Ärger über den Tod hinaus

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Das Grab von Sigurd Spitzig. Foto: Diana Fuchs
Das Grab von Sigurd Spitzig. Foto: Diana Fuchs

Das Leben mit ihm war jahrelang eine Höllenfahrt. Und nach seinem Tod schickt er quasi noch den Gerichtsvollzieher vorbei.

Die Geschichte von Sigurd Spitzig, seiner früheren Familie und seiner Beerdigung zeigt, dass Recht und Gerechtigkeit zwei Paar Stiefel sein können. Und dass es einfach ein Drama ist, wenn familiäre Solidarität fehlt.

Der Fall geht unter die Haut, weil viele Fragen offen bleiben: Wie kann jemand ein ganzes Jahr lang tot in seiner Wohnung liegen, ohne dass ihn auch nur ein Mensch vermisst? Warum hat Sigurd Spitzig seine Alkoholsucht trotz vieler Hilfsangebote einfach nicht in den Griff bekommen? Weshalb hat er den Kontakt zu den Söhnen völlig abgebrochen, trug aber selbst im Tod noch ein Bild von ihnen in der Brieftasche? Warum zeigen alte Bilder einen fröhlichen Mann inmitten einer Schar Geschwister - und Jahre später kommt niemand für die Beerdigung auf?

Auf die Frage, warum ausgerechnet diejenigen, denen er am meisten Leid zugefügt hat - seine Kinder - , die verbleibenden Bestattungskosten übernehmen müssen, ist die Antwort rein rechtlich klar: Als nächste Angehörige ist es ihre Pflicht. Doch wer würde das gerecht nennen?

Sigurd Spitzig ist seit drei Jahren tot. Aber in Frieden ruhen kann er nicht. Sollte dafür nicht seine ganze Großfamilie gemeinsam sorgen?