Zwei Schulen, ein Gelände: Und doch verbindet die Mittelschule und das Gymnasium im Alltag nicht allzu viel. Mit dem Projekt "Fremde werden Freunde" hat sich das im Frühjahr in Ebern geändert. Fürs Miteinander gab's nun eine Auszeichnung.
Plötzlich ist der Raum vom Jugendtreff voll. Gegen 14 Uhr kommen sie alle rein geströmt: Leonora, Ivan, Hossam, Suraj, Mariya ... und Alexandro: "Oh", sagt er, als er bemerkt, dass ein Gast auf einem der Sessel sitzt. Also bleibt er stehen, streckt seine Kinderhand aus und sagt: "Guten Tag." Wie es sich gehört, so wie er es im Deutschunterricht in den vergangenen Monaten gelernt hat - es aber keinesfalls selbstverständlich ist. Dann setzt er sich und grinst.
Als Charlotte, Alina, Vanessa, Leonie (alle 16) und Jan (17) zur Tür reinkommen, wird es laut. Die Mädels auf dem Sofa rutschen zusammen, die Schüler klatschen sich ab. Ein Teil von ihnen war am vergangenen Montag gemeinsam in München bei einer Preisverleihung, andere haben sich schon länger nicht mehr gesehen.
Unternommen haben sie aber alle schon viel miteinander: Zum Beispiel haben sie Pizza und arabisches Brot gebacken, Hände in Farbe getaucht und auf eine Leinwand gedrückt oder getöpfert.
Was mit einer ersten Schulführung durch das Friedrich-Rückert-Gymnasium angefangen hat, ist zu einem Projekt zwischen der Ganztagsgruppe Asyl, die die Mittelschule mit der Arbeiterwohlfahrt anbietet, und der Schülermitverantwortung (SMV) des Gymnasiums gewachsen. Ohne peniblen Projektplan und in Stein gemeißelte Projektzeiten geschweige denn mit einem schillernden Projekttitel von Beginn an. Sondern einfach mit dem Ziel, endlich aktiv zu werden und Integration zu leben. Es ist nämlich gar nicht so einfach, wenn man zum Beispiel nicht beim Roten Kreuz direkt aktiv ist, zu wissen, wo welche Hilfe gebraucht wird, schildert der Schüler Jan Batzner.
Mittlerweile ist den Gymnasiasten klar, wie und vor allem wo sie anderen jungen Menschen direkt in ihrer Nähe helfen können: Indem sie miteinander Zeit verbringen, rumalbern und hier und da ein fränkisches Wort lernen, "a bissla" ist zum Beispiel Benans Lieblingsspruch.
Gemeinsam und nicht allein, dieses Signal kam in München beim Kultusministerium gut an. Beim Wettbewerb des Landesschülerrates - "Von Schülern für Schüler" - traten die Mittelschule und das Friedrich-Rückert-Gymnasium aus Ebern an und bekamen für ihre Begegnungsprojekt den Sonderpreis. "Das Projekt war für die Jury fast nicht bewertbar", sagt Sonja Pascher-Döhler, die mit Tina Betz die sogenannte "Komm"-Gruppe betreut, über die besondere Kooperation.
Die Auszeichnung an sich ist für alle nicht nur eine Wertschätzung ihrer Idee, sondern eine kleine finanzielle Unterstützung, um die gewonnenen Verbindungen in weiteren Begegnungen pflegen zu können. Nach den Herbstferien könnte zum Beispiel eine Fußballgruppe geründet werden, zwei Schüler vom FRG hätten schon Bereitschaft gezeigt, erzählt Leonie Kröner. Eron wäre sofort dabei.
Sein Kumpel Antonio würde gerne wieder Hip-Hop tanzen, und Leonie Kröner und Alina Beierlieb schwebt ein Ausflug in die Schlittschuhhalle vor. Nicht nur die Pläne, auch der Bedarf solcher bunten Begegnungen ist vorhanden.