Mödlareuth
TV-Drama

"Tannbach": Als Oberbayern an der deutsch-deutschen Grenze lag

Seit Sonntag strahlt das ZDF den Dreiteiler "Tannbach" aus, dessen Vorbild das oberfränkisch- thüringische Mödlareuth ist. Allerdings sprechen die Bewohner einen oberbayerischen Dialekt.
Der Schauspieler Heiner Lauterbach posiert in der Rolle des Gutsbesitzers Georg von Striesow bei Dreharbeiten des ZDF-Dreiteilers "Tannbach - Schicksal eines Dorfes". Foto: Michael Heitmann/dpa
Der Schauspieler Heiner Lauterbach posiert in der Rolle des Gutsbesitzers Georg von Striesow bei Dreharbeiten des ZDF-Dreiteilers "Tannbach - Schicksal eines Dorfes". Foto: Michael Heitmann/dpa
Mödlareuth hat eine Geschichte, die das Dorf und seine Bewohner am liebsten nicht erlebt hätten. Und jetzt gibt es einen Film, den jeder Franke wohl am liebsten nicht gesehen hätte.

Mitten durch den Ort Mödlareuth fließt ein Bach, der in der Nachkriegszeit gleichzeitig auch die deutsch-deutsche Grenze darstellte. Familien und Freunde wurden auseinandergerissen. Manche lebten in Oberfranken und damit in der BRD, die anderen waren Thüringer und wohnten in der DDR.



Diese Geschichte schreit nach einer Verfilmung und diese gibt es nun. Seit Sonntag läuft der Dreiteiler "Tannbach - das Schicksal eines Dorfes" im ZDF. Die Macher erwecken die deutsche Nachkriegsgeschichte zum Leben, schreibt das ZDF auf seinem Portal. Man habe sich inspirieren lassen von Mödlareuth, heißt es. Was dabei verschwiegen wird: Tannbach wurde einfach nach Oberbayern verpflanzt. Zumindest wenn man vom im Film gesprochenen Dialekt ausgeht.

Während in der hochdramatischen Saga über erschossene Familienmitglieder geweint oder der Wehrmachtspass verbrannt wird, redet man gepflegtes Oberbayerisch. Dass das geografisch und damit auch geschichtlich keinen Sinn macht, spielte für die Macher wohl keine Rolle.

Auch die Pressestelle des ZDF wusste keine Antwort darauf.


Falscher Dialekt als Voraussetzung
Zwar könnte man es als künstlerische Freiheit begründen, umso seltsamer wirkt das, wenn man weiß, dass es den Machern wichtig war, dass ihre Schauspieler Bayerisch sprechen.

Bayerisch zu sprechen, das war quasi Grundvoraussetzung für die Schauspieler. Das wird bei einem Interview am Montag deutlich. Im Frühstücksfernsehen des ZDF spricht eine junge Schauspielerin über die Dreharbeiten und wird von der Moderatorin gefragt, ob es denn schwer gewesen sei den Dialekt zu erlernen. Das Publikum im Hintergrund lächelt verschmitzt und die junge Frau antwortet: "Das war schon sehr speziell, weil ich eigentlich aus Sachsen bin, ich bin in Dresden aufgewachsen, und ich habe Bayerisch gelernt für den Film. Das war sehr interessant." Beim Casting wurde der jungen Frau erklärt, dass sie Bayerisch sprechen müsste. Dafür sei man ja schließlich Schauspieler, damit man sich das alles aneignet, entgegnet die Moderatorin - und der fränkische Zuschauer wundert sich noch mehr.


Lästerei in sozialen Netzwerken
Ein solcher Fehler bleibt natürlich auch im Internet nicht unbeachtet. Während der erste Teil läuft, wird kräftig gelästert.

"Möchte mal die Hamburger hören, wenn bei einem Film am Fischmarkt plötzlich Bayerisch gesprochen werden würde oder die Berliner am Wannsee. Überall bemüht man sich um Authentizität, bloß bei den Franken ist es wieder mal Wurscht!", schreibt Klaus W. unter dem Ankündigungspost auf Facebook.

"Pfiati sagt man halt im fränkisch-thüringischen Grenzgebiet einfach überhaupt net", twittert Felicitas W..

"Dem Dialekt nach müsste #Tannbach Miesbach hießen", twittert Martin S.
 
 


Weitere Sendetermine
Der zweite Teil wird am 5. Januar 2015 im ZDF ab 20.15 Uhr ausgestrahlt, der dritte Teil ist am 7. Januar, 20.15 Uhr, im ZDF zu sehen.

Der erste Teil ist online in der Mediathek zu sehen.