Wird es in Kirchlauter weiterhin einen hauptamtlichen Bürgermeister geben?

3 Min
Das Schloss in Kirchlauter ist das dominierende Gebäude in der Gemeinde. Foto: FT-Archiv
Das Schloss in Kirchlauter ist das dominierende Gebäude in der Gemeinde. Foto: FT-Archiv
Bürgermeister Jochen Steppert denkt nicht daran, seinen Parkplatz vor der Verwaltung der Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach aufzugeben. "Ich möchte als Bürgermeister alt werden", sagt der 36-Jährige. Fotos: Katja Kölbl
Bürgermeister Jochen Steppert denkt nicht daran, seinen Parkplatz vor der Verwaltung der Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach aufzugeben. "Ich möchte als Bürgermeister alt werden", sagt der 36-Jährige. Fotos: Katja Kölbl
 
Noch ist unklar, wohin sein Weg ihn führen wird: Karl-Heinz Kandler (SPD) kandidiert zum zweiten Mal für das Bürgermeisteramt. Das letzte Mal hatte er nur 36 Stimmen weniger.
Noch ist unklar, wohin sein Weg ihn führen wird: Karl-Heinz Kandler (SPD) kandidiert zum zweiten Mal für das Bürgermeisteramt. Das letzte Mal hatte er nur 36 Stimmen weniger.
 

Braucht eine kleine Gemeinde wie Kirchlauter einen hauptamtlichen Bürgermeister? "Ja", sagt Bürgermeister Jochen Steppert (CSU), "nein" sein Herausforderer Karl-Heinz Kandler (SPD). Also müssen die Wähler im März entscheiden, wie es im Lautergrund weitergeht.

Jochen Steppert ist hauptamtlicher Bürgermeister und will es bleiben. Karl-Heinz Kandler will durchsetzen, dass das Bürgermeisteramt zukünftig ehrenamtlich geführt wird. "Nicht machbar", sagt CSU-Politiker Steppert. "Alles eine Frage der Organisation", meint Kandler (SPD).

Dann rechnet er vor, dass die Gemeinde bisher knapp 80 000 Euro für die Bezüge des Altbürgermeisters Peter Kirchner und für den amtierenden Steppert bezahlt habe. Bis 2016 summiere sich diese Summe auf 120 000 Euro. "Das ist zu viel für eine kleine Gemeinde wie Kirchlauter", findet Kandler und erklärt, dass vor allem die Altersbezüge der Gemeinde viel Geld kosteten. Einem Bürgermeister im Nebenamt müssten die Bürger keine Rente bezahlen. "Und im Ehrenamt verdient man ja auch bis zu 4000 Euro brutto", erklärt Kandler.
"Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass ich das Geld, das ich bekomme, verdiene", hält Steppert dagegen.

Sonst ist Geld kein großes Thema in Kirchlauter - die Gemeinde in den "Heiligen Ländern" ist nahezu schuldenfrei.

Kläranlage als größte Investition

Die größte Investition seit Jahren ist die Ertüchtigung der Kläranlage, die im März beginnen und noch in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. Knapp eine Million Euro kostet die Maßnahme. "Aber auch wenn wir keine großen Schwierigkeiten haben: Das Gemeindeleben kann nicht stehen bleiben. Der demografische Wandel wird auch bei uns Thema werden", sagt Steppert.

Egal, wer gewählt werde: Der (neue) Bürgermeister müsse bald Kontakt zu Netzbetreibern aufnehmen und sich für einen Ausbau des Handynetzes einsetzten, so Steppert.

Dieser Punkt steht auch auf der Liste von Bürgermeister-Kandidat Kandler. Er will sich außerdem dafür stark machen, Senioren und anderen Hilfsbedürftigen Unterstützung aus der Gemeinde anzubieten. "Breitbrunn ist da ein großes Vorbild", sagt der Maschinenschlosser.

Den Einwand von Bürgermeister Jochen Steppert, Kandler könne aus Altersgründen höchstens für eine Amtszeit kandidieren, wischt der 57-Jährige beiseite. "Ich will eigentlich nicht nur eine Amtsperiode machen", sagt Kandler und erklärt dann, dass der Freistaat die Altersbegrenzung schon längst aufgehoben habe.
Aber auch der 36-jährige Steppert möchte im Amt alt werden und noch viele "Jahrzehnte meine Kraft für die Gemeinde zur Verfügung stellen". Er sei gespannt auf den Ausgang der Kommunalwahl und hoffe, dass seine Arbeit honoriert werde.

