Spaß aus Prinzip mit Prinzipien

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Der Präsident des Sander Faschingskomitees Günther Flachsenberger (rechts) mit den Bürgermeistern von Sand: Paul Hümmer, Bernhard Ruß und Gerhard Zösch Foto: A. Beuerlein/Archiv
Der Präsident des Sander Faschingskomitees Günther Flachsenberger (rechts) mit den Bürgermeistern von Sand: Paul Hümmer, Bernhard Ruß und Gerhard Zösch Foto: A. Beuerlein/Archiv

Es ist der größte Umzug im Landkreis Haßberge. In Sand feiern etwa 15 000 Menschen jedes Jahr die fünfte Jahreszeit. Doch vor dem Spaß stehen zahlreiche Überlegungen an, zum Teil mit sehr ernstem Hintergrund.

Er ist der Faschingsumzug in Person: Günther Flachsenberger. Der Sander ist seit bald vier Jahrzehnten sozusagen der oberste Narr in der Gemeinde, der Präsident des Faschingskomitees. Er und seine Vereinsfreunde haben es verstanden, das Prinzip Spaß. Denn das Prinzip Spaß benötigt vor allem eines: Prinzipien.


Sicherheit steht über allem

"Wer bei unserem Faschingsumzug mitmachen will, der muss sich schon an unsere Regeln halten", sagt er mit einer Überzeugung, die keinen Widerspruch zulässt. Schließlich feiern in Sand mitunter mehr als 15 000 Menschen. Sie wollen Spaß haben, "und natürlich auch Alkohol trinken". Flachsenberger ist es deswegen vor allem wichtig, dass keiner unter 16 Jahren Alkohol von den Umzugsteilnehmern bekommt.


Farbige Armbänder

Daher hatte er die Idee, dass alle Zuschauer verschieden farbige Armbänder bekommen, um so die unter 16-Jährigen auf den ersten Blick erkennen zu können. Diese Vorsicht hat einen ernsten Ursprung: "Vor ein paar Jahren hat sich ein junger Kerl völlig betrunken, und wir mussten uns mit einer Anzeige beschäftigen", sagt Flachsenberger. Um den Faschingsumzug nicht zu gefährden, hat der Präsident sofort reagiert und die farbigen Armbänder eingeführt. Flachsenberger hat in seiner fast 40-jährigen Laufbahn noch weitere Erfahrungen gemacht, aus denen das heutige Sicherheitskonzept entstanden ist: "Zugteilnehmer mit Wagen müssen zwei Leute bereitstellen, die neben dem Wagen herlaufen, und aufpassen, dass keiner unter die Räder kommt." Wer das missachtet, darf nicht mehr mitmachen.

Der gelernte Maurer schaut sich auch jeden Faschingswagen vor dem Umzug genau an: "So lange ich Präsident bin, fährt kein Wagen mit, den ich nicht kontrolliert habe." So will Günther Flachsenberger vermeiden, dass unpassende Themen angesprochen werden: "Rechtsradikale oder ausländerfeindliche Parolen gibt's nicht mit mir!" Eine weitere Regel, die Flachsenberger aufgestellt hat, ist, dass die Wagen nur beim Umzug Personen befördern dürfen. "Auf dem Hin- und Rückweg darf keiner auf einem Wagen mitfahren", sagt er. Auch hier ist der Hintergrund tragisch: Gab es doch einen schlimmen Unfall vor Jahren, bei dem ein Anhänger mitsamt Personen umgekippt ist. "Das will ich nicht nochmal erleben."

Und eine Regel gibt Flachsenberger zum Schluss noch allen Pelzmantel-Trägern mit auf den Weg: "Lasst eure Pelzmäntel zuhause, wenn ihr zum Sander Faschingsumzug kommt." Woher dieser kuriose Ratschlag kommt? "Da rief doch tatsächlich mal eine Frau an und wollte, dass ich ihr den ruinierten Mantel bezahle", erinnert sich Flachsenberger kopfschüttelnd. "Da habe ich ihr gesagt, dass das ja wohl nicht ihr Ernst sein kann, aufgelegt und zum Glück nie mehr was von ihr gehört."