Das Schönste an Messen im Lebensmittelbereich ist doch, dass man alles mal probieren kann. Auf der "Kulinea" in Zeil geht's zudem noch persönlich zu.
Des Landrats erste Sünde war der Kaffee. "Milch brauch ich scho'", sagte der Landkreischef am Stand von Elke Hofmanns Kaffeerösterei. Die Frau schüttelte den Kopf. "Brauchen Sie nicht!" Weil die Kaffeebohnen langsam geröstet werden (laut Hofmann 14 bis 16 Minuten lang, statt wie in der industriellen Produktion nur rund zwei Minuten) könnten sich die in einer einzigen Bohne enthaltenden "800 bis 1000 Aromastoffe" viel besser entfalten, da würde Milch doch nur stören.
Des Landrats zweite Sünde: Der "Haßberg-Dry-Gin" von Franz Bayers Naturlandhof (Aidhausen). Hochprozentig und nach typischer Gin-Manier mit Wacholderbeeren verfeinert. Prost! Dem Landrat schmeckt der Gin zur Mittagszeit. Weiter hinten auf dem Kulinea-Gelände trifft man Landrat Schneider dann an den Bierständen der lokalen Brauer, mit einem Glas "IPA" (sprich: Ai Pi Äi, die Abkürzung steht für "India Pale Ale") der Familie Göller in der Hand, schon wieder knipsen die Kameras: "Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht", sagt der Landrat und trinkt einen Schluck.
Genuss: Das ist das Ziel
Nun, so viel Sünde ist das letztlich nicht. Trifft auch nicht ganz die Intention der Veranstaltung, deren oberster Zweck nicht die Sünde, sondern der Genuss ist. Die Kulinea wurde am Freitag in der Mehrzweckhalle am Tuch-anger in Zeil eröffnet. Lokale und regionale Anbieter stellen den Besuchern ihre Spezialitäten vor und beim ersten Rundgang wird deutlich, was diese Messe ausmacht: Sie ist klein und überschaubar, bietet mit 38 verschiedenen Ständen aber trotzdem eine große Vielfalt mit verschiedenen lokalen beziehungsweise hier weiterverarbeiteten oder verfeinerten Produkten.
Die Standbetreiber nehmen sich Zeit, oft kennt man den einen oder anderen sogar, und doch weiß man ja nicht immer so ganz genau, was es im direkten Umfeld des eigenen Wohnorts so alles gibt und wie es hergestellt wird. Denn das ist sicher ein entscheidender Pluspunkt der Kulinea: Alle Produkte haben eine Geschichte und die erzählen ihre Hersteller gern. Was ist drin? Wie wird's gemacht? Wer hat sich's ausgedacht? Probieren darf man natürlich auch, der Landrat hat's schon vorgemacht (aber nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht!).
Weg von der Massenware
Am Stand der Hetterichs etwa gibt es allerhand Wurst, klassische Sorten wie Presssack, Salami, Geräuchertes, dürfte ja eigentlich jedem geschmacklich irgendwie bekannt sein. Probiert man davon, stellt man fest: Lecker würzig, aber nicht überwürzt oder zu salzig - das Gegenteil von fad jedenfalls, was man ja bei der einen oder anderen Wurst aus dem Kühlregal auch schon mal erleben musste, aber wegen des günstigen Preises eben nicht weiter moniert hat. Schmeckt man dann die handwerklich im kleineren Betrieb hergestellte Wurst, ist man froh, dass es so etwas gibt. "Wir können nur davon profitieren, wenn wir es besser und frischer machen", sagt Tobias Hetterich.
Schon bei der Kulinea vor zwei Jahren habe er die Messe als großen Zugewinn für die Region und die hiesigen Direktvermarkter erlebt. "Wir haben ja nur einen kleinen Laden und man muss zu uns kommen", erklärt der Zeiler. Durch den Kontakt mit den Messebesuchern konnten einige Neukunden hinzugewonnen werden. "Das merken wir schon", sagt er.
In der Ruhe liegt der Geschmack
Und anders, als sie jetzt arbeiten, mit eigener Zucht und Produktion, wollen es die Hetterichs auch nicht haben: "Nix is" mit größeren Schweinen und Rindern und mehr, mehr und schneller produzieren. Die Tiere wachsen so heran, wie sie eben heranwachsen, erklärt Hetterich. Ein Bulle wird nicht vermessen und analysiert und dann gerügt, weil er zu klein geraten ist. "Wir möchten ihn nicht anders züchten, den Bullen, sondern er soll so bleiben, wie er ist", sagt Hetterich.
Die Kulinea in Zeil dauert noch zwei Tage und kann am heutigen Samstag sowie am morgigen Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr besucht werden.