Arielles Cousins im Kitzinger Freibad

2 Min
"Was die Leute wohl denken, wenn sie mich so sehen?" Peter Zimmermann (links) beantwortet seine eigene Frage gleich selbst: "Ach, egal! Das ist eine geniale Erfahrung." Meermann Chris Riel freut die spontane Probierbereitschaft des Kitzinger Bäder-Leiters. Ronald Rinklef
"Was die Leute wohl denken,  wenn sie mich so sehen?"  Peter Zimmermann (links) beantwortet seine eigene Frage gleich selbst: "Ach, egal! Das ist eine geniale Erfahrung." Meermann Chris Riel freut die spontane Probierbereitschaft des Kitzinger Bäder-Leiters.  Ronald Rinklef
Sein Gesicht spricht Bände. Peter Zimmermann, Betriebsleiter der Kitzinger Bäder, muss sich beim Anziehen von Chris Riels Flosse ganz schön anstrengen. Seine Beine sind fast ein bisschen zu lang für dieses Outfit. Diana Fuchs
Sein Gesicht spricht Bände. Peter Zimmermann, Betriebsleiter der Kitzinger Bäder, muss sich beim Anziehen von Chris Riels Flosse ganz schön anstrengen. Seine Beine sind fast ein bisschen zu lang für dieses Outfit.  Diana Fuchs
 
Chris Riel: "Nach einer halben Stunde in der Flosse tun die Füße ganz schön weh. Nach einem halben Tag spürt man sie nicht mehr."
Chris Riel: "Nach einer halben Stunde in der Flosse tun die Füße ganz schön weh. Nach einem halben Tag spürt man sie nicht mehr."
 
Peter Zimmermann (links), Betriebsleiter der Kitzinger Bäder, macht neben Meermann Chris Riel auch schon eine ganz gute Figur. Diana Fuchs
Peter Zimmermann (links), Betriebsleiter der Kitzinger Bäder, macht neben Meermann Chris Riel auch schon eine ganz gute Figur. Diana Fuchs
 
Wasser ist Chris Riels Element. Auf Social-Media-Plattformen wird ihm dafür oft Neid entgegengebracht. "Aber ich lasse das gar nicht groß an mich heran, sondern schreibe einfach was Nettes zurück - mit sweet ocean kisses", sagt der Franke. Ronald Rinklef
Wasser ist Chris Riels Element. Auf Social-Media-Plattformen wird ihm dafür oft Neid entgegengebracht.  "Aber ich lasse das gar nicht groß an mich heran, sondern schreibe einfach was Nettes zurück -  mit sweet ocean kisses", sagt der Franke. Ronald Rinklef
 
"Ich möchte einfach an möglichst vielen Orten in möglichst vielen Ländern der Welt schwimmen." Im Bild nimmt Meermann Chris Riel gerade ein Bad im Kitzinger Main. Diana Fuchs
"Ich möchte einfach an möglichst vielen Orten in möglichst vielen Ländern der Welt schwimmen."   Im Bild nimmt Meermann Chris Riel gerade ein  Bad im Kitzinger Main. Diana Fuchs
 
Chris Riel: "Nach einer halben Stunde in der Flosse tun die Füße ganz schön weh. Nach einem halben Tag spürt man sie nicht mehr."Diana Fuchs
Chris Riel: "Nach einer halben Stunde in der Flosse tun die Füße ganz schön weh. Nach einem halben Tag spürt man sie nicht mehr."Diana Fuchs
 
Chris Riel (links) schmiert Füße und Beine mit Öl ein, damit die Flosse besser "flutscht". Bäder-Betriebsleiter Peter Zimmermann muss erst einmal herausfinden, wie man die Flosse am besten nach außen stülpt.Diana Fuchs
Chris Riel (links) schmiert Füße und Beine mit Öl ein, damit die Flosse besser "flutscht". Bäder-Betriebsleiter Peter Zimmermann muss erst einmal herausfinden, wie man die Flosse am besten nach außen stülpt.Diana Fuchs
 

Bäder-Chef Peter Zimmermann ist für einen Spaß zu haben. Unter der Regie des erfahrenen Fabelwesens Chris Riel versucht Zimmermann sich als Meermann.

