"Ich würde das jederzeit wieder machen", sagte Tobias Mindt. Der 31-Jährige aus Haßfurt hatte am Montag, 5. März, einer Frau das Leben gerettet.
Am Montag, 5. März, war eine Frau am Mooswäldchensee ins Eis eingebrochen. Doch sie hatte einen Schutzengel: Tobias Mindt aus Haßfurt rettete ihr das Leben. Für sein vorbildliches Bürgerverhalten sprach ihm am gestrigen Dienstag Bürgermeister Günther Werner den Dank der Stadt Haßfurt und des Stadtrates aus.
Als Brigitte Frick vor knapp zwei Wochen mit ihrem Hund "Bobby" spazieren ging, lief er in einem kurzen unbeobachteten Moment auf den teilweise zugefrorenen See und brach ein. Seine Besitzerin folgte ihrem Hund auf das Eis, um ihn zurückzuholen - und brach selbst ein. Schreiend und winkend konnte sie einige Leute auf sich aufmerksam machen. "Ich weiß nur noch, dass ich geschrien habe: Ihr müsst was tun, ich halte es nicht länger aus", erzählte Brigitte Frick beim Pressetermin im Rathaus.
Eine Frau setzte einen Notruf ab, andere Leute versuchten, die Frau im See zu beruhigen. Da fuhr zufällig Tobias Mindt, Teamleiter bei der Deutschen Post in Haßfurt, mit seinem Dienstfahrzeug vorbei und hielt an. "Die Leute erzählten, dass sich die Frau schon fünf Minuten im eiskalten Wasser befand, und da sagte ich: Jetzt müssen wir mal Gas geben", berichtete Mindt. Er wollte bei der Firma Handschuh eine Leiter holen, doch das Unternehmen hatte zu diesem Zeitpunkt geschlossen.
Glücklicherweise hatte Willibald Geuppert, Geschäftsleiter beim Autohaus Kirchner, bereits eine etwa neun Meter lange Leiter geholt und sie einem Mitarbeiter des Bauhofes auf das Fahrzeug gelegt. "Zusammen mit mehreren Personen am Ufer habe ich die Leiter ausgezogen, dann aber gemerkt, dass sie zu kurz war", berichtete Tobias Mindt weiter. "Aber jemand hatte Spanngurte besorgt, die wir an die Leiter banden und die einige Männer am Ufer festhielten. So konnten wir die Leiter noch ein weiteres Stück aufs Eis schieben. Dann habe ich in Sekundenschnelle Schuhe, Jacke und Pulli ausgezogen, mein Handy ans Ufer gelegt und bin auf dem Bauch auf der Leiter über das Eis zu der eingebrochenen Frau gekrochen."
Da das Eis nachgab, wurde Mindt selbst schnell nass. Auch wenn noch zwei Meter fehlten, um Brigitte Frick zu erreichen, zögerte Tobias Mindt nicht, am Ende der Leiter zu ihr ins Wasser zu hechten und sie festzuhalten. "In dem Moment habe ich mich ganz stark gefühlt", sagte er. Die Frau fest im Arm, konnte er nach zwei Schwimmzügen die Leiter erreichen und wurde von den Helfern am Ufer zusammen mit der Leiter an Land gezogen.
"Just in dem Moment kam schon der Krankenwagen, und die Sanitäter kümmerten sich sofort um sie", erzählte der glückliche Retter. Er selbst sollte zwar auch versorgt werden, doch er fühlte sich gut genug, um nach Hause zu fahren. "Ich rief noch meine Chefin an, um ihr zu sagen, was passiert war, fuhr nach Hause und nahm eine lange warme Dusche." Am Nachmittag, knapp zwei Stunden nach seinem Rettungseinsatz, war er schon wieder bei der Arbeit. "Für mich war das selbstverständlich. Ich habe das gerne gemacht und würde es wieder tun", sagte Tobias Mindt.
Auch als die Frau gerettet war, galt ihre größte Sorge ihrem Vierbeiner. "Ihr müsst meinen Hund rausholen", rief sie den Feuerwehrleuten entgegen, die ebenfalls am See eintrafen. Mithilfe eines Flachwasserschubbootes arbeitet sich ein Rettungstrupp der Freiwilligen Feuerwehr Haßfurt schnell zu dem Hund vor. Schließlich wurde dieser gerettet, an Land gebracht und mit Decken gewärmt. Während der Rettungsdienst sein Frauchen ins Krankenhaus transportierte, wurde der Hund von der Feuerwehr mit Blaulicht und Martinshorn zur weiteren Versorgung zu einem Tierarzt gebracht. Brigitte Frick konnte am nächsten Tag wieder entlassen werden und war überglücklich, dass auch ihr Schnauzer den Vorfall gut überstanden hatte.
Zwischenzeitlich hatte sie den Namen ihres Retters erfahren. "Ich wollte wissen, ob es ihm gut geht und ihm ganz herzlich danken", berichtete sie. "Außerdem habe ich ihn eingeladen, um ihn kennenzulernen." Für sie kam der Schock über das Erlebte erst viel später, und es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis sie alles verarbeitet hat.
Bürgermeister Günther Werner jedenfalls betonte, dass zu einer solchen Rettungsaktion "schon ein Stück weit Mut" gehöre. "Manchmal kann man meinen, dass in unserer Zeit von Tugenden wie Hilfsbereitschaft, Solidarität und Gemeinsinn nicht sehr viel übrig geblieben ist. Dass dies nicht immer so ist, haben Sie mit ihrem selbstlosen und couragierten Einsatz bewiesen", sagte er zu Tobias Mindt. "Was Sie getan haben, geht weit über das, was man üblicherweise erwarten oder gar verlangen kann, hinaus. Denn Sie haben ihre eigene Gesundheit und Ihr Leben eingesetzt, um Brigitte Frick aus dem eiskalten Wasser zu retten. Dafür meinen herzlichsten Dank!"