ADAC warnt: Neue Spritpreisregel könnte für Autofahrer nach hinten losgehen

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Der Bundesrat beschäftigt sich mit dem Vorschlag einer Preisbremse an Tankstellen. Preise für Benzin und Diesel sollen nur noch einmal am Tag steigen dürfen. Klingt erstmal gut, doch der ADAC warnt vor Risiken für Autofahrer.

Spritpreis hoch, Spritpreis runter, und das immer öfter am Tag: Geht es nach den Plänen Baden-Württembergs, soll mit diesen Preis-Schwankungen an Tankstellen bald Schluss sein. 

Der Bundesrat soll am Freitag über einen entsprechenden Antrag des Landes beraten. Darin wird von der Bundesregierung die Einführung einer Preisbremse nach österreichischem Vorbild gefordert. Im Nachbarland ist es Tankstellenbetreibern nur einmal täglich um 12 Uhr erlaubt, die Preise zu erhöhen. Preissenkungen dürfen hingegen jederzeit vorgenommen werden.

Preiserhöhung an Tankstellen nur einmal täglich - Bundesrat berät über Antrag

Hintergrund ist der Rheinischen Post zufolge ein Bericht des Bundeskartellamts, wonach es immer mehr Preisänderungen pro Tag und Tankstelle gibt. Immer seltener sei es möglich, bewusst in den "Preistälern" zu tanken, heißt es demnach in dem Antrag. Der Tankstellen-Interessenverband (TIV) lobte den Vorstoß. Sprecher Herbert Rabl sagte der Zeitung: "Wir finden das richtig und gut." Viele Tankstellen müssten die Preispolitik der Mineralölkonzerne ausbaden, weil sich frustrierte Kunden beschwerten. "Deshalb begrüßen wir das als Beruhigung und Stabilisierung für den Verbraucher", sagte Rabl.

Kritischere Stimmen zu dem Vorstoß kamen hingegen vom ADAC. Die angestrebte Regulierung der Spritpreise könne demnach nach hinten losgehen und Risiken für Autofahrer bergen. "Wenn die Konzerne nur einmal am Tag die Preise anheben dürfen, besteht die Gefahr, dass die Erhöhung von vorneherein stärker ausfällt als in einem flexiblen Modell wie bei uns", führt Christian Laberer, Kraftsstoffmarktexperte des ADAC, aus. Der Gedanke dahinter: Wer später nicht mehr erhöhen kann, geht im Zweifelsfall lieber weiter nach oben. Im Endeffekt könnte der Sprit also teurer werden.

Laberer weiter: "Das kann durchaus dazu führen, dass die Tagesdurchschnittspreise durch eine solche Regulierung steigen. Das wäre aus Verbrauchersicht kontraproduktiv". Der Experte fügt hinzu: "Ziemlich sicher kann der informierte Autofahrer mit dem deutschen System günstiger tanken – wenn er sich an die seit Jahren geltende Faustregel hält: Tanke abends, meide den teuren Morgen."

ADAC warnt: Für Autofahrer könnte der Sprit sogar teurer werden

Und auch hier schneidet das österreichische Modell in den Augen des Experten schlechter ab. Dort darf nur um 12.00 Uhr mittags erhöht werden. Der günstigste Tankzeitpunkt ist daher in der Regel kurz davor. "Und dann zu tanken, ist für die meisten Arbeitnehmer unpraktisch."

Dennoch sind die Spritpreise in Österreich in der Regel niedriger als in Deutschland. Das habe mit der Beschränkung auf eine Erhöhung am Tag aber nichts zu tun, betont Laberer: "Das liegt an den dort niedrigeren Steuern auf Kraftstoffe." 

Hintergrund des baden-württembergischen Vorschlags ist die Kritik, dass die Spritpreise in Deutschland sich sehr häufig ändern. Im Schnitt sind es nach Daten des Bundeskartellamts um die 20 Anpassungen pro Tag und Tankstelle. Typischerweise folgt auf eine hohe Spitze im morgendlichen Berufsverkehr eine wellenförmige Abwärtsbewegung bis zum Tief am Abend. Auch in den einzelnen Bundesländern unterscheiden sich die Tankpreise teils erheblich.

Vorschaubild: © Julian Stratenschulte/dpa