seiner Tätigkeit als Redakteur der Main-Post ist er als Fernsehreporter für die ARD ab 1956 in der ganzen Welt herumgekommen. Bei diesen Gelegenheiten hat der promovierte Journalist immer etwas erworben. Landestypisch und auch außergewöhnlich sollte es sein: „Ich bin kein richtiger Sammler, sondern mich interessierten authentische Originale aus dem jeweiligen Gastland. Und schön mussten sie sein“, sagt der wache Herr im Rollstuhl. Dazu gehörten etwa eine koptische Handschrift auf Pergament, Bronzefiguren aus Afrika oder ein Teeservice aus China.
Den Koran brachte Franz Dülk 1967 aus dem Jemen mit. Über einen Mittelsmann kaufte er sie dem dortigen Informationsminister ab. Dieser Koran ist ein ungemein schönes Exemplar in altarabischer Sprache und zusätzlich interessant für Forscher wegen der handschriftlichen Einträge am Ende, die noch zu entziffern sind. Kalligraphen, Spezialisten für besondere Schönschrift, haben das heilige Buch des Islam geschrieben und mit vielen farbigen, teilweise mit Gold unterlegten exquisiten Bildern ausgeschmückt. Die Prachthandschrift diente nie dem persönlichen Gebrauch, sondern exklusiv dem vorlesenden Imam in der Moschee. Für Franz Dülk ist Münsterschwarzach der richtige Ort für die beiden Bücher. Mit der Abtei ist er seit 1951 verbunden. Damals hatte ihn ein Münsterschwarzacher Pater in Rom in der Benediktinerzentrale San Anselmo getraut. „Beide heiligen Schriften werden einen besonderen Platz bei uns bekommen“, versprach Abt Michael Reepen. „Wir haben einen gedruckten Koran und wir haben muslimische Flüchtlinge. Wir sind im Gespräch, wir kommen gut miteinander aus und spüren täglich, dass es auch einen gewaltfreien Islam gibt.
“ Gerade beim Thema Islam und Christentum gehe es um Verstehen und Dialog zwischen den Religionen. „Und nun kommen da ein Koran und eine Bibel zu uns. Welch ein wunderbares, kostbares Geschenk. Es passt in unsere aufgewühlte Zeit. Wir werden es in Ehren halten“, sagte der Abt. Schon im 18. Jahrhundert besaß die Abtei eine wertvolle, handgeschriebene Koran-Ausgabe. Ein kaiserlicher Offizier hatte sie „aus Dankbarkeit“ gestiftet. Sie liegt in der Universitätsbibliothek in Würzburg. Der Koran kam dorthin zusammen mit anderen Büchern nach der erzwungenen Auflösung der Abtei Münsterschwarzach im Jahr 1803.
Franz Dülk
Der Journalist Franz Dülk ist 1928 in Iphofen geboren. Nach dem Volontariat bei der Main-Post in Würzburg arbeitete er zunächst ab 1950 als Redakteur für das Ressort Franken. Seine Karriere als Fernsehmacher begann 1956 mit dem Wechsel zur Tagesschau in Hamburg. In der Folge wurde er mit Pioniertätigkeiten betraut. Ab 1960 war er Redakteur und Regisseur für „Report“ beim Süddeutschen Rundfunk, dann Korrespondent mit Sitz in Kairo. 1971 wechselte er zum SFB Berlin, dann zum SWR. Als Programmchef war Dülk Auftraggeber für Serien wie „Die Damen vom Grill“.