Mit "Niko und Blackson" hat sich ein neues Musikerduo gefunden, das bei der Haßfurter Bluesnacht Mitte Oktober ins Rampenlicht tritt. Die beiden widmen sich mit Ernst und Hingabe dem Acoustic Fingerpicking Blues.
Ihr Leben sollen sie an den Teufel verkauft haben, raunte man sich zu, könnten sie sonst so gut Gitarre spielen? Robert Johnson, Blind Arthur Blake, Big Bill Broonzy. Es sind die Könige des Blues, über ihr Grab hinaus haben sie die Rockmusik mitbestimmt.
Niko Wörtmann kommt ins Schwärmen, wenn er von diesen Männern redet, die ihn heute dazu verleiten, in der amerikanischen Bluesgeschichte zu schmökern und vor allem: ihre Musik zu spielen. Mit Peter Schönmüller hat er einen gefunden, der die Freude am fingerfeinen Gitarrenspiel teilt. "Auf a Zigarettla", sagt der Zeiler Peter Schönmüller, haben sie sich vor zwei Jahren bei der Haßfurter Eric-Clapton-Nacht vor der Türe getroffen. Beide hatten sich aus dem aktiven Bandleben schon verabschiedet.
Aber: "Jeder hat gewusst: Der andere kann spielen. Und dann hat man halt mal gefragt, was der andere so macht," ergänzt der Haßfurter.
Fast sind sie gleichaltrig, Schönmüller, der "Blackson" (55), und Wörtmann, der "Niko" (51). Man kennt sie in der heimischen Musikszene, und die beiden kannten sich - mehr aus der Ferne: Schönmüller mischte mit bei "Toni & Blackson", "Uncle Johns Band" und natürlich bei der Country-Band "Westwind", Wörtmann spielte die E-Gitarre bei "Mandy" und "Southern Cross".
"Das waren meine Anfänge von Live-Musik im Zeiler Pfarrsaal", sagt Niko Wörtmann schmunzelnd über die Konzerte von "Toni & Blackson".
Und beide sind mit der Gitarre groß geworden. Während der Haßfurter in Bands mitspielte, "seit ich 17 war", bearbeitete der andere die "Klampfn" des Papas schon mit 14, weil ihn etwas nachhaltig beeindruckt hatte: "Da kam ,Harvest‘ von Neil Young raus, 1972".
Doch während der eine den Country-Style pflegte, widmete sich der andere ausschließlich rockigen Cover-Stücken. War es der Abend im Geiste Eric Claptons? Als sie das erste Mal ausmachten, miteinander zu spielen, waren sie sich gleich einig, dass es alleine um das Fingerpicking gehen würde. Die hohe Kunst des Gitarrenspiels? Eben einfach eine ganz spezielle Richtung, die sie interessierte: der Acoustic Fingerstyle Blues.
Spiel ohne Allüren
Melodiös, beweglich, geradezu artifiziell: Die schnelläufigen Variationen wandern fort wie einst die Bluesmusiker. Tramps auf der Suche nach immer der nächsten Samstagabend-Grillfeier, bei der sich ein paar Dollar verdienen ließen. Die blanken Finger zupfen die Saiten, kein Pick, kein Plektrum, verschärft den Ton. Alles weich, dunkel, vollmundig, voller Versprechen und Wehmut, das blanke Gefühl.
Da braucht es die richtigen Instrumente: "Die alten Bluesgitarristen haben versucht, das Piano zu imitieren", plaudert Blackson. Um an der Straßenecke aufzufallen, benutzte man in den 1920er Jahren die "Dobro", wie er an seiner "Amistar" zeigt. Eine Gitarre, deren Körper bis auf den Mahagoni-Hals aus Metall und daher deutlich lauter ist. Die setzt sich durch. Ideal für das Spiel mit dem Bottleneck, dem Metall- oder Glaszylinder, der über die Saiten gedrückt wird, darüber hingleitet, im Slide, früher ein abgebrochener Flaschenhals, der über den Zeigefinger der linken Hand gestülpt wurde.
Das Spielen geht von alleine ...
Im Acoustic Fingerpicking fühlt er sich zuhause, da plaudert Blackson darüber, dass sich nicht jede Gitarre mit jedem Bluesstück verträgt. Das klingt einfach nicht. Ein wandelndes Fachbuch. Mag sein, er hat seine Leidenschaft und sein Talent in die Wiege gelegt bekommen. Vater Fritz Schönmüller war Mitglied der in den 50er Jahren berühmt-berüchtigten Mambo-Band, die in der Region die Tanzsäle füllte. Da ging schon auch mal an einem feucht-fröhlichen Abend in einer amerikanischen Bar eine von Vaters Gitarren in einem Akt der Selbstverteidigung zu Bruch ...
Jedenfalls war nach dem ersten Beschnuppern von Niko und Blackson klar: das harmoniert. "Du kannst das nicht mit jedem spielen ...", sinniert Blackson. Auch wenn E-Gitarren-Spezialist Niko sich das neue Terrain in den folgenden Wochen und Monaten erst bitterhart erarbeiten musste: "Ich konnte ja nicht viel. Das ist eine ganz andere Technik und Spielweise!"
Das ist nun auch wieder tief gestapelt. Niko Wörtmann hat sich mit Akribie hineingearbeitet ins Metier und sich auch das ein oder andere "Werkzeug" angeschafft: Auf seiner Gibson L00-Bluesking macht's ihm richtig Spaß: "Man muss sich einfach Zeit nehmen." Blackson ist ganz zufrieden.
Was hat Niko zum Blues gebracht? "Die Frage hab ich mir selbst auch schon gestellt", meint er versonnen. Er weiß es nicht. Der Blues interessiert ihn einfach. Und lässt ihn nicht mehr los. Blackson geht's genauso. Inzwischen proben die beiden jeden Freitagabend zwei Bier weg, und in den zwei bis drei Stunden genießen sie die Musik und ihre Gitarren, denn ein jeder hat etliche Exemplare. Die Gibsons, Taylors, Martins sind vielleicht auch dabei, bei der Bluesnacht im Oktober ...
Bluesnacht im Oktober
Niko & Blackson eröffnen die dritte Haßfurter Bluesnacht am Freitag, 12. Oktober, 20 Uhr, in der Rathaushalle. Sie befinden sich in bester Gesellschaft: Zu Gast sind drei der führenden europäischen Blues-Duos.