200 Gramm Haschisch auf Hochzeit: Bräutigam verurteilt

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Zur Hochzeitsfeier hat ein Bräutigam nicht nur zwei Schweine geschlachtet, sondern auch 200 Gramm Haschisch für die kiffenden Gäste besorgt. Das Urteil hat für ihn gravierende Folgen: Er darf nicht zu seiner Frau nach Australien reisen.

Zu seiner Hochzeitsfeier Anfang Juni 2012 hatte ein Sportlehrer aus dem Landkreis Main-Spessart bei einem Bekannten in Berlin 200 Gramm Haschisch der Superklasse bestellt, weil er wusste, dass zahlreiche Gäste aus dem Ausland, Surf- und Snowboard-Lehrer, wie er kifften und nicht ohne sein konnten. Ein Schöffengericht hat den 32-Jährigen, der vorübergehend eine eigene Surfschule in Südafrika besaß, am Donnerstag zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt.

Die Hochzeit wäre damals fast geplatzt, weil der Bräutigam festgenommen wurde, als er den Berliner Kurier mit der 200 Gramm- Lieferung am Schweinfurter Hauptbahnhof abholen wollte. Der Sportlehrer, der mit seiner australischen Braut zum Heiraten in die Heimat gekommen war, hatte nicht damit gerechnet, dass sein Telefonverkehr im Zusammenhang mit einem ungeklärten Mordfall in Australien immer noch überwacht wird.

Für die Staatsanwaltschaft Würzburg und australische Ermittler ist der Sportlehrer, so Oberstaatsanwalt Thomas Trapp gestern, immer noch Hauptverdächtiger für den gewaltsamen Tod seiner damaligen Freundin Simone Strobel aus Rieden im Landkreis Würzburg während eines Urlaubs in Australien. Die Kindergärtnerin war am 12. Februar 2005 nach einem Streit mit ihrem Freund von einem Campingplatz verschwunden. Damals war auch schon von Drogenkonsum die Rede.


Sechs Tage später fand man die Leiche der jungen Frau auf einem Sportgelände in der Nähe des Campingplatzes. Der damalige Sportstudent, inzwischen Sportlehrer mit B-Schein als Fußballtrainer und Qualifikation als Englischlehrer im Ausland, bestreitet eine Mitschuld am Tod der Ex-Freundin.

Nach der Festnahme am Schweinfurter Hauptbahnhof ging der Hochzeitsgast aus Berlin hinter Gitter, der Haftbefehl gegen den Bräutigam wurde unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Wenige Tage nach der standesamtlichen Trauung auf Schloss Saaleck bei Hammelburg konnte das Paar in einer kleinen Gemeinde bei Arnstein auch kirchlich heiraten. Der Mann hat inzwischen den Familiennamen seiner australischen Ehefrau angenommen.

Australien verweigert Einreise


Der Sportlehrer, der derzeit zwangsweise bei den Eltern in Main-Spessart lebt und als Dachdeckergehilfe arbeitet, hat die geplante Anreicherung des Hochzeits-Essens mit Haschisch gestanden und um eine Chance für seine junge Ehe gebeten: Seine Frau, Zahnarzthelferin, sei nach Australien zurückgekehrt, er habe sie seit vier Monaten nicht mehr gesehen. Er würde sich gern in Australien eine berufliche Existenz aufbauen, als Sportlehrer oder -therapeut, bei einer Verurteilung zu einem Jahr oder mehr werde ihm jedoch die Einreise nach Australien verweigert.

Das mit dem Haschisch damals sei, so der Angeklagte, eine Riesendummheit gewesen, zu der er sich hin reißen ließ. Auf keinen Fall habe er, wie angeklagt, beabsichtigt, einen Teil des Rauschgifts Gewinn bringend weiter zu verkaufen. Das Haschisch sei unter Materialeinsatz für die Hochzeitsfeier gelaufen wie auch zwei Schweine, die geschlachtet wurden und ein Lamm. Was vom Stoff übrig geblieben wäre, wollte er in die Flitterwochen nach Südfrankreich mitnehmen.

Den Gästen sollte es gut gehen, so sein Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Auffermann,. Auch denen aus dem Ausland, die regelmäßig Haschisch konsumierten, ein paar Tage da bleiben wollten und nicht wussten, wo man sich in Deutschland schnell was besorgen kann. Man dürfe sich nicht vorstellen, dass da jeder Hochzeitsgast seine Haschisch-Ration auf dem Dessertteller bekam oder dass da Haschisch zur Selbstbedienung neben dem Bierfass lag. Haschisch sei so verteilt worden, dass die fränkischen Tanten und Onkel des Angeklagten in einem nach wie vor gut katholischen Dorf nichts davon "mitbekommen" haben.

Mit einer Strafe unter einem Jahr wäre dem Angeklagten geholfen, so der Verteidiger, dann könne der zu seiner jungen Frau nach Australien zurück. Doch das Gericht sah mit Blick auf die Rauschgiftmenge, mit der nach einer Aufstellung des Angeklagten mindestens 65 kiffende Hochzeitsgäste versorgt werden sollten und wegen der hohen Qualität des Stoffes keine Chance, über Strafaussetzung zur Bewährung hinaus dem Angeklagten noch weiter entgegen zu kommen.

Zu den Bewährungsauflagen gehört eine Geldbuße von 2500 Euro, zu zahlen an den Weißen Ring. Der bestehende Haftbefehl wurde aufgehoben, eine Kaution von 4000 Euro wird zurückbezahlt. Positiv berücksichtigt wurde, dass der Sportlehrer offensichtlich das Kiffen eingestellt hat, denn mehrere angeordnete Pinkel-Proben bei der Polizeiinspektion Hammelburg sind in den vergangenen Monaten negativ verlaufen.

Sie kannten sich vom Wellenreiten


Der Lieferant aus Berlin, der das Hochzeits-Hasch besorgt hatte, war im August von einer Großen Strafkammer des Landgerichts zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden, die ebenfalls zur Bewährung ausgesetzt wurde. Der Berliner Gas- und Wasser-Installateur und der Mann aus Main-Spessart kannten sich vom gemeinsamen Wellen-Reiten in Südafrika.