Die GUT, an der der Landkreis und Kommunen beteiligt sind, stellte ihre Pläne für die Errichtung und den Betrieb von zehn Windkraftanlagen im Sailershäuser Wald vor. Die Gesellschaft sieht alle Signale für das Projekt auf Grün gestellt.
Beim Projekt "Bürgerwindpark Sailershäuser Wald" geht es ans Eingemachte: Mitte 2014 will der Landkreis mit den Bauarbeiten beginnen, Ende nächsten Jahres sollen sich die ersten Windräder drehen. Nachdem das förmliche Genehmigungsverfahren angelaufen ist, sind die Planer zuversichtlich, den ehrgeizigen Zeitplan einzuhalten. Im Anschluss an eine Aufsichtsratssitzung informierten die Geschäftsführer der "GUT", Wilfried Neubauer und Günter Mendel sowie der Ingenieur Gunter Häckner, über den aktuellen Stand des Projekts. Es ist bekannt unter dem Namen WK 88.
Es geht um zehn Windkraftanlagen quer zur Hauptwindrichtung auf dem Höhenrücken des Sailershäuser Waldes. Aus der Vogelperspektive reihen sich die geplanten Anlagen wie auf einer Perlenschnur aneinander.
Zwischen den einzelnen Rädern beträgt der Abstand rund 400 Meter, insgesamt ist die Reihe etwa 3,6 Kilometer lang.
Die Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Haßbergekreis, unter dem Kürzel GUT bekannt, hat nun einen förmlichen Genehmigungsantrag erstellt. Aus Gründen der Transparenz, betont Neubauer, habe man ein Verfahren gewählt, bei dem die Bürger umfassend beteiligt seien. Gesetzlich wäre ein solches Vorgehen nicht notwendig gewesen - es ist erst ab 20 Anlagen zwingend vorgeschrieben.
Die vollständigen Unterlagen liegen sowohl beim Landratsamt als auch bei den vier beteiligten Kommunen Haßfurt, Königsberg, Riedbach und Schonungen öffentlich aus. Die Einwendungen gegen das Projekt sollen ebenfalls öffentlich am 29. Januar 2014 erörtert werden.
Mit den Worten "wir wissen um die Brisanz und haben überhaupt nichts zu verbergen" begründet Neubauer die Marschrichtung der GUT.
Bei der Frage, ob das Projekt ökologisch vertretbar sei, habe die GUT freiwillig eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt, sagt Häckner. Über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren untersuchten Biologen die Flora und Fauna in dem betroffenen Gebiet. Das Ergebnis sei eindeutig: Es wurden keine Brutvorkommen von geschützten Vogelarten festgestellt, das Vorhaben gefährde weder den Wald noch die in ihm lebenden Tiere.
Die gerodeten Flächen, erläutern die Planer, würden eins zu eins auf angrenzenden Grundstücken wieder aufgeforstet. Zudem dürfen auf 80 Prozent der neu angelegten Infrastruktur im Laufe der Zeit die Bäume wieder aufwachsen. Unterm Strich profitiere damit der Wald als Biotop sogar von dem Projekt, rechnen die Antragsteller.
Auf Nachfrage erklärt Neubauer, dass es sowohl vom Bund Naturschutz als auch vom Landesbund für Vogelschutz positive Signale gebe.
Ausführlich gingen die GUT-Geschäftsführer auf die Frage ein, inwieweit die Bewohner der angrenzenden Dörfer betroffen sind. Der oft diskutierte Abstand zu den nächsten Wohnhäusern liege mit 1000 bis 1200 Metern über dem im Regionalplan und im bayerischen Winderlass geforderten Wert von 800 Metern. Die Lärmbelästigung liege ebenfalls weit unter den gesetzlichen Grenzwerten. Man höre die Anlagen viel weniger als eine in gleicher Entfernung verlaufende Autobahn, argumentieren die Befürworter.
Zur Optik schreiben sie: Natürlich seien die Räder sichtbar, aber der störende Schattenwurf sei zeitlich eng begrenzt.
Durch eine spezielle "Schattenabschaltautomatik" sei sichergestellt, dass "an jedem bewohnten Ort" dieses Störphänomen maximal 30 Minuten täglich und maximal acht Stunden pro Jahr auftreten könne. Dass die ganze Anlage irgendwann in der Zukunft erweitert werde, schloss Neubauer "definitiv" aus.
Was die öffentlich angezweifelte Rentabilität angeht, unterstreicht Neubauer nachdrücklich: "Wir werden nichts machen, was nicht wirtschaftlich ist." Zusammen mit Gutachterbüros und der Fachhochschule Schweinfurt habe man zielgenaue Windmessungen vorgenommen. Ihre Kalkulation basiere auf einer Einspeisevergütung von 9,13 Cent pro Kilowattstunde, heißt es laut GUT.
