In Franken schwitzt jetzt sogar der Main

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Die Dampfwolken über den Kühltürmen des Kernkraftwerks in Grafenrheinfeld sind nur die halbe Wahrheit: Ein Teil des Kühlwassers aus dem Main fließt in den Main zurück, der derzeit gar nicht kühl ist. Foto: imago
Die Dampfwolken über den Kühltürmen des Kernkraftwerks in Grafenrheinfeld sind nur die halbe Wahrheit: Ein Teil des Kühlwassers aus dem Main fließt in den Main zurück, der derzeit gar nicht kühl ist. Foto: imago
 
 

Genau zehn Jahre nach dem Jahrhundertsommer 2003 könnten am Samstag und Sonntag die Temperaturrekorde fallen. In der Saharaluft stöhnen nicht nur Mensch und Natur. Dem Kernkraftwerk im unterfränkischen Grafenrheinfeld wird langsam das Kühlwasser zu warm ...

Franken wird am Samstag und Sonntag zu einem Hitzepol der Republik. Auf Werte nahe 40 Grad könnte die Saharaluft aus Südwesten die Temperaturen steigen und damit die bisherigen Rekorde für den Juli reihenweise purzeln lassen. Ob auch die Spitzenwerte des Jahrhundertsommers 2003 (August) erreicht oder gar überschritten werden, ist offen. "Die gefühlte Temperatur liegt jedenfalls deutlich über 40 Grad und ist damit fast unerträglich", sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

Nur kurze Abkühlung

Ob die aktuelle Hitzewelle zehn Jahre nach 2003 schon wieder das Potenzial für einen Jahrhundertsommer hat, lassen die Experten des DWD offen, aber möglich ist es.
Nach dem bislang heißesten Tag des Jahres bringen unwetterartige Gewitter am Sonntagabend wohl nur kurzzeitig Abkühlung, gegen Ende der Woche nimmt die Wüstenhitze einen neuen Anlauf und scheint sich langfristig einzunisten. Die Topwerte 2003 wurden ja erst im August gemessen (in Bamberg 38 Grad am 13. August 2003, der Spitzenwert im Juli 2003 lag bei nur 33,5 Grad).

Wärmer ist keiner

Einen ersten Rekord hat der Sommer 2013 in Franken aber schon weg: Der Main ist derzeit der wärmste Fluss im Freistaat, nur das Wasser der Donau kurz vor der österreichischen Landesgrenze bringt es auf höhere Werte - was aber nicht gilt, da die Donau anders als der Main derzeit Niedrigwasser führt.

Die hohen Lufttemperaturen der letzten Wochen und nahezu ungetrübter Sonnenschein haben die Wassertemperatur im Main mit rekordverdächtigem Tempo steigen lassen, wie die Messstationen des Landesamtes für Umwelt (LfU) belegen. Ende Mai zeigte das Thermometer im Main bei Schweinfurt noch eisige 11,2 Grad an, am Freitag waren es knapp 24 Grad.

An der Schwelle

"Damit bewegt sich die Temperatur an der Schwelle von normal zu hoch", sagt Stefan Zoller vom LfU in Augsburg. 2003 hatte sich das Wasser nur wenig mehr aufgeheizt: Im August vor zehn Jahren wurden Spitzenwerte von 24 Grad bei Trunstadt und 25,6 Grad bei Schweinfurt registriert, nicht weit entfernt vom Allzeit-Maximum, das das LfU mit 27,5 Grad angibt.

27 Grad Wassertemperatur sind ein kritischer Wert für den Main: Wenn das Wasser so warm ist und gleichzeitig der Sauerstoffgehalt sinkt, besteht Lebensgefahr für die Tierwelt im Fluss. "Vier Milligramm Sauerstoff pro Liter lösen bei uns einen Alarmplan aus", heißt es beim Wasserwirtschaftsamt in Bad Kissingen und bei der Regierung von Unterfranken in Würzburg. Alarm heißt, dass Betriebe, die Kühlwasser aus dem Main entnehmen und warmes Wasser wieder einleiten, ihren Betrieb drosseln oder sogar einstellen müssten.

Wenn der Reaktor brütet...

Im Extremfall wäre davon auch das Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld betroffen, auch wenn das Wasser, das aus dem Kühlsystem zurück in den Fluss fließt, nur ein paar Zehntel Grad zur Erwärmung des Mainwassers beiträgt. In Franken gibt es zwar keine Tsunamis, aber offenbar immer öfter Hitzewellen, die einem Atomreaktor zu schaffen machen könnten!

Die gute Nachricht: Es ist genug Wasser da. Anders als 2003, als der Hitzewelle eine monatelange Trockenperiode vorausging, hat heuer der Rekordregen im Mai und Juni die Grundwasserspeicher gefüllt. Die Wasserwerke in Franken melden durch die Bank gut gefüllte Speicher und nur in einzelnen Versorgungsanlagen Probleme mit Keimen. Durst ist also wenigstens kein Problem in Franken. Noch nicht?