Frank Hauck ist in seinem ersten Leben Lehrer an der Mittelschule Hofheim. Im zweiten arbeitet er als Schlagzeuger mit Musikern wie Annette Humpe von Ich + Ich.
Weihnachtsfeier an der Mittelschule Hofheim. Die erst heuer von drei Jungs und einem Mädchen gegründete Schülerband spielt schon frühmorgens in der Aula, am Schlagzeug sitzt ihr Musiklehrer Frank Hauck. "Für mich ist es sehr wichtig, dass die Schüler, die ich unterrichte, für Musik begeistert werden", sagt der 44-Jährige nach dem kurzen Auftritt. Er wolle ihnen von klein auf das Gefühl vermitteln, wie es ist, live etwas darzubieten.
Live spielen, CDs aufnehmen, auf Tour sein, Rockstar werden, von der Musik leben können. Das ist der Traum vieler Kinder. Hauck hat ihn auch geträumt, als er sechs Jahre alt war und gerade angefangen hatte, Schlagzeugunterricht zu nehmen. Er konnte ihn ein Stück weit verwirklichen - trotz oder gerade wegen des Lehrerjobs, den er heute hat. "Ich kann von mir sagen, dass ich Profi-Musiker bin. Ich kenne den Beruf mit seinen Höhen und Tiefen ", sagt er.
Hauck hat als Studiomusiker mit Künstlern wie dem Nena-Songschreiber Carlo Karges und Annette Humpe (Ideal, Ich und Ich) zusammengearbeitet.
Seinen Lebensunterhalt kann der groß gewachsene Musiker damit aber nicht bestreiten. "Ich bin sehr froh, dass ich Lehrer bin. Es ist so: Viele Musiker landen am Ende in der Gosse. Und gerade Drummer sind gnadenlos austauschbar", erklärt Hauck.
Besonders auf CD haben viele Bands keinen festen Schlagzeuger. Mehrere Drummer spielen die Lieder ein und am Ende wählen die Produzenten die besten Aufnahmen aus. "Das ist Präzisionsarbeit. Auf einer Platte können schon vier verschiedene Schlagzeuger zu hören sein", schildert der gebürtige Hesse.
Lehre statt Amerika-Tour Das Dasein als Lehrer an der Mittelschule sichert seine Existenz. Für ihn handelt es sich dabei nicht um einen faulen Kompromiss. Im Gegenteil.
Hauck hat nichts dem Zufall überlassen und immer eine akademische Ausbildung angestrebt. "Mit 15 Jahren hatte ich die Möglichkeit, mit einer Band in Amerika auf Tour zu gehen. Dafür hätte ich aber die Schule abbrechen müssen", erzählt er. Statt abzubrechen, absolvierte er eine Lehre zum Kfz-Mechaniker, holte sein Abitur nach und studierte in Bamberg Sozialpädagogik. "Ich würde jedem Schüler empfehlen, sich trotz seiner musikalischen Leidenschaft erst beruflich abzusichern", betont er.
Die Arbeit an der Schule mit den Jugendlichen genießt Frank Hauck. Er will ihnen ein gutes Beispiel fürs Leben geben: "Junge Leute müssen das Durchhalten lernen und ihre Begeisterung nicht verlieren." Über Musik findet er den richtigen Draht zu ihnen. "Das ist eine Form der Lebenstherapie", findet er. Lehrerkollegin Doris Kampmann ist ebenso der Meinung, über die Musik einen ganz anderen Zugang zu Kindern zu gewinnen.
Die vierfache Mutter hat für ihre eigenen Kinder Lieder komponiert, getextet und ihnen dann vorgesungen. "Da habe ich gemerkt, wie gut es ihnen tut. Musik ist Balsam für die Seele", sagt die Grundschullehrerin, die ihre Lieder auf CDs veröffentlicht.
Hauck scheint vor allem deswegen mit seiner beruflichen Situation zufrieden zu sein, weil ihm nebenbei immer noch Zeit bleibt, sich als Musiker zu verdingen. Sieben bis acht Mal jährlich übernimmt er Studiojobs und fährt dafür für zwei Tage oder mehrere Wochen nach Berlin, Frankfurt oder München. "Hofheim ist ja nicht das Ende der Welt. Wir sind hier in der Mitte von Deutschland", sagt Drummer Frank Hauck. "Der Musik ist egal, wo du wohnst."