Armut gibt es auch in Kitzingen

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Zum Tag der Armut verteilten (von links) Aloisia Ihrig-Braune und die Helferinnen der Kitzinger Tafel, Erika Reinhardt, Elisabeth Schnee, Helene Schamann, Helga Pauhl und Anna Ewert kostenlos ...
Svenja Kloos

Zum Tag der Armut macht die Kitzinger Tafel auf die Bedürftigkeit der Menschen vor Ort aufmerksam. Denn auch im Landkreis sind viele betroffen.

Armut – ein Thema, das oft weit weg erscheint, das uns im ersten Moment nicht betrifft. „Dabei gibt es auch in Deutschland wahnsinnig viele Menschen, die bedürftig sind“, sagt Aloisia Ihrig-Braune.

Um darauf aufmerksam zu machen, hat die zweite Vorsitzende der Kitzinger Tafel zusammen mit dem Vorsitzenden Manfred Seigner und einigen ehrenamtlichen Helferinnen am Freitag einen Stand auf dem Marktplatz aufgebaut. Sie beteiligen sich am „Tag der Armut“, an dem der Bundesverband Deutsche Tafel die schwierige Situation dieser Menschen in den Blickpunkt rückt. Kostenlos geben die Frauen Gemüsesuppe und Brot aus – der einzige Unterschied zur üblichen Arbeit: Dieses Mal darf jeder kommen und sich einen Teller abholen.

Hemmschwelle ist hoch

So bleibt eine Frau stehen, nimmt dankbar ein warmes Mittagessen entgegen. Sie hat ihre Rente noch nicht bekommen, daheim wäre die Küche an diesem Tag kalt geblieben. „Es gibt einige, die dringend Hilfe bräuchten, sie aus Scham aber nicht annehmen“, berichtet Aloisia Ihrig-Braune.

Denn um bei den regulären Ausgaben der Tafel mittwochs und samstags Lebensmittel zu bekommen, brauchen Bedürftige einen Ausweis. Die Hemmschwelle, diesen zu beantragen, sei für viele groß. Bislang wurden etwa 600 Karten im Ausgabebereich der Kitzinger Tafel ausgestellt, die Dunkelziffer dürfte beachtlich sein. Von Studenten bis zu Rentnern ist laut Ihrig-Braune jede Altersgruppe dabei. Ebenfalls vielfältig: Die Gründe, aus denen diese Menschen mittellos sind – Scheidung, niedrige Rente, Arbeitslosigkeit.

Mehr Helfer werden gebraucht

„Man sieht, dass Hilfe nötig ist“, sagt Carola Stetting, die am Freitag ebenfalls Suppe verteilt. Sie ist eine von 24 Helfern, die sich jede Woche um die Ausgabe kümmern, hinzu kommen Fahrer, die die gespendeten Lebensmittel in den Geschäften abholen. „Wir könnten aber noch sehr sehr viel mehr Freiwillige gebrauchen“, so Ihrig-Braune.

Denn Armut ist eben doch kein Thema, das nicht vor der eigenen Haustür stattfindet – so lag die Armutsquote laut Sabrina Fröhlich, zuständige Abteilungsleiterin im Landratsamt, 2014 im Landkreis Kitzingen bei 13,9 Prozent. Als arm gelte in Deutschland jede Person, die nur bis zu 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens zur Verfügung hat.