Ein paar Wochen lang falsch geheizt und schon ist es passiert: Glanzruß hat sich im Schlot abgelagert. Nun genügt ein Funke, um den Schornstein in Brand zu setzen. Gefahr droht.
Bezirksschornsteinfeger Christian Friedel hat beobachtet, dass die Zahl der Kaminbrände in jüngster Zeit zugenommen hat. "Das wird wieder mehr", bestätigt der 34-Jährige, der seit 2013 für die Stadt Eltmann mit den Stadtteilen Dippach, Roßstadt, Weisbrunn und die Gemeinde Knetzgau (ohne Ortsteile) zuständig ist. Groß passiert sei bisher aber nichts, fügt er hinzu.
Wie kommt es zu der Zunahme der Brände? "Viele machen den Fehler, abends noch einmal einen dicken Holzklotz in den Kamin zu werfen und die Luftzufuhr zuzudrehen, damit sich die Hitze bis zum nächsten Morgen hält", weiß Friedel. Das Problem: Verbrennt Holz bei zu niedriger Sauerstoffzufuhr, lagert sich Teer ab.
Ablagerungen von Teer und Ruß Teer und auch Ruß sind unverbrannte Kohlenwasserstoffe, die sich bei zu niedriger Verbrennungstemperatur oder Sauerstoffkonzentration nicht entzündet haben und sich an der Innenfläche des Kamins ablagern.
Je nach Art der Feuerstätte zeigen sich diese Beläge als trockene, spröde Glanzrußschichten oder als zähflüssige Teerbeläge (Schmierruß). Teerbeschichtete Kamine können sich unter bestimmten Voraussetzungen selbst entzünden und es entsteht ein sogenannter unkontrollierter Kaminbrand.
Das kann beispielsweise passieren, wenn Glut bei sehr windigem Wetter durch starken Schornsteinzug in ein Verbindungsstück oder den Schornstein hineingetragen wird und dort den Ruß entzündet.
Eine weitere Gefahrenquelle sind Nadelhölzer (vor allem deren Zweige) oder anderes Brandgut, das den Brennraum extrem heiß macht.
Klassische Brandbekämpfung wirkungslos Steht der Kamin in Flammen, muss unbedingt die Feuerwehr alarmiert werden - auch wenn die Kameraden den Brand nicht direkt bekämpfen können. "Die Feuerwehr kann da wenig machen", bestätigt der Feuerwehr-Kreisbrandinspektor Georg Pfrang (Geusfeld). Die klassische Brandbekämpfung mit Wasser, Schaum oder Sonderlöschmittel wie Pulver führe bei Kaminbränden nur zu einer Verschlechterung der Situation.
Durch die hohen Temperaturen im Schornstein würde das Wasser schlagartig verdampfen. "Schon ein Becher Wasser kann dazu führen, dass der Kamin explodiert", erklärt Pfrang.
Denn durch den geringen Querschnitt des Kamins könne der explosionsartig entstehende Wasserdampf nicht schnell genug abgeführt werden.
So bleibt den Feuerwehrleuten nur, dafür zu sorgen, dass sich der Brand nicht im Gebäude oder auf Nebengebäude ausbreitet. Der wichtigste Mann bei einem Kaminbrand ist der zuständige Bezirksschornsteinfeger, den die Integrierte Leitstelle Schweinfurt bei einem Notruf automatisch alarmiert. Dieser sorgt vor Ort dafür, dass der Kamin gezielt ausbrennen kann. "Das oberste Gebot bei einem Kaminbrand ist es, Ruhe zu bewahren. Das Feuer geht von alleine aus", sagt Pfrang. Blinder Aktionismus, wie einen nassen Sack auf den Dachschlot zu legen oder das Kaminfeuer selbst mit einem Feuerlöscher bekämpfen zu wollen, verschlimmerten die Situation nur.
1000 Grad bei einem Kaminbrand In seiner 15-jährigen Amtszeit als Kreisbrandinspektor war
Georg Pfrang bisher bei drei Kaminbränden vor Ort. "Dabei ist aber kein großer Schaden entstanden. Die Kamine konnten danach wieder in Betrieb genommen werden", so Pfrang.
Kaminkehrermeister Leonard Schmitt wurde 2014 zu zwei Kaminbränden gerufen. Er ist im Kehrbezirk "Haßberge elf" unter anderem für Westheim und Sand zuständig. "Durch die Hitze von über 1000 Grad bei einem Kaminbrand quellen die teer- und pechhaltigen Beläge im Inneren des Kamins auf wie ein Hefeteig", erzählt er.
Seine Aufgabe sei es dann, die Ablagerungen auszuschlagen, die den Kaminquerschnitt sonst verschließen würden - im besten Fall bevor es zu einem Brand kommt. Gebrannt hat es laut der Integrierten Leitstelle in Schweinfurt 2013 und 2014 je acht Mal. So oft wurde bei einem Kaminbrand der Notruf gewählt.
Da manche Kaminbesitzer nur den Kaminkehrer verständigen, ist die Statistik unvollständig und ein Anstieg der Brände wahrscheinlich.
Wissenswertes rund um den Kamin
Vorbeugen Verwenden Sie nur trocken gelagertes Holz mit einer Restfeuchte von maximal 20 Prozent. Außerdem sollten Sie Ihren Kamin mindestens einmal pro Jahr vom Kaminkehrer säubern lassen. Es besteht auch eine gesetzliche Kehrpflicht für Hausbesitzer.
Notfall Montieren Sie vorsorglich Rauchmelder und halten Sie einen Feuerlöscher bereit. Der Kaminbrand darf aber nicht direkt mit dem Feuerlöscher bekämpft werden.
Brennstoffe Verbrennen Sie kein feuchtes oder lackiertes Holz. Außerdem gehört Müll nicht ins Feuer, sondern in die Tonne für die Abfälle.
Bedienungsfehler Verbrennen mit zu wenig Sauerstoff gehört zu den häufigsten Fehlern, die Kaminbesitzer machen. Auch langflammige Brennstoffe wie beispielsweise Nadelhölzer sollten nicht verbrannt werden. Dabei werden Funken oder sogar Flammen bis in das Rauchrohr und den Kamin getragen, die den Rußbelag entzünden können.
Gefahren Stark windiges Wetter erhöht die Zuggeschwindigkeit im Kamin. Beim Nachheizen bleibt die Zugluftöffnung oft zu lange geöffnet, wodurch die Abgastemperatur stark ansteigt. Auch bauliche Mängel des Kamins können zu Bränden führen.