Auf zwei Beinen ist Chris Riel zum Beckenrand gelaufen. Dort breitet er sorgsam drei Flossen aus: zwei Meter lange Silikonteile in Blau, Türkis, Gold und Braun, die locker je 20 Kilo wiegen, nass das Doppelte. Chris zieht sein T-Shirt aus, nimmt ein Fläschchen Öl, kippt eine kleine Lache auf seine Handfläche und reibt sich die zähe Flüssigkeit auf die Beine. "Dann flutscht man besser in die Flosse rein." Peter Zimmermann, der Betriebsleiter des Kitzinger Freibades auf der Mondsee-Insel mitten im Main, steht mit leicht skeptischem Blick daneben. Chris grinst und macht ihm Mut: "Einfach mal ausprobieren, das klappt schon!" Also lässt auch Zimmermann ein wenig Öl aus der Flasche tropfen...

Fünf Minuten später. Zum Glück hat das Bad noch geschlossen - die Gäste würden sich sonst sehr über den seltsamen Wurm wundern, der sich da am Beckenrand windet. Peter Zimmermann ist ein bisschen größer als Chris Riel, dessen Meermann-Flossen maßgeschneidert sind. Obwohl auch Zimmermann muskulös ist, plagt er sich ganz schön. Das türkisblaue Silikon, das er mit beiden Händen Richtung Taille zieht, bewegt sich nur zentimeterweise über seine Hüfte. "Urgh", knurrt der 34-Jährige und hievt seinen Körper ein paar Zentimeter weiter ins Wasser. Ein letzter Ruck, ausatmen: Die Flosse sitzt wie angegossen - im wahrsten Sinn des Wortes. "Zum Glück geht die nur bis zur Hüfte. Sonst würde ich glatt ersticken."

Chris Riel, der 26-jährige Meermann aus Franken, hat unterdessen schon einige Tauchrunden hinter sich und zur Freude der Fotografen auch schon das Outfit gewechselt. Durch die Wasseroberfläche betrachtet, sieht er aus wie ein formvollendetes Fabelwesen. Seine neueste, sehr lange Meermannflosse hat die gleiche Farbe wie die gebräunte Haut seines Oberkörpers; sie ist versetzt mit einigen Seitenflossen, die sich wie Algen um den "Merman-Tail" herumschlingen und golden schimmern.

Chris taucht auf und streicht sich lachend die nassen Locken aus der Stirn. Er gibt Peter Zimmermann noch ein paar Tipps für dessen Meermann-Premiere. "Die Flosse ist keine Schwimmhilfe - im Gegenteil!", betont er. Nur mit der richtigen Technik komme man damit im Wasser voran. "Wer keine Mono-Flossen-Erfahrung hat und den Delfin-Beinschlag nicht beherrscht, für den kann es gefährlich werden." Vor allem Kindern müsse man deshalb einbläuen: "Meermänner und -frauen schwimmen niemals alleine!"

Peter Zimmermann weiß das natürlich. Er ist, wie Chris Riel, ausgebildeter Rettungsschwimmer. Also fackelt der Bäder-Chef nicht lange. Er holt Luft, stößt sich vom Rand ab, geht auf Tauchstation. Wenig später der erste Flossenschlag: "Spitze", sagt Chris Riel, der seinen "Lehrling" beobachtet. "Der hat das drauf." Tatsächlich durchzieht Peter Zimmermann die ganze Länge des Beckens in souveräner Schlangenbewegung.

Als sein Kopf die Wasseroberfläche durchdringt, ist er rot und überzogen von einem riesigen Grinsen: "Saugeil", ruft Zimmermann spontan. Er atmet tief durch, wird detaillierter: "Zuerst war es ungewohnt, aber nach ein paar Zügen echt total cool, eine ganz neue Erfahrung! Nach einer Weile kommt man in einen richtigen Flow."

Das Freibad hat mittlerweile seine Tore auch für "normale" Besucher geöffnet. Zwei Kinder bleiben wie erstarrt stehen, als sie Chris Riel im seichten Wasser sehen. Zögernd, mit riesengroßen Augen kommen die beiden näher. "Hast Du auch eine Mama?", fragt das Mädchen schüchtern. Der Volkacher antwortet: "Natürlich! Sie ist im Meer geblieben und wartet dort auf mich." Jetzt traut sich auch der Bub. "Kennst du Arielle?", will er wissen. "Klar", antwortet der Meermann, "das ist meine Cousine".

Eine Stunde später, die Flossen sind wieder zwei Beinen gewichen, blickt Chris Riel noch einmal übers Wasser. "Ich möchte keinem Kind der Welt die Illusion rauben", sagt er. "Kinder brauchen Märchen. Sie beflügeln die Fantasie und ermutigen dazu, das Leben beherzt zu gestalten." Erwachsenen können sie also auch nicht schaden.