Basaltabbau bis 2050 sichern: "Vulkan-Krater" in Unterfranken soll noch größer werden

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Das Luftbild zeigt den Steinbruch auf dem Zeilberg zum aktuellen Stand. Fotos Basalt-Actien-Gesellschaft
Das Luftbild zeigt den Steinbruch auf dem Zeilberg zum aktuellen Stand. Fotos Basalt-Actien-Gesellschaft
So stellt sich das Unternehmen das weitere Vorgehen vor. Die grünen und türkisen Linien markieren die Sohlen. Vier sind bereits ausgeführt, drei weitere Stufen in die Tiefe sollen in den nächsten Jahrzehnten folgen. Orange, ocker und gelb dargestellt sich die geplanten neuen Abraumhalden. Auf dem Bild ist links unten Maroldsweisach, oben links Allertshausen und rechts oben Eckartshausen zu erkennen.
So stellt sich das Unternehmen das weitere Vorgehen vor. Die grünen und türkisen Linien markieren die Sohlen. Vier sind bereits ausgeführt, drei weitere Stufen in die Tiefe sollen in den nächsten Jahrzehnten folgen. Orange, ocker und gelb dargestellt sich die geplanten neuen Abraumhalden. Auf dem Bild ist links unten Maroldsweisach, oben links Allertshausen und rechts oben Eckartshausen zu erkennen.
 
Torsten Honkisch,Leiter der Bergbauplanung der Basalt AG
Torsten Honkisch,Leiter der Bergbauplanung der Basalt AG
 
Der heutige Brecher auf dem Zeilberg ersetzt viele Arbeiter.
Der heutige Brecher auf dem Zeilberg ersetzt  viele Arbeiter.
 
Die alte Lore am Steinerlebnispfad erinnert an jene Zeit, als der Basalt noch auf dem Schienenweg transportiert wurde.
Die alte Lore am Steinerlebnispfad erinnert an jene Zeit, als der Basalt noch auf dem Schienenweg transportiert wurde.
 
Der einstige "Kaisersee" auf dem Zeilberg
Der einstige "Kaisersee" auf dem Zeilberg
 
Vor weit über 100 Jahren entstand das Basaltwerk in Voccawind. Zu dieser Zeit gab es noch zwei Steinbrüche auf dem Zeilberg.
Vor weit über 100 Jahren entstand das Basaltwerk in Voccawind. Zu dieser Zeit gab es noch zwei Steinbrüche auf dem Zeilberg.
 
Diese historische Aufnahme zeigt den Zeilberg im Bereich von Voccawind zu einer Zeit, als noch der so genannte "Königssee" bestand.
Diese historische Aufnahme zeigt den Zeilberg im Bereich von Voccawind zu einer Zeit, als noch der so genannte "Königssee" bestand.
 
VoccawindDas Kreuz gemahnt an das Nahen der Karwoche, in der die Christen auch über die Endlichkeit des Lebens nachdenken. Zugleich ist es ist es Symbol für die Unendlichkeit der göttlichen Kraft. Ins Unendliche zu führen scheint auch der Ausblick vom Zeilberg aus über den Weisachgrund und die Haßberge. Ronald Rinklef
VoccawindDas Kreuz gemahnt an das Nahen der Karwoche, in der die Christen  auch über die Endlichkeit des Lebens nachdenken. Zugleich ist es  ist es Symbol für die Unendlichkeit der göttlichen Kraft. Ins Unendliche zu führen scheint  auch der Ausblick vom Zeilberg aus über den Weisachgrund und die Haßberge. Ronald Rinklef
 
Stein für Stein: Basalt, der dritthärteste Stein, wird auf dem Zeilberg bei Maroldsweisach gewonnen.
Stein für Stein: Basalt, der dritthärteste Stein, wird auf dem Zeilberg bei Maroldsweisach gewonnen.
 
Harte Knochenarbeit: Der Steinbruch vor Jahrzehnten
Harte Knochenarbeit: Der Steinbruch vor Jahrzehnten
 
Die Abbruchkanten des Zeilberg-Steinbruchs sind hier gut zu erkennen. Archiv
Die  Abbruchkanten des Zeilberg-Steinbruchs sind hier gut zu erkennen. Archiv
 

Der Steinbruch auf dem Zeilberg bei Maroldsweisach soll noch größer und tiefer werden. Jährlich baut die Basalt-Actien-Gesellschaft hier bis zu 900 000 Tonnen Gestein ab. Ein Ende ist zumindest mittelfristig nicht in Sicht.

Der Spaziergang über den Steinerlebnispfad auf dem Zeilberg bei Voccawind, ein beliebtes Ausflugsziel im nördlichen Landkreis Haßberge, birgt atemberaubende Ausblicke - nicht nur in den Talgrund und in die Mittelgebirgslandschaft, sondern vor allem auch tief in den Schlund des ehemaligen Vulkans. Der vom Menschen geschaffene Krater dort soll wachsen, breiter und vor allem noch tiefer werden.

Die Basalt-Actien-Gesellschaft bzw. deren Zweigwerk Hartsteinwerke Bayern-Mitteldeutschland mit Sitz, will den Basalt-Abbau vorantreiben, um den Betrieb des Bruches für mindestens 50 weitere Jahre zu sichern. Das immissionsschutzrechtliche Verfahren und die Prüfung der Umweltverträglichkeit laufen.

Wesentliche Daten der geplanten Veränderung hat das Landratsamt Haßberge vor einigen Tagen per amtlicher Bekanntmachung veröffentlicht, um Bürgern die Gelegenheit zu bieten, bis zum Stichtag 22. Dezember eventuelle Einwände vorzubringen.

Der Plan

Es geht um die Erweiterung des bisherigen Abbaubereichs im Steinbruchgelände um etwa acht Hektar und die Anlage dreier neuer Gewinnsohlen, (so nennt man die Abbaustufen, die jeweils etwa 20 Meter umfassen). So soll die Basaltgewinnung bis zu einer Tiefe von 310 Metern über "Normalhöhe Null (NHN)" vorangetrieben werden, 60 Meter tiefer als zurzeit.

Um die Abraumhalde Nord, die sogenannte "Allertshäuser Halde", auf der nicht verwertbares Material gelagert wird, zu erweitern, müssen 3,4 Hektar Wald gerodet werden. Zudem will man im Inneren des Steinbruchs, südlich und östlich angesiedelt, Innenkippen anlegen.

Den Plan, der auch aktualisierte Ansätze für die Rekultivierung beinhaltet, hat BAG-Mann Torsten Honkisch am Montagabend dem Marktgemeinderat Maroldsweisach vorgestellt. Der 50-Jährige leitet die Abteilung Umwelt, Rohstoffe und Liegenschaften des Unternehmens in Wiedemar. Mit den Änderungen im Steinbruch soll den Angaben zufolge unmittelbar nach Genehmigung des Vorhabens begonnen werden. Der FT hat mit Bergbauingenieur Honkisch über das Projekt und seine Auswirkungen befragt.

Interview

Wie viele Tonnen Basalt werden auf dem Zeilberg aktuell und in absehbarerer Zeit abgebaut?

Torsten Honkisch In den letzten fünf Jahren bewegten sich die abgebauten Mengen zwischen 700 000 und 900 000 Tonnen pro Jahr. Dabei bleibt es auch.

Wirken sich die gesteigerten öffentlichen Ausgaben im Straßenbau auf die Nachfrage im Basaltgeschäft aus? Beschleunigen Sie deshalb die Pläne für den Zeilberg?

Eine aktuelle Studie zur Nachfrage von Primär- und Sekundärrohstoffen in Deutschland bis 2035 belegt für Naturstein einen konstanten Bedarf bis 2035. Auch darüber hinaus gehen wir von konstanten Bedarfen aus, womöglich ist sogar mit einer tendenziellen Erhöhung des Absatzes zu rechnen. Die Notwendigkeit einer zeitnahen Umsetzung des beantragten Vorhabens ist jedoch vorrangig im Hinblick auf die Vorratssituation begründet, damit ausreichende zeitliche Reserve bleibt, um eine unterbrechungsfreie Fortführung des Betriebs sicherstellen zu können. Das schafft betriebliche Investitions- und Planungssicherheit für eine stabile Versorgung der Region mit heimischen Baurohstoffen.

Wie sieht der Zeitplan aus? Die Fortführung der bestehenden Gewinnungssohlen und die Vertiefung des Tagebaus folgen betrieblichen Notwendigkeiten. Zur Sicherstellung einer kontinuierlichen Produktion wird neben der Gewinnung auf den bestehenden Sohlen mit der Auffahrung einer neuen Tiefsohle begonnen. Zugleich wird die Umwandlung des Waldes südlich der Allertshäuser Halde zur Abraumablagerung vorbereitet.

Mit 370 Metern reicht der Abbau schon heute 80 Meter tiefer als bei der Gründung des Bruches vor über 100 Jahren geplant. Nun sollen in drei Stufen nochmals 60 Meter dazukommen. Wie weit wird man noch in den Berg vordringen können?

Für den Zeilberg ergibt sich gegenüber den geologischen Annahmen früherer Jahrzehnte aufgrund umfangreicher Nacherkundungen ein deutlich anderer geologischer Kenntnisstand. Für die Basaltlagerstätte konnte sowohl flächen- als auch tiefenmäßig eine wesentlich größere Erstreckung des Basalts nachgewiesen werden. Er kann mit der vorlegten Planung komplett erschlossen werden. Geologisch wird die Basaltlagerstätte am Zeilberg als eine magmatische Spalte interpretiert, eine Art Schlot über die das Magma zur Zeit der vulkanischen Aktivität an die heutige Oberfläche gelangt und zum basaltischen Gestein erstarrt ist. Solche Schlot- und Spaltenfüllungen ragen durch die Erosion des umliegenden Geländes heute als Berge aus der Landschaft heraus. Die Fortführung der Gewinnung im Tagebau Zeilberg folgt diesem Schlot in die Tiefe bis zu 310 m NHN. Durch die Innenverkippung von Abraummaterialien im Rahmen der Rekultivierung ist nicht von einer weiteren Vertiefung auszugehen.

