Die Gemeinde Rauhenebrach punktet mit dem schnellen Internet. Ein großer Teil der Orte ist bereits angeschlossen. Für den Rest gibt es hohe Bundesmittel.
Im Betrieb von Rainer Schunder kommt es auch auf Schnelligkeit an. Kurz vor dem Anzeigenschluss bei Tageszeitungen muss der Unternehmer aus Prölsdorf in der Gemeinde Rauhenebrach rasch eine Traueranzeige per E-Mail schicken. Was heute problemlos und schnell geht, war vor einiger Zeit noch "haaresträubend. Es war kurz vor dem Herzinfarkt, hat Nerven gekostet und vor allem Zeit", schildert der Bestatter unserer Zeitung. Und wenn es ganz schlecht lief, dann brach die Übertragung via Internet ab und es folgten stundenlange Ausfälle. Ein Unternehmer wie er kann sich solche langsame und störanfällige Technik nicht leisten. Das bringt ihn auch im Konkurrenzkampf ins Hintertreffen.
Zum Glück für den Prölsdorfer Unternehmer sind diese Zeiten vorbei. Der Breitbandausbau in der Gemeinde Rauhenebrach ist zu einem großen Teil vollzogen. Der Firma Schunder stehen jetzt Übertragungsraten von 30 bis 50 Megabit/Sekunde (Mbit/s) zur Verfügung. "Wir sind darauf angewiesen", dass Daten über das Internet schnell und sicher weitergegeben werden können, sagt der Unternehmer. Zwischen dem Früher und dem Jetzt "sind Welten". Und ein bisschen euphorisch fügt Rainer Schunder hinzu: "Jetzt ist die Welt in Ordnung."
Der Bund hilft kräftig
Solches Lob wird im Rathaus in Untersteinbach sicher gerne gehört. Die Gemeinde Rauhenebrach kann von sich sagen, dass sie den Breitbandausbau gut hinbekommen hat und noch hinbekommt - ganz ist das Projekt noch nicht abgeschlossen. Die Kommune profitiert dabei auch von erheblichen Bundesmitteln. Rauhenebrach bekommt als erste und bisher einzige Gemeinde im Landkreis einen Bundeszuschuss (575 000 Euro) für den Ausbau des Netzes. Bisher sind Bundeszuschüsse meist nur für die Beratung (jeweils 50 000 Euro) an Kommunen im Landkreis geflossen.
Rauhenebrach ist eine typische Flächengemeinde, in der der Breitbandausbau eine noch größere Herausforderung darstellt als in städtischen Gebieten. Und er ist umso dringlicher, um nicht hinter die Städte zurückzufallen. Digitale Erschließung ist heute ein Standortmerkmal, so wichtig wie Strom und Wasser, meint Bürgermeister Matthias Bäuerlein (FW), der seit 2014 im Amt ist. Wie hat es Rauhenebrach geschafft, dass der Breitbandausbau hier "top" (so Matthias Bäuerlein) gelaufen ist? Dazu waren mehrere Schritte erforderlich, wie er schildert.
1. Wie alle anderen Kommunen auch hat Rauhenebrach einen Masterplan erstellt. Was will die Gemeinde? Was ist möglich? Wie soll die künftige Breitband-Infrastruktur aussehen? Sehr gut unterstützt wurde Rauhenebrach laut Bäuerlein bei allem vom Büro "Reuther NetConsulting" (Bad Staffelstein).
2. Die Gemeinde nutzte das bereitstehende Förderprogramm des Freistaates. 946 000 Euro gab Bayern, und die Gemeinde wendete 236 000 Euro auf. In allen Gemeindeteilen in Rauhenebrach (außer in Ober-steinbach und Falsbrunn sowie einzelnen Gehöften) wurden mit dem Ausbau, der 2015 erfolgt ist, Übertragungsraten von 30 bis 50 mbit/s möglich. Die Technik dafür ist, dass Glasfaserkabel bis zu den Verteilerkästen verlegt wurde, und in die Anwesen geht es weiter mit Kupferkabel.
3. Jetzt steht der zweite Ausbauteil an. Dafür hat sich die Gemeinde für das Bundesprogramm beworben und bekam einen positiven Bescheid. Aktuell laufen die Ausschreibungen für einen Netzanbieter und 2018 soll dann ausgebaut werden. Davon profitieren rund 100 Haushalte in Obersteinbach sowie Falsbrunn und auf einzelnen Gehöften. Die Bürger dort mussten zwar warten, weil sie bei der ersten Ausbauperiode nicht dabei waren. Dafür haben sie jetzt einen Vorteil: Nach dem Bundesprogramm werden die Glasfaserkabel bis ins Anwesen verlegt. Das bedeutet höhere Übertragungsraten von bis zu 100 mbit/s. Glasfaser bis ins Anwesen ist deshalb möglich, wie Bürgermeister Bäuerlein betont, weil der Bund höhere Anforderungen stellt. Er gibt einen Zuschuss von 575 000 Euro. Der Freistaat legt 190 000 Euro drauf und die Gemeinde Rauhenebrach noch einmal 190 000 Euro.
4. Wenn auch Obersteinbach und Falsbrunn sowie die einzelnen Gehöfte angeschlossen sind, soll es schrittweise weitergehen. Das bedeutet, wie der Bürgermeister erläutert, dass bei Baumaßnahmen immer daran gedacht wird, die Glasfasernetze weiter auszubauen. In Baugruben werden beispielsweise dafür erforderliche Rohre verlegt.
In weiteren Schritten
Aber das ist Zukunftsmusik. Mit dem ersten und zweiten Ausbauschritt sieht Bäuerlein die Gemeinde bereits "sehr gut aufgestellt". Er gibt zu bedenken, dass Rauhenebrach zwar erhebliche Fördermittel für das Breitbandnetz nutzen konnte und kann, aber sie musste auch viele Eigenmittel dafür einsetzen, nämlich weit über 400 000 Euro. "Das ist Geld, das die Gemeinde für ihre Bürger in die Hand nimmt", sagt der Bürgermeister.
Aber es lohnt sich, dass die Gemeinde Rauhenebrach den Breitbandausbau "mit hoher Priorität verfolgt hat". Die Nutzer des schnellen Internets können die Gemeinde bestätigen.