Mögliche Beitragserhöhung der Krankenkassen: Experten warnen
Experten warnen am 15. Oktober 2025 vor möglichen Beitragserhöhungen der Krankenkassen für 2026 trotz scheinbarer finanzieller Stabilität.
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Experten warnen vor möglichen Beitragserhöhungen der Krankenkassen trotz scheinbarer Stabilität.
Diese Zahlen dürften Versicherte nicht beruhigen. Am Mittwoch, 15. Oktober 2025 hat der GKV-Schätzerkreis seine Prognose für die Zusatzbeiträge der Krankenkassen abgegeben.
Für das Jahr 2026 sind laut Bundesministeriums für Gesundheit und des Bundesamts für Soziale Sicherung 369,0 Milliarden Euro an Ausgaben zu erwarten. Der GKV-Spitzenverband erwartet Ausgaben in Höhe von 369,5 Milliarden Euro. Laut der Schätzergebnisse für das Jahr 2026 ergibt sich ein rechnerischer durchschnittlicher Zusatzbeitragssatz in Höhe von 2,9 Prozent.
Was steckt hinter den Zahlen für die Beiträge der Krankenkassen?
GKV-Chef Blatt macht deutlich, dass diese 2,9 Prozent nur vordergründig eine Stabilisierung der Beiträge bedeuten. Blatt: "Auf den ersten Blick scheint die finanzielle Situation stabil, aber wer genauer hinschaut, erkennt, dass weiterhin Beitragsanhebungen zu erwarten sind."
Hintergrund zu der Aussage: Laut Blatt hat sich jetzt der rechnerisch notwendige durchschnittliche Zusatzbeitragssatz dem offiziellen Zusatzbeitragssatz der Realität angenähert. Zuletzt hatte das Bundesgesundheitsministerium den rechnerischen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz für 2025 bei nur 2,5 Prozent festgelegt.
Dagegen liegen die tatsächlich erhobenen Zusatzbeitragssätze der Krankenkassen bereits heute bei durchschnittlich 2,94 Prozent.
Wie sehr täuscht die Prognose für Zusatzbeiträge?
Wie ein Bericht von Tagesspiegel Background zeigt, sind das zwar "nur" 0,4 Punkte mehr als in diesem Jahr, in dem der amtliche Durchschnitt noch bei 2,5 Prozent lag, der reale Zusatzbeitrag ja aber bereits auf 2,9 Prozent geklettert war. Demnach ist davon auszugehen, dass der amtliche Zusatzbeitrag auch 2026 schnell vom tatsächlichen Zusatzbeitrag überholt wird.
Für den GKV-Chef ist daher klar, dass mit der aktuellen Schätzung der notwendigen Beiträge "auf einem ähnlichen Niveau wie dem derzeit tatsächlich erhobenen" noch keine Entwarnung verbunden ist. Blatt warnt: "Denn viele Kassen müssen ihre gesetzlich vorgeschriebenen Rücklagen auffüllen und diesen zusätzlichen Finanzierungsbedarf berücksichtigt der Schätzerkreis bei seiner Prognose nicht. Damit wiederholt sich ein Problem aus dem vergangenen Jahr."
Es müsse weiterhin nach umfassenden Reformen geschaut werden. Blatt: "Es geht darum, die Ausgabendynamik zu brechen, damit Einnahmen und Ausgaben dauerhaft in Einklang kommen und die Beiträge für die Versicherten und deren Arbeitgeber langfristig stabilisiert werden."
Verband der Ersatzkassen warnt davor die Zahlen schönzureden
Auf Nachfrage von inFranken.de hat auch der Verband der Ersatzkassen (vdek) reagiert und auf ein offizielles Statement verwiesen. Ulrike Elsner, vdek-Vorstandsvorsitzende: "Die Politik darf die Finanzsituation nicht schönreden: Viele Krankenkassen werden Anfang 2026 erneut ihre Zusatzbeitragssätze erhöhen müssen. Die Drei-Prozent-Grenze wird unserer Einschätzung nach überschritten."
Die Drei-Prozent-Grenze wird unserer Einschätzung nach überschritten.
Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen
Mit der Festlegung eines durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes für 2026 auf 2,9 Prozent würde laut vdek "eine Beitragssatzstabilität suggeriert, die sich nicht mit der Realität deckt".
Staat muss seine Pflicht gegenüber Krankenkassen erfüllen
Der Verband der Ersatzkassen stellt zudem bei seinen Ausführungen dar, dass "die von der Bundesregierung beschlossenen Darlehen von jeweils 2,3 Milliarden Euro in 2025 und 2026 und das einjährige Sparprogramm zudem keine nachhaltige Lösung sind, sondern die Finanzproblematik der GKV lediglich um ein Jahr verschieben".
UND: Der vdek sieht die Regierung in der Pflicht. Es geht dabei um den geforderten Bundeszuschuss "für versicherungsfremde Leistungen sowie die Refinanzierung der Ausgaben für Empfängerinnen und Empfänger von Bürgergeld aus Steuermitteln".
vdek-Chefin Ulrike Elsner: "Für die zugesagte Refinanzierung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgaben fehlen mindestens zehn Milliarden Euro."
GKV steht zu seiner Klage gegen die Bundesregierung
Die Forderung nach den Finanzmitteln wird auch vom Spitzenverband der Krankenkassen im Zusammenhang mit der Prognose des Schätzkreises erneuert. Die klare Aussage ist, dass die 10-Milliarden-Klage notwendig ist und bleibt. Schon im Juli dieses Jahres hatte der GKV-Chef dem Staat Versäumnisse vorgeworfen.
Dazu betont Blatt: "Seit vielen Jahren setzen wir uns auf allen Ebenen dafür ein, dass diese rechtswidrige Unterfinanzierung beendet wird. Ohne Erfolg. Immer wieder wurden kurzfristige politische Interessen über die langfristige Stabilität der gesetzlichen Krankenversicherung gestellt. Doch nun reicht es den Krankenkassen."