Die Wasserwacht Haßberge bringt Kindern das Schwimmen bei - aber wie lange noch? Die geplante Schließung des Zeiler Hallenbades bereitet Sorge.
Weit über 2000 Kinder haben in den vergangenen Jahrzehnten bei der Wasserwacht Sand/Zeil das Schwimmen im Zeiler Hallenbad gelernt. Nun ging wieder einmal ein Schwimmkurs zu Ende, bei dem über 80 Prozent der teilnehmenden Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren auf Anhieb das Schwimmabzeichen "Seepferdchen" bestanden haben.
Johannes Rennert, der stellvertretende Kreisvorsitzende der Wasserwacht Haßberge, kann es gar nicht oft genug wiederholen: "Schwimmen ist (über-)lebenswichtig! Jedes Kind im Grundschulalter sollte es zur eigenen Sicherheit können." Nur, wie soll es in Zukunft weitergehen? Bekanntlich soll das Hallenbad zum Ende des Schuljahres 2018/19 geschlossen werden. "Wo sollen wir in Zukunft die Kinder ausbilden?", fragt Rennert und fordert die Sanierung des in die Jahre gekommenen Bades oder gleich einen Neubau.
Die Stadt Zeil allein kann das finanziell nicht stemmen und so standen verschiedene Lösungsmöglichkeiten im Raum. Von einer Bäderallianz, bei der die umliegenden Kommunen sich finanziell an den Kosten beteiligen, beziehungsweise einer Finanzierung durch den Freistaat Bayern war die Rede. Die Wasserwacht hatte Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) und alle Stadträte zum letzten Schwimmkurs-Tag eingeladen, um den aktuellen Stand der Dinge zu erfahren. "Das Stadtoberhaupt und ein Stadtrat haben sich wegen eines anderweitigen Termins entschuldigt, wofür ich Verständnis habe. Aber von allen anderen Stadtratsmitgliedern kam keinerlei Reaktion", berichtet Rennert enttäuscht. Gerne wollte die Wasserwacht den gewählten Volksvertretern auch demonstrieren, wie ein Schwimmunterricht bei ihnen abläuft. Das Außergewöhnliche daran ist nämlich, dass für fast jedes Kind ein erfahrenes Mitglied der Rettungsorganisation zur Verfügung steht, um sich intensiv mit den Mädchen und Buben zu beschäftigen und speziell auf den persönlichen Leistungsstand eines jeden einzelnen einzugehen.
"Jedes Jahr finden zwei Schwimmkurse statt, einer im Frühjahr und einer im Winter", erklärt Manfred Bergmann, der Vorsitzende der Wasserwacht Sand/Zeil. Fünf Wochen wird hierbei jeden Samstag und Sonntag unterrichtet. Am aktuell zu Ende gegangen Kurs nahmen 22 Kinder teil, denen am letzten Unterrichtstag 18 Betreuer gegenüberstanden. "Das liegt deutlich über dem Standard für Kinderschwimmkurse", betonte Bergmann und wies auch darauf hin, dass die Erwachsenen dafür ihre Freizeit opfern und ehrenamtlich tätig sind. Die engagierte Mannschaft widme sich mit Leib und Seele dieser Aufgabe. Man sehe als Außenstehender überhaupt nicht, was es heißt, den Kindern das Schwimmen beizubringen. Mit spielerischen Methoden und viel Zureden werde ein Vertrauen aufgebaut, das letztendlich zum Erfolg führe. Und die meisten Kinder, die mit Begeisterung das Schwimmen gelernt haben, bleiben der Wasserwacht treu, um ihr Können zu vertiefen. "In Jugendschwimmtrainingseinheiten wird verfestigt, was wir den Kindern beigebracht haben", erklärt der Vorsitzende. Hier werden dann auch weitere Prüfungen wie das Jugendschwimmabzeichen in Bronze, Silber und Gold absolviert.
Die Kinder sind auch potenzielle Einsatzkräfte für die Wasserrettung. "Wie können wir den Wasserrettungsdienst in 15 bis 20 Jahren sicherstellen, wenn es keine Kinderschwimmkurse mehr gibt?", fragt sich Johannes Rennert. Es werde wahrscheinlich ein schleichender Prozess sein, bis die Wasserwacht überhaupt keine Einsatzkräfte mehr habe. Daher seien nun alle Lokalpolitiker aufgefordert, Nägel mit Köpfen zu machen und für den Fortbestand des Zeiler Hallenbades sorgen, fordert auch Julian Müller, der Vorsitzende des Schwimmclubs Haßberge, der in der Fachwerkstadt auch Kinderschwimmkurse anbietet. Nicht nur wegen der Wasserrettung oder der Bevölkerung, die keine Möglichkeit mehr hat, in einem Hallenbad schwimmen zu gehen, sondern auch für die kommenden Generationen Schulkinder.
Begeistert von den Wasserwacht-Schwimmkursen sind auch die Eltern. Nicole Wittig aus Sand erzählt stolz, dass ihr fünfjähriger Sohn Moritz schon nach vier Unterrichtsstunden das Schwimmen gekonnt hat. "Die Wasserwachtler sind halt Spezialisten auf ihrem Gebiet", resümiert die Familienmutter den zu Ende gegangenen Kurs. Auch der 13-jähriger Sohn Hannes habe seinerzeit hier das Schwimmen gelernt. "Und ich auch", ergänzte Vater Detlef Wittig stolz, auch wenn es schon rund vier Jahrzehnte her ist.
Einer persönlichen Empfehlung folgend, hatte auch eine Familie aus Dürrfeld im Landkreis Schweinfurt ihr Kind bei dem Kurs angemeldet. Vanessa und Stefan Englert freuten sich, dass ihr sechsjähriger Sohn Lean auf Anhieb das "Seepferdchen" geschafft hat. Und auch dem zweijährigen Louis würden die Eltern gerne in ein paar Jahren in Zeil das Schwimmen beibringen lassen, wenn nicht das Damoklesschwert der Schließung über dem Hallenbad schweben würde.