Im Oberauracher Gemeindeteil Kirchaich wurde die Feldflurbereinigung abgeschlossen. Ein Denkmal erinnert an die Jahre der Erneuerung.
Zum Abschluss der Feldflurbereinigung wurde am Sonntag am Schafberg hoch über Kirchaich ein Denkmal offiziell übergeben, das auf den Strukturwandel der Landwirtschaft hinweist und auf die Geschichte Kirchaichs. Der Vorsitzende Reiner Väth vom Amt für Ländliche Entwicklung und der örtlich Beauftragte, Anton Genslein, blickten auf eine fruchtbare Zusammenarbeit seit 1992 zurück.
Die Vorbehalte waren groß gewesen, als der damalige Bürgermeister Siegmund Kerker anstrebte, Kirchaich für Flurbereinigung und Dorferneuerung anzumelden, wie Pfarrer Ewald Thoma noch gut in Erinnerung hat. Er selbst war nämlich quasi Mediator. Es gilt als ein Glücksfall, dass der Geistliche in seinem "ersten Leben" Mitarbeiter der Flurbereinigungsbehörde war. In einer denkwürdigen Versammlung, die die damaligen Kirchaicher Gemeinderäte einberufen hatten, zeigte er auf, welche Chancen Flurbereinigung und Dorferneuerung haben können, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten.
Nicht nur in Kirchaich wurde schließlich die Flurbereinigung engagiert mitgetragen, alle Oberauracher Gemeindeteile profitieren seit Jahren von den Fördermitteln des Amtes für ländliche Entwicklung, wie Bürgermeister Thomas Sechser (CSU) dankbar anmerkte. So sei es gelungen, sowohl der Landwirtschaft bessere Bewirtschaftungsmöglichkeiten zu bieten als auch die Ortskerne attraktiv zu gestalten. Und in allen Gemeindeteilen hätten sich die Bürger aktiv durch Eigenleistung eingebracht, da die Gemeinde sonst die Eigenmittel wohl nicht für alle Maßnahmen hätte aufbringen können.
Reiner Väth bedankte sich für die außerordentlich angenehme Zusammenarbeit innerhalb der Teilnehmergemeinschaft, die zunächst örtlich von Rudi Kager und anschließend von Anton Genslein geführt wurde, aber auch mit der Gemeinde. Sein Dank galt den örtlichen Steinmetzen und Bildhauern Josef und Stefan Heil, die die Doppel-Stele gestalteten, die jetzt gegenüber der Josefskapelle am Schafberg steht. Die Darstellung eines pflügenden Bauern mit Ochsengespann und eines modernen Traktors weist auf den Wandel der Landwirtschaft hin, seitlich ist eine Edelstahlplatte angebracht, die die wichtigsten geschichtlichen Daten Kirchaichs aufweist - gegengeprüft von Kreisheimatpfleger Christian Blenk.
In Kirchaich gab es 1914 und 1920 schon Teilflurbereinigungen, das aktuelle Verfahren wurde im Oktober 1992 angeordnet. Seitdem hatte der Vorstand 65 Sitzungen, dazu kamen elf Versammlungen aller beteiligten Grundstückseigentümer. Nach der Ermittlung der Bodenwerte wurden im Herbst 2008 die neuen Flächen abgemarkt und seit Herbst 2011 sind die neuen Flurstücke abgesteckt. So entstanden größere, zusammenhängende Äcker und Wiesen, die besser zu bewirtschaften sind, andererseits aber mit viel Augenmaß der besonderen Topographie rund um Kirchaich angepasst wurden, wie auch Herbert Lang vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten lobte. 3,5 Kilometer Haupterschließungswege entstanden, dazu acht Kilometer Schotterwege, die auch einen hohen Wert als Freizeitwege haben. Fast fünf Hektar ehemals landwirtschaftliche Fläche stehen dem Gewässerschutz und der Landschaftspflege zur Verfügung.
Als 1992 die Flurbereinigung in Kirchaich begann, hat laut Lang für die Landwirtschaft ein völliger Paradigmenwechsel hin zur flächenbezogenen Förderung durch die Europäische Union begonnen. Eine exakt vermessene Flur sei damit existenziell wichtig geworden, so der Landwirtschaftsdirektor. Auch habe in dieser Zeit die Hälfte der Betriebe aufgegeben. Die sieben Landwirte in Kirchaich bewirtschaften laut Lang ihre Höfe ausnahmslos im Nebenerwerb, "und es gibt keine Kuh mehr im Ort". Das Denkmal solle erinnern, "wo wir herkommen, aber auch zum Dialog zwischen Gesellschaft und Landwirtschaft, zwischen Ökologie und Ökonomie" beitragen.
Der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel (CSU) freute sich, bei solchen Anlässen auch mal zu sehen, was "aus den Zahlen wird, die wir im Landtag so beschließen." Die Kommunen im Landkreis Haßberge nutzten Flurbereinigung und Dorferneuerung besonders intensiv und Oberaurach sogar mit allen neun Gemeindeteilen. Das bedeute, dass bisher gut 15 Millionen Euro an Fördermitteln nach Oberaurach geflossen sind.
1,6 Millionen Euro kostete die Feldflurbereinigung in Kirchaich. 1,4 Millionen davon kamen vom Freistaat. In der Dorferneuerung laufen aktuell noch die letzten Maßnahmen im Ortskern, hier werden am Ende 1,6 Millionen Euro investiert worden sein. Pfarrer Ewald Thoma, mittlerweile im Ruhestand, segnete das Denkmal und damit das Dorf und seine Flur.