Zur Finanzierung sind neben Krediten der KfW möglichst viele kommunale und private Einlagen vorgesehen. Die Bürgerbeteiligung soll dabei eine wesentliche Säule darstellen. Mendel erhofft sich eine Welle der Zustimmung aus der Bevölkerung.
"Jeder Euro, den wir von den Kreisbürgern kriegen", sagt er, "brauchen wir nicht fremd zu finanzieren". Die Erträge aus der Anlage kämen keinem Konzern oder Großinvestor zugute, sondern flössen an die Bürger, Unternehmen und die Kommunen im Kreis.
Gleichwohl ist das wohl kein Weg, dicken Reibach zu machen. Das eingesetzte Kapital soll jährlich drei bis fünf Prozent bringen, wird prognostiziert.
Zusammenfassend zieht die GUT ein rundum positives Fazit: Durch die Nutzung der umweltfreundlichen Windenergie bleibe die Wertschöpfung in der Region, was letztlich den Landkreis und seine Bürger ein Stück unabhängiger mache.
Über eine Info-Hotline sucht sie den direkten Draht zu den Menschen: Unter der Telefonnummer 09521/949496 werden alle Fragen beantwortet, auch persönliche Gespräche oder eine detaillierte Projektvorstellungen für Gruppen sind möglich.
Die technischen Daten Zum vorgesehenen Projekt WK 88 gibt es folgende Zahlen, Fakten und Prognosen: Zehn Windräder der Marke Vestas V 112-3.0 MW werden gebaut. Die Nabenhöhe beträgt 140 Meter, die Spitzenhöhe bei senkrecht stehendem Blatt liegt bei 196 Metern und die Länge der Rotorblätter bei 54,6 Metern. Die Stahltürme haben vier Meter Durchmesser.
Der Abstand von Windrad zu Windrad beläuft sich auf 400 Meter, der Abstand vom ersten zum letzten Windrad auf etwa 3,6 Kilometer. Der Durchmesser der Fundamente beträgt 20 Meter und die Tiefe der Fundamente rund drei Meter.
Die Gesamtinvestition: 45 Millionen Euro (inklusive Umspannwerk). Mit Einnahmen aus dem Stromverkauf rechnet die GUT in Höhe von 4,5 Millionen Euro pro Jahr.
Der Stromertrag errechnet sich auf 50 Millionen Kilowattstunden pro Jahr (entspricht etwa zehn Prozent des gesamten Stromverbrauchs im Landkreis). Die Kohlendioxid-Einsparung sind 30 000 Tonnen pro Jahr (sechs Prozent der Emissionen im Kreis).
45 Miliionen Euro soll der Stromverkauf also bringen. Das ist laut Webseite der GUT der Stand von Januar 2014, als es noch 9,13 Cent/kWh gegeben hätte. Macht also eine Jahresproduktion pro Windrad von rund 4.929 MWh. Der Referenzertrag einer Vestas V112 mit 140 m Nabenhöhe liegt bei 50.933 MWh - wird allerdings auf 5 Jahre gerechnet. Pro Jahr sind das also 10.187 MWh. Das bedeutet: Selbst der Projektierer geht davon aus, dass eine Standortqualität von lediglich 48,6 % erreicht wird.
Die Deutsche WindGuard hat in der Studie "Kostensituation der Windenergie an Land in Deutschland" im Auftrag des Bundesverbands WindEnergie und dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau festgestellt:
"Die mittleren Stromgestehungskosten an sehr windschwachen Standorten mit einer Qualität von nur 60 % des Referenzertrages ... weisen Werte von 110,7 €/MWh auf."
Wenn 60 % schon als "sehr windschwach" bezeichnet werden, was sind dann 48,3 %? Und 110,7 €/MWh bedeutet 11,07 Cent/kWh. Bei einer Vergütung von lediglich 9,13 bzw. demnächst 8,9 Cent/kWh.
Weiter kann man dort lesen:
"Die Ergebnisse der mittleren Stromgestehungskosten verdeutlichen, dass insbesondere an 60 %-Standorten ein wirtschaftlicher Betrieb selbst unter Berücksichtigung von SDL- und Repowering-Bonus heute nur sehr begrenzt möglich ist. ... Weiterhin kann es möglich sein, dass im Planungsprozess deutlich höhere Energieerträge prognostiziert wurden, so dass zu Projektbeginn nicht von derart schwachen Standortqualitäten ausgegangen wird, mit entsprechenden wirtschaftlichen Folgen für die Windenergieprojekte."
Wohlgemerkt: Die reden da von Standorten, an denen "nur" 60 % des Referenzertrags erzielt werden. Über Standorte, die nur 48,6 % erreichen, haben sie schon gar nichts mehr geschrieben.
http://www.wind-energie.de/sites/default/files/download/publication/kostensituation-der-windenergie-land-deutschland/20131112_kostensituation_windenergie_land.pdf