Kindergartenvereine sollen entlastet werden

Kritik daran kam zuletzt von der SPD. Beim Streit zwischen Gemeinde und den Caritas-Kindergartenvereinen über die Kostenübernahme habe Steppert die Gemeinderatsmitglieder nicht rechtzeitig über die Hintergründe der Auseinandersetzung informiert. "Das waren denkbar schlechte Voraussetzungen für eine Gemeinderatssitzung, bei der auch besorgte Mütter anwesend waren", sagt SPD-Politiker Kandler. Er wolle die Kindergartenvereine zukünftig bei der Verwaltungsarbeit entlasten.

Kirchlauterer Räte wünschen sich mehr Transparenz und schnellere Informationen

Zwölf Plätze gibt es im Gemeinderat von Kirchlauter, insgesamt 88 Männer und Frauen aus vier Parteien/Wählergruppen bewerben sich um die Sitze im Gremium. Der Fränkische Tag hat mit Vertretern der CSU, SPD, Jungen Liste Kirchlauter/Neubrunn (JL) und der Freien Wähler Kirchlauter (FW) über ihre Ziele für die Wahl gesprochen.

Gemeinderat Reinhold Stöhr (SPD) findet die Arbeit des CSU-Bürgermeisters Jochen Steppert "ausbaufähig". Die SPD wolle sich in den kommenden sechs Jahren dafür einsetzten, dass Entscheidungen künftig transparenter gemacht und den Bürgern erläutert würden. Dazu sollten öfter Bürgerversammlungen abgehalten werden. Auch eine übergreifende Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden strebe man an. Insbesondere die Zusammenarbeit mit der Kindergartenverwaltung müsse dringend verbessert werden, sagt er.

Eva-Maria Schmitt (JL) hofft, dass im Gemeinderat das angenehme Klima bei der Zusammenarbeit auch in der neuen Legislaturperiode erhalten bleibe. Ihr Wunsch ist es, die Kindergärten und Schulen vor Ort zu halten und weiterhin nachhaltig zu wirtschaften, um nachfolgende Generationen finanziell zu entlasten. Das Ziel der Jungen Liste sei es, junge Menschen in den Gemeinderat zu bringen, die die Verantwortung der Zukunft tragen können.

Auch Stepperts Vorgänger arbeitete hauptamtlich

Robert Muckelbauer (CSU) ist bereits seit 18 Jahren im Gemeinderat und Zweiter Bürgermeister. Die Zusammenarbeit läuft seiner Meinung nach gut. Es gebe zwar sachliche Differenzen, "aber wir feiern nach jeder Sitzung eigentlich immer einen Geburtstag, und da geht jeder mit". Das sei doch ein gutes Zeichen. Das von SPD-Kandidat Karl-Heinz Kandler geforderte ehrenamtliche Bürgermeisteramt (Jochen Steppert ist hauptamtlich als Bürgermeister tätig) sei schlicht nicht leistbar und würde den Bürgern nicht gut bekommen, meint Robert Muckelbauer zu diesem Thema. Bereits Stepperts Amtsvorgänger Peter Kirchner wirkte hauptamtlich.

Uwe Derra (FW) wünscht sich "etwas mehr Vorinformationen und detaillierte Informationen zu den Tagesordnungspunkten der Gemeinderatssitzungen durch den Bürgermeister". Ziel der FW und der SPD sei es, die Hauptamtlichkeit des Bürgermeisters in eine ehrenamtliche Tätigkeit umzuwandeln, um die finanziellen Belastungen für die Gemeinde zu minimieren. "Wir wollen die anstehenden Projekte in der Gemeinde mit einer transparenten Finanzierung realisieren. Die uneingeschränkte Unterstützung der Kindergärten und die Erhaltung der beiden Grundschulen sind für uns feste Grundsätze der Kommunalpolitik. Ebenso müssen die örtlichen Vereine, die sich für Jugend- und Seniorenarbeit einsetzen, für die Tradition- und Kulturerhaltung arbeiten, weiterhin unterstützt und gefördert werden", findet Derra. Er wolle die Bürger intensiver in die Kommunalpolitik einbeziehen, um Entscheidungen auf ein breites Fundament zu stellen.