Notärzte haben Navi-Probleme im Kreis Hassberge

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Rettungsassistent Wolfgang Zweverink empfindet das neue Leitsystem als "eindeutige Verbesserung für die Notfallrettung".
Rettungsassistent Wolfgang Zweverink empfindet das neue Leitsystem als "eindeutige Verbesserung für die Notfallrettung".
 

Auf Navigationsgeräte ist fast immer Verlass. Doch das ist nicht genug, wenn es bei der Rettung von Menschenleben um Sekunden geht. Auch die Ärzte und Sanitäter im Landkreis Hassberge hatten damit manchmal ihre liebe Not. Jetzt hat ihnen die Integrierte Leitstelle in Schweinfurt das Problem abgenommen.

Wolfgang Zweverink arbeitet seit 15 Jahren im Rettungsdienst. 1999 navigierte der Rettungssanitäter den Einsatzwagen noch mithilfe von Straßenkarten von der Haßfurter Wache zum Ziel. Vor etwa fünf Jahren wurden die Fahrzeuge des Roten Kreuzes im Kreisverband Haßberge mit Navigationsgeräten ausgestattet. Und seit Anfang diesen Jahres führt die Integrierte Leitstelle in Schweinfurt ( bei der alle Notrufe zentral eingehen) die Fahrer zum Ziel. Und nicht nur das: Von Schweinfurt aus werden alle verfügbaren Informationen zum Patienten (Alter, erste Diagnose) plus Adresse direkt auf den fest installierten Display des Fahrzeugs gespielt.

Ein kleines Fähnchen

Wenn Wolfgang Zweverink jetzt bei einem Einsatz in den Rettungswagen springt, muss er nur noch auf ein kleines Fähnchen im Display drücken - und los geht`s. "Die Integrierte Leitstelle kann über GPS jeden Wagen orten", erklärt er.

Thomas Schlereth leitet die Leitstelle in Schweinfurt. "Wir bekommen ab einer Lenkbewegung von 30 Grad im Einsatzfahrzeug automatisch ein GPS-Signal übermittelt. Auf Landstraßen wird das Signal alle 30 Sekunden übertragen, auf Autobahnen alle 60 Sekunden", erklärt er.

Während herkömmliche Navigationsgeräte mit dem rasanten Fahrstil der Rettungskräfte oft nicht mithalten konnten ("Die Route wird berechnet"), navigieren die GPS-Geräte aus Schweinfurt sehr schnell. "In Extremfällen kann uns die Integrierte Leitstelle auch per Funk zum Ziel navigieren", erzählt Rettungsassistent Zweverink.

Unterstützung per Funk und GPS

Ein "Extremfall" sei zum Beispiel ein unbestimmter Unfallort in einem Waldgebiet oder auf einem Feld. "Wenn das erste Fahrzeug dann eingetroffen ist, kann es die Leitstelle per GPS orten und markieren und den nächsten Wagen gezielt dorthin lenken", weiß Zweverink.

Mit dem neuem Alarmierungssystem schaltet die Leitstelle gleich zwei Zeitfresser auf einmal aus. Nummer eins: "Wenn ein Navigationsgerät einmal sein Ziel nicht gefunden hat, dann lag das daran, dass die Adresse falsch eingegeben wurde", erläutert Leitstellenleiter Schlereth. Ein Hörfehler, ein Buchstabendreher, schon war es passiert. Heute kommen Adresse und Krankendaten direkt auf den "Telematik 1" , so der Name des neuen Multifunktionsgeräts.

Zeitfresser Nummer zwei: "Vorher sprangen die Mitarbeiter in den Rettungswagen und mussten warten, bis die Alarmierung über ihre Funk-Piepser aufhörte. Erst dann konnten sie die Daten über Funk abfragen. Jetzt springen sie ins Auto und die Informationen sind schon da, weil die Daten per GPS übertragen", so Schlereth.
Bevor die Fahrt zum Einsatzort losgeht, muss der Fahrer über Funk mit einer Tastenkombination den Einsatz bestätigen. "Außerdem ist es Pflicht, dass wir einen Funkspruch absetzen", erklärt Zweverink. "So soll gewährleistet werden, dass wir uns um den aktuellsten Fall kümmern."

Doch Technik hin oder her: "Wir sind trotzdem darauf angewiesen, dass jemand draußen steht und uns einweist", betont Zweverink. In dem Zusammenhang appelliert der 40-Jährige auch an Hausbesitzer, darauf zu achten, dass die Hausnummern gut erkennbar seien. "Das Suchen kann wertvolle Sekunden kosten", schließt er.