Der Zeilberg soll von ursprünglich mal 360 und aktuell 370 Metern Höhe um weitere fünf Meter anwachsen.

Sie beziehen sich auf die im Antrag dargestellte Einbringung von unverwertbaren Lagerstättenbestandteilen im Süden der Allertshäuser Halde. Die im Antrag dargestellte "Arrondierung" der Halde stellt die tagebauseitige Komplettierung der Halde dar. Diese Arrondierung passt sich südlich, also tagebauseitig, an die bestehende Allertshäuser Halde an, ohne dass damit eine weitere Erhöhung der Halde verbunden ist. Da passiert nichts Dramatisches.

In Richtung Allertshausen hatte es vor wenigen Jahren erst einer aufwendigen Sicherung der Halde vor dem Abrutschen bedurft. In Voccawind sorgt man sich um die Wasserquelle. Können hier Gefahren ausgeschlossen werden?

Die Endkonturierung der nördlichen Außenböschung der Halde wurde in 2016 abgeschlossen. Gutachten bestätigen die Standsicherheit der Allertshäuser Halde. Auch die Auswirkungen der mit dem Vorhaben zur Fortführung der Rohstoffgewinnung geplanten Änderungen wurden berücksichtigt.

Für die Quelle Voccawind konnte eine Beeinflussung durch den Tagebau auf Basis der weiteren Erkundung der Lagerstätte ausgeschlossen werden. Entsprechende gutachterliche Unterlagen sind Bestandteil der Antragsunterlagen.

In Stichworten

Berg Basaltsteinbruch auf dem Zeilberg bei Voccawind beutet das Basaltgestein (Nephelinbasanit), das in einem rund 16 Millionen Jahre alten Vulkan lagert. Er ist einer der wenigen noch erkennbaren Vulkane der sogenannten Heldburger Gangschar und höchster Punkt des Itz-Baunach-Hügellandes.

Gestein Basalt wird vorrangig im Straßenbau verwendet, zum einen im Unterbau als Trag- und Frostschutzschicht aber auch im Oberbau als Zuschlagstoff für Asphalt Trag- und Deckschichten.

Geschichte Im Jahr 1895 begann die Erste Bayerische Basaltstein AG mit dem Abbau des Basalts in einem Steinbruch bei Maroldsweisach. Im Jahr 1900 folgte die Bayerische Hartsein AG mit dem Tagebau im benachbarten Voccawind. Beide Steinbrüche sind längst zusammengewachsen. Jährlich werden heute auf dem Zeilberg rund 800 000 Tonnen Basalt gewonnen.

Mitarbeiter Bis zu 250 Menschen, zum Teil auch Kinder, waren im Steinbruch auf dem Zeilberg im frühen 20. Jahrhundert beschäftigt. Sie leisteten körperliche Schwerstarbeit. Sprengungen gehören bis heute zum Geschäft, doch der Abbau geschieht inzwischen mit Hilfe schwerer Maschinen. Dafür beschäftigt die BAG aktuell 20 Mitarbeiter und einen Auszubildenden.

Schienenweg 1897 wurde die Bahnlinie Breitengüßbach-Maroldsweisach eröffnet, über die der Gesteinstransport im Wesentlichen abgewickelt wurde. Per Lore und Seilbahn wurde das Gestein zum Schotterwerk am Bahnhof transportiert und dort auf die Waggons verladen. Seit 2001 nach dem Personen- auch der Güterverkehr auf der Schiene eingestellt wurde, geschieht der Abtransport ausschließlich über die Straße. Unternehmen Die Hartsteinwerke Bayern-Mitteldeutschland in Erfurt sind eine Zweigniederlassung der Basalt-Actien-Gesellschaft mit Sitz in Linz am Rhein. Sie ist international aufgestellt und einer der führenden Baustoffproduzenten in Deutschland. Die Hartsteinwerke beschäftigen 435 Mitarbeiter, darunter 26 Auszubildende.

Rundgang Der Stein- Erlebnispfad rund um den Zeilberg bei Maroldsweisach vermittelt auf mehreren Stationen entlang einer knapp 3,8 Kilometer langen Wegstrecke Wissenswertes und Sinneserfahrungen zu den Themen Steinbearbeitung und Tiere und Pflanzen im Steinbruch - auch für Kinder sehr zu empfehlen!