Politischer Müll: SPD im Kreis Haßberge fordert "Rote Tonne"

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Was bringt das Jahr 2019 für den Landkreis Haßberge? infranken.de weiß es. Foto: imago/Attila Kleb
Was bringt das Jahr 2019 für den Landkreis Haßberge? infranken.de weiß es. Foto: imago/Attila Kleb

Die Lokalredaktion des Fränkischen Tags wagt eine selbstverständlich rein faktenbasierte Vorschau auf die kommenden zwölf Monate.

Was bringt das neue Jahr? Das ist leicht vorauszusagen, baut doch die Zukunft auf die Vergangenheit auf. Von Letzterer sind uns alle Details bekannt (außer freilich die "Verschlusssachen" in den Bürgermeister- und Regierungsstuben), so dass man sich leicht ausrechnen kann, was 2019 bringt. Also hat der Fränkische Tag mit Hilfe eines Rechenschiebers eins und eins zusammen gezählt und die Prognose gewagt. Auch dieses Jahr begann wieder mit dem

Januar

Da sind die meisten Landkreisbürger gerade am Anfang noch damit beschäftigt, die Weihnachtszeit abzustreifen und sich mental auf baldiges Biergartenwetter vorzubereiten. Jedoch, Geduld ist gefragt und weil alle Menschen noch guter Dinge sind, ihre guten Vorsätze einhalten zu können, nutzt die Kreispolitik diese "Positive Vibes", um nachträglich den Kommunen ein paar Euros mehr abzuknöpfen (Zitat Landrat Schneider: "Keep cool, Kreisratskollegen, love is in the air. Eine höhere Kreisumlage muss her."). Alle Kreisräte stimmen dafür, weil der Landrat verspricht, dass es bei künftigen Kreistagssitzungen immer Eis mit heißen Himbeeren geben wird.

Februar

Die Städte Eltmann und Ebern sind offizielle Fair-Trade-Partner, sie wollen gemeinsam den gesamten Landkreis überzeugen, es ihnen gleichzutun. Da sie mit gutem Beispiel vorangehen wollen, dürfen in ihrem Einzugsgebiet künftig ausschließlich Fair-Trade-Produkte gehandelt werden. Ehrbar ohne Frage, jedoch der Einzelhandel spielt nicht mit: Die Discounter sehen sich ihrer Geschäftsgrundlage entzogen. Ebelsbach winkt freundlich ans andere Mainufer und erklärt den Streit mit Eltmann um Einzelhandelsansiedlungen lachend für beendet. In Ebern subventioniert fortan die Stadt den Einzelhandel, damit dieser wenigstens die Lohnkosten für seine Mitarbeiter niedrig halten kann.

März

Im Streit um die Rückabwicklung der Fusion der Sparkassen Ostunterfranken und Schweinfurt kommt es endlich zur mündlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Würzburg zwischen Fusionsgegner Rainer Gottwald (Kläger) und der Stadt Königsberg (Beklagte) als ehemalige Anteilseignerin des Sparkassenzweckverbands Ostunterfranken. Der Prozess dauert zwei Minuten. Gottwald: "Hohes Gericht, ich habe Recht, weil Königsberg unrecht hat." - Königsberg (vertreten durch eine Anwaltskanzlei): "Es ist genau andersrum!" - Gericht: "Unentschieden, vertagt. Wir machen weiter 2030."

April

Zeil hat jetzt das Gewerbegebiet Gröbera II komplett erschlossen und will bei den Verhandlungen mit einer ansiedlungswilligen Firma den Deckel drauf machen: Das Pilotprojekt "Fleisch in Flaschen" bekommt die Freigabe, die proteinhaltigen Getränke werden künftig in Zeil produziert und abgefüllt. Die Zeiler selbst nehmen das so hin, trinken aber aus Flaschen am liebsten weiterhin Bier und Wein.

Mai

Die SPD-Kreistagsfraktion bringt ein neues Thema in Sachen Müllentsorgung auf den Tisch. Nachdem der Kreistag im vergangenen Jahr gegen den Willen der Sozialdemokraten die Einführung der "Gelben Tonne" beschlossen hatte, fordert die SPD nun zusätzlich die "Rote Tonne". In ihr soll politischer Müll entsorgt werden, der nur schwer recycelt werden kann und überwiegend verbrannt werden muss ("thermisch verwertet"). Die SPD zählt auf, was in die Tonne rein darf: Themen, die längst ausdiskutiert sind, aber aus ideologischen Gründen von einzelnen Fraktionen immer wieder durch wirre Anträge auf die Tagesordnung gehievt werden, weiterhin das Parteiprogramm der AfD, Horst-Seehofer-Zitate und heiße Luft. Über einen Wärmerückgewinner an der Rückseite der Tonne sollen die heiße Luft sowie die Seehofer-Zitate dazu genutzt werden, mit Hilfe von thermoelektrischen Generatoren Strom zu erzeugen und zu speichern. Neben der Tonne parkende Elektrofahrzeuge können dann laden.

Juni

Die nächste Hitzewelle hat Deutschland erreicht. Im Kreis Haßberge darben die Pflanzen und Tiere, während die Menschen vorwiegend jubilieren: Jeden Tag draußen auf dem Balkon oder im Biergarten sitzen ist halt doch, was die meisten wollen. Grundwasser wird knapp? Ach, lass mal. "Darum kümmern wir uns, wenn's soweit ist", rufen alle Landkreisbürger (gut getimed). "Als ob man Regen selber machen könnte! Was man nicht ändern kann, das lässt man so." Weil es aber von Januar bis März oft geregnet hat, ist die Situation gar nicht so schlimm.

Juli

Jetzt reicht es aber, Klimawandel! Das mit der Trockenheit ist ja alles schön und gut, aber was sollen diese lokalen Unwetter, die unerwartet und heftig auftreten? Die Haßfurter Feuerwehr hatte damit aber gerechnet, Tornados, Fallwinde und Überschwemmungen ist sie in ihrem Zuständigkeitsbereich gewohnt. Die Wehr schult alle Landkreiswehren und stellt ihr reichlich vorhandenes Equipment zur Verfügung. Alle gehen wieder beruhigt in den Biergarten: Wirbelsturm, du kannst kommen! Wir haben die besten Feuerwehrleute aller Zeiten.

August

Die Stadt Zeil hatte in 2018 ein besonderes Jahr, sie feierte nämlich 1000. Geburtstag. Sollen wir jetzt nochmal 1000 Jahre warten?, fragt Bürgermeister Stadelmann und fügt an: Nein! Eine Zahl muss nicht rund, sondern schön sein, "und 1001 ist eine schöne Zahl", findet der Bürgermeister. Zeil legt ein weiteres Jubiläumsjahr hin. In Sand verdrehen die Bürger die Augen.

September

Die Tage werden immer kürzer, so auch die Ereignisse, so auch die Texte. Der September tut sich lediglich durch den Schulbeginn hervor, Zuckertüten kullern übers Festland.

Oktober

In Kirchlauter werden Bienen gesichtet, die sprechen und lesen können. Zudem halten die pfiffigen Insekten wenig später vor Schulklassen eigenständig Vorträge über biologische Vielfalt. Wer hinter dieser Zucht steckt, lässt sich nur vermuten. Aber es gibt da einen Verdacht, dass ein umtriebiger Altbürgermeister die Finger im Spiel hat.

November

Dass die Stadt Haßfurt ein Vorreiter in Sachen regenerative Energien ist, bestätigt sich erneut. Im Stadtwerk werden nun Blitze eingefangen und mit Hilfe eines Spezialhandschuhs in Wasserstoff umgewandelt, welcher behutsam ins Gasnetz eingespeist wird.

Dezember

Das Jahr ist fast rum und keiner will es wirklich glauben. "Das ging schnell", sagen alle, die über 40 sind, weil das Leben plötzlich an ihnen vorbeirauscht. Die Minderjährigen dagegen zählen die Minuten zur Volljährigkeit, da kann ein Jahr schon mal etwas länger dauern.