Nicht nur die Tatort-Melodie sorgt für Spannung

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Neu und alt: Christian Baum (links) und Sebastian Saffer, beide mit dem Dirigentenstab, der ihnen vor der Übernahme des Blasorchesters kaputt gegangen und von Günter Rüpplein geklebt und lackiert worden war. Saffer übernimmt jetzt das Zepter beim Blasorchester.
Neu und alt: Christian Baum (links) und Sebastian Saffer, beide mit dem Dirigentenstab, der ihnen vor der Übernahme des Blasorchesters kaputt gegangen und von Günter Rüpplein geklebt und lackiert worden war. Saffer übernimmt jetzt das Zepter beim Blasorchester.
Stefan Lurz (rechts) bedankt sich bei Christian Baum für die gute Arbeit der vergangenen fünf Jahre.
Stefan Lurz (rechts) bedankt sich bei Christian Baum für die gute Arbeit der vergangenen fünf Jahre.
 
Das Orchester in Abendkleidung, ein ungewohnter Anblick. Fotos: Katharina Becht
Das Orchester in Abendkleidung, ein ungewohnter Anblick. Fotos: Katharina Becht
 
Das Musikschulorchester Windspiel zeigte auch eindrucksvoll sein Können.
Das Musikschulorchester Windspiel zeigte auch eindrucksvoll sein Können.
 
Dagegen der gewohnte Anblick in Tracht.
Dagegen der gewohnte Anblick in Tracht.
 
Das Publikum lauschte gebannt der hervorragenden Darbietung des Eberner Orchesters.
Das Publikum lauschte gebannt der hervorragenden Darbietung des Eberner Orchesters.
 
Sebastian Saffer und Günter Rüpplein.
Sebastian Saffer und Günter Rüpplein.
 
Günter Rüpplein übergibt den reparierten und rot lackierten "Zauberstab" an Sebastian Saffer, der damit nicht nur symbolisch, das Zepter beim Blasorchester in der Hand hat.
Günter Rüpplein übergibt den reparierten und rot lackierten "Zauberstab" an Sebastian Saffer, der damit nicht nur symbolisch, das Zepter beim Blasorchester in der Hand hat.
 
Stefan Lurz in der Abend-Garderobe.
Stefan Lurz in der Abend-Garderobe.
 
 

Eberns Blasorchester lockte mit Filmmusik weg von der Flimmerkiste. Das fernsehreife Konzert war das letzte des bisherigen Dirigenten Christian Baum.

TV-Kultabend. Unter diesem Motto stand das Konzert des Blasorchesters am Samstagabend in der Frauengrundhalle. Kultig ging es auf jeden Fall zu, nicht nur musikalisch. Auch die Moderation von Matthias Sperber griff viele kultige Elemente auf und führte amüsant durch den Abend.

Bereits das Nachwuchs-/Musikschulorchester "Windspiel" hatte sich des Themas (TV-)Kultabend angenommen und eröffnete das Konzert mit Melodien aus Star Wars. Dann entführten es das Publikum mit dem von Luigi di Ghisallo komponierten japanischen Liebeslied "Genji Koto" in den fernen Osten, bevor die musikalische Reise mit dem von Dick Ravenal komponierten "Dos Muchachos" über Mexico zurück in unsere westlichen Pop-Gefilde führte.

Den Abschluss machte der Deep Purple-Klassiker "Smoke on the Water", den die jungen Musiker hervorragend interpretierten.

Dann übernahm das große Orchester und weiter ging es in der Fernseh-Welt. In der ersten Hälfte des Konzerts führte das Orchester in gewohnt brillanter Intonation die Zuhörer über die "Brücke am Kwai", infizierten sie mit dem "Saturday Night Fever", würdigten zusammen mit John Miles der "Music (was my first love)", bevor sie sich mit einem "Moment for Morricone" in die Pause verabschiedeten.

Im zweiten Teil kehrte das Orchester, ganz überraschend in Abendkleidung, musikalisch nach Deutschland bzw. Europa zurück. Glenn Miller und "Miss Marple" glänzten ebenso wie das Udo-Jürgens-Medley und natürlich der "Tatort".


Ein Paukenschlag

Das Stück, das aber dem TV-Kultabend seinen Namen gegeben hat, bildete den krönenden Abschluss. Mit Melodien unter anderem aus der Schwarzwaldklinik, der Lindenstraße, vom Traumschiff, Herzblatt, Derrick und Wetten, Dass...? Konnte jeder der Besucher etwas anfangen. Mancher summte seine Lieblingsmelodie gar mit.

Ein Highlight des Konzerts war die Beleuchtung, die Norbert Wirner übernommen hatte und die teils im Takt der Musik funkelte.

Dann folgte die Überraschung des Abends. Dirigent Christian Baum, der erst vor fünf Jahren nach Ebern gekommen war, verabschiedete sich und übergab den Dirigentenstab an Sebastian Saffer. Baum, der das Orchester von Werner Höhn übernommen hatte, begründete seine Entscheidung am Samstag damit, dass ihm das eigene Musik machen in der letzten Zeit zu kurz gekommen sei bzw. dass er als passionierter Trompeter kaum noch selbst zur Trompete greifen konnte.

Die Aufgaben als Leiter der Musikschule Ebern sowie als Dirigent des Blasorchesters nahmen ihn voll in Beschlag. "Und jetzt habe ich ab Herbst eine Konzert-Tournee angenommen, auf die ich mich auch vorbereiten muss", erklärte er. Deshalb gebe er die Leitung des Orchesters ab.

Sein Nachfolger, Sebastian Saffer, steht bereits in den Startlöchern und dirigierte am Samstag bereits die Zugabe, den "Frankenland-Marsch". Die zweite Zugabe bestritt wieder Christian Baum und es klang durchaus Wehmut an. Mit dem Klassiker des Abschiednehmens "Auld Lang Syne", besser bekannt als "Nehmt Abschied Brüder" verabschiedete er sich zu stehenden Ovationen.


Trocken gelegt

Die Laudatio auf den scheidenden Dirigenten hielt Stefan Lurz. "Er hat es geschafft, ein Alkoholverbot vor und während der Proben, Konzerte und Auftritte durchzusetzen", plauderte er aus dem Nähkästchen. Dass dies die Qualität der Darbietungen gehoben hat, daran hatte am Abend niemand Zweifel.

Viel hat sich unter der Leitung von Christian Baum getan. Am offensichtlichsten davon: Das klassische Frühjahrskonzert erhielt das neue "Absolut Musik" -Format.

Als Erinnerung an die Zeit mit dem Orchester und besonders an den ersten Grillabend gab es als Abschiedsgeschenk ein Grillbesteck samt Foto des Orchesters.

Sebastian Saffer, der Nachfolger, ist 25 Jahre jung. Er studiert aktuell in Bamberg noch Lehramt für Musik an der Mittelschule und macht seinen Dirigentenschein. Auch er ist Trompeter und hat dieses Instrument studiert, bevor er beschloss, sein Wissen um die Musik weiterzugeben. Sein ganzes Leben war geprägt von der Musik.

So besuchte der aus Friesen bei Hirschaid stammende Saffer auch in Bamberg das musische E.T.A. Hofmann-Gymnasium. Nun hofft er, dass ihn auch sein weiterer beruflicher Weg in der Heimat hält. "Eine Stelle in der Gegend wäre toll."

Doch interessanter ist natürlich das, was er sich für das Blasorchester Ebern vorgenommen hat. "Zuerst müssen wir uns einmal kennen lernen."

Deshalb ist er ganz froh, dass vorerst kein Konzert ansteht, sondern Auftritte. "Die sind weniger fordernd, der Druck ist geringer. Da kann man sich besser kennen lernen" schmunzelt er.. "Für 2018 peile ich das Wertungsspiel an, wir sollten uns mal wieder messen", findet er.

Neue Impulse wird er dem Orchester sicher mitgeben. Denn er deutet bereits an, neue Wege gehen oder zumindest ausprobieren zu wollen. "Wohin der Weg genau geht, werden wir sehen. Aber ich würde gerne auch mal was in die klassische, symphonische Richtung machen." Also könnte man das Orchester künftig öfter in Abendgarderobe sehen.


Leistungs-Prinzip

Denn es ist ihm, auch als angehendem Musiklehrer, wichtig, dass Musiker in alle Richtungen gebildet sind. Dass dies nicht allen gefallen wird, ist ihm klar. "Es muss jeder mal einen Kompromiss eingehen." Wichtig sei, dass die gesamte Truppe mitzieht und sich keine Grüppchen, wie so oft Jung gegen Alt, oder ähnlich bilden.

Selbst bezeichnet er sich als umgänglichen Menschen und im ersten Gespräch bestätigt sich diese Selbsteinschätzung. Dennoch arbeitet auch er nach dem Prinzip "Leistung geht vor", auf jeden Fall vor das Feierabendbier, das er aber auch